Grenzkontrollen laut Polizeigewerkschaft "viel zu spät"

    Interview

    Teggatz zu Migrationsdebatte:Grenzkontrollen für Polizei "viel zu spät"

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    Die Innenministerin hat ihre strikte Ablehnung von Grenzkontrollen aufgegeben. Sie lässt nun prüfen. Im ZDF äußert sich dazu der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft.

    Deutsch-polnischer Grenzübergang bei Frankfurt/Oder
    Der deutsch-polnische Grenzübergang bei Frankfurt an der Oder: Auch hier könnte es bald temporäre Grenzkontrollen geben. (Symbolbild)
    Quelle: imago

    Nach langem Zögern hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) angesichts deutlich steigender Migrationszahlen offener für vorübergehende stationäre Kontrollen an den Grenzen zu Polen und Tschechien gezeigt. "Aus meiner Sicht ist das eine Möglichkeit, Schleuserkriminalität härter zu bekämpfen", sagte sie der "Welt am Sonntag". "Zusätzliche grenzpolizeiliche Maßnahmen" würden aktuell geprüft.
    Heiko Teggatz, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), plädiert schon lange für stationäre Grenzkontrollen und findet, dass das zu spät kommt. Im Gespräch mit dem ZDF äußert sich Teggatz zu dem Kurswechsel.
    Das sagt Teggatz zu …

    … Nancy Faesers Einlenken bei kurzfristigen Grenzkontrollen:

    "Gut, dass sie es endlich prüft. Viel zu spät, dass sie jetzt erst mit der Prüfung anfängt. Ich fordere das seit Monaten, die stationären Grenzkontrollen", sagt Teggatz. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft merkt dabei jedoch an:

    Stationäre Grenzkontrollen bedeuten nicht, 'die Bundespolizei marschiert jetzt auf Zehntausend Mann, zieht Zäune hoch, baut Schlagbäume auf und sperrt sämtliche Straßen'.

    Heiko Teggatz, Deutsche Polizeigewerkschaft

    Die Kollegen, die im Rahmen der Steuerfahndung eingesetzt seien, würden vielmehr in die Stationen wechseln. Von dort aus könnten sie sich an den Straßen, die von Polen und Tschechien nach Deutschland führten, an der Grenze positionieren, erklärt Teggatz. Mehr als die Durchführung von Sichtkontrollen im laufenden Verkehr sei es aber nicht, merkt er an.

    … bisherigen Kontrollen an den Grenzen:

    Teggatz erklärt, dass es Kontrollen zwar gegeben haben mag, "aber die Europäische Union, also der Schengener Grenzkodex untersagt schlichtweg Kontrollen an einer Schengenbinnengrenze". Das gelte auch für Maßnahmen, die einer Kontrolle gleichkämen oder als Ersatzkontrolle zu werten seien.

    Deshalb, es ist schon ziemlich grenzwertig, was im Moment dort passiert mit der von Nancy Faeser anberaumten verstärkten Schleierfahndung.

    Heiko Teggatz, Bundesvorsitzender der DPolG

    Man könne auf die Idee kommen, dies sei eine Art Ersatzkontrolle "und das ist schlichtweg nach europäischen Recht nicht erlaubt". Die Polizisten vor Ort führen laut Teggatz nun trotzdem Kontrollen durch, "dürfen aber nicht zurückweisen, weil da wird sich auch wieder auf das europäische Recht berufen".
    Teggatz erklärt in Richtung Feaser:

    Sie müsste nur mit einem Federstrich sozusagen bei der Europäischen Union, diese stationären Grenzkontrollen anmelden - nicht mal genehmigen lassen, lediglich anmelden.

    Heiko Teggatz, Deutsche Polizeigewerkschaft

    So könnten die Kollegen an den Grenzen "rechtssicher handeln und hätten auch grenzpolizeiliche Befugnisse unmittelbar an der Grenze". So sei es seit 2015 an der österreichischen Grenze, fügt er hinzu.

    … dem politischen Kontext:

    Dass Faeser sich bislang nicht an Brüssel gewandt hat, führt Teggatz auf parteipolitische Gründe zurück. "Das ist wahrscheinlich ein bisschen die Parteiideologie, die gerade bei den Grünen immer mitschwingt als Regierungspartner und ich glaube, die sind die, diejenigen, die da den Keil gerade reintreiben in die Ampel-Regierung."
    Quelle: ZDF

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