Jugendverbände gegen Ampel: "Sie kürzen unsere Zukunft weg!"

    Jugendverbände gegen die Ampel:"Sie kürzen unsere Zukunft weg!"

    von Julia Vonier
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    Jetzt gehen die Jungen gegen die Ampel auf die Barrikaden: Sechs Jugendverbände zeigen der Regierung die Rote Karte: "Sie kürzen unsere Zukunft weg!", werfen sie ihr vor.

    Juso-Chef Philipp Türmer
    Philipp Türmer ist Chef der Jusos. Aber auch Grüne Jugend, DGB-Jugend, Fridays for Future, der deutsche Bundesjugendring und Fiscal Future wehren sich gegen die geplanten Kürzungen.
    Quelle: imago

    Den Jungen reicht es - so wie bisher, wollen sie nicht weiter regiert werden. Sechs Jugendverbände haben zusammen einen Brandbrief an die Ampelparteien verfasst. Er liegt ZDFheute vor. Anlass ist der Streit um den bevorstehenden Bundeshaushalt für kommendes Jahr. Ihre Forderung: Die Schuldenbremse muss weg.

    Unterzeichner mit sechs Millionen Mitgliedern

    Sechs Millionen Mitglieder versammeln sich hinter den Verbänden. Dazu zählen die Jusos, die Grüne Jugend, DGB-Jugend, Fridays for Future, der deutsche Bundesjugendring sowie Fiscal Future. Sie wehren sich gegen die "bevormundende Behauptung, dass die geplanten Kürzungen im Interesse junger Menschen seien."
    Jugendgerechtigkeitsstudie
    Eine Studie der Uni Bielefeld hat herausgefunden, dass sich mehr als drei Viertel der Jugendlichen von der Politik übergangen fühlen.02.07.2024 | 1:33 min
    Den von der Regierung geplanten Haushalt bezeichnen die Verfasser als einen Haushalt, "der die Hoffnungslosigkeit weiter verstärkt und Menschen schutzlos der Klimakatastrophe ausliefert". Ihr Fazit:

    Im Gegensatz zu Ihnen, haben wir verstanden, dass die Schuldenbremse vor allem als Investitionsbremse und als Zukunftsbremse wirkt. Mit ihr ist kein zukunftsfähiger Haushalt möglich.

    Schreiben der Jugendverbände an die Ampelregierung

    Kürzungen als "unverantwortlich" bezeichnet

    Einen Kürzungshaushalt nennen die Verfasser "unverantwortlich und das Gegenteil von ökonomischer Kompetenz."
    Christian Lindner
    Im Haushaltsstreit der Ampelparteien pocht die FDP auf ihr Nein zu einer erneuten Aussetzung der Schuldenbremse und geht zugleich deutlich auf Konfrontationskurs mit der SPD. 25.06.2024 | 1:56 min
    Das Schreiben ist an Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne) und Christian Lindner (FDP) gerichtet. Ihnen wird vorgeworfen, die Schließung von Jugendbildungsstätten und Schwimmbädern zu verantworten, die Infrastruktur verfallen zu lassen und die Klimaziele zu verfehlen.

    Vorwurf: Pläne zu Lasten der jungen Generation

    Die Jugendverbände werfen den Entscheidern vor, versäumte Investitionen würden langfristig teuer und gingen zu Lasten der jungen Generation.
    Christian Dürr
    "Ich bin bei den Worten des Bundeskanzlers: Wir müssen mit dem Geld auskommen, das uns die Menschen in Deutschland zur Verfügung stellen", so FDP-Fraktionschef Christian Dürr. 25.06.2024 | 6:16 min
    Sie fordern die Regierenden zu mehr Weitblick auf, das Vertrauen in die demokratischen Parteien schwinde. Studien belegten, dass ein extremer Sparkurs von Seiten eines Staates Parteien am rechten Rand Wähler beschere. Deshalb gelte es dem gegenzusteuern. Das Schreiben endet mit dem Aufruf:

    In diesen Zeiten sind alle demokratischen Parteien in der Pflicht: Erkennen Sie die nationalen und internationalen Herausforderungen an, investieren Sie in unsere Zukunft und schützen Sie unsere Demokratie!

    Schreiben der Jugendverbände an die Ampelregierung

    Norbert Röttgen bei "maybrit illner"
    Norbert Röttgen bei "maybrit illner": "Bundeshaushalt muss Sicherheit oberste Priorität einräumen."13.06.2024 | 1:13 min

    Etatberatungen stecken fest

    Schon seit Wochen berät die Spitze der Regierung über den Haushaltsetat für das Jahr 2025. Ursprünglich sollte der Entwurf für den Etat bereits in dieser Woche stehen, bislang gibt es allerdings keine Einigung.

    Die Schuldenbremse soll sicherstellen, dass die Regierung nicht übermäßig hohe Schulden anhäuft und dass sie die finanzielle Stabilität des Landes bewahrt. Die Schuldenregel formuliert Grenzen der Verschuldung und verlangt die Rückzahlung der Staatsschulden in absehbarer Zeit. Sie soll dazu beitragen, dass Gegenwartsprobleme nicht auf Kosten künftiger Generationen gelöst werden bzw., dass im Umkehrschluss auch nachfolgenden Generationen finanzieller Spielraum bleibt.

    Nachdem Deutschland siebenmal hintereinander einen ausgeglichenen Haushalt, teilweise sogar Finanzüberschüsse erwirtschaftet hat, wurde die Schuldenbremse wegen Corona in den Jahren 2020, 2021 und 2022 ausgesetzt - ebenso 2023. Ausgesetzt bedeutet, dass von den festgelegten Grenzen der Verschuldung abgewichen werden kann. Möglich ist das in Jahren mit besonderen Belastungen, beispielsweise durch eine Pandemie, einer schweren Wirtschaftskrise oder durch Naturkatastrophen.

    Die SPD will die Schuldenbremse aussetzen, damit Spielraum für Investitonen bleibt. Die Grünen sind für diese Variante gesprächsbereit. Finanzminister Lindner ist allerdings strikt dagegen und pocht auf die Einhaltung der Schuldenbremse. Für den Kabinettsbeschluss ist derzeit der 17. Juli im Gespräch, Voraussetzung dafür ist aber eine grundsätzliche Einigung. Auch heute sind dazu wieder Gespräche angesetzt.

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