Militärexperte: Ukraine-Krieg ist "in der Abnutzungsphase"

    Interview

    Militärökonom zur Frontsituation:Experte: Ukraine-Krieg "in Abnutzungsphase"

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    An welchem militärischen Punkt stehen die Ukraine und Russland - wer hält einen möglichen Stellungskrieg länger durch? Das ordnet Militärexperte Marcus Keupp ein.

    Der russische Angriffskrieg in der Ukraine scheint sich immer mehr einem Stellungskrieg anzunähern - von groß angelegten Offensiven ist derzeit wenig zu hören. Bei ZDFheute live erklärt Militärexperte Marcus Keupp, wie sich die aktuelle Situation an der Front darstellt, welche Erfolgsaussichten beide Seiten haben und ob die Eskalation im Nahost-Konflikt Einfluss auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine hat.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Marcus Keupp ...

    ... zur derzeitigen Situation an den Fronten in der Ukraine

    Der Krieg in der Ukraine befinde sich "in der Abnutzungsphase", erklärt Keupp. "Die Russen sind gerade dabei, die Abnutzung tatkräftig zu beschleunigen, indem sie ihre Fahrzeuge bei Awdijiwka geradezu reihenweise ins ukrainische Feuer schicken."
    Derzeit seien keine großen offensiven Durchbrüche zu erwarten. Das liege einerseits an neuen Technologien auf dem Schlachtfeld wie modernen Drohnen, aber auch an misslungenen russischen Angriffen. Russland sei bereit, enorme Verluste in Kauf zu nehmen, aber komme nicht durch, erklärt Keupp. Die Frage sei also jeden Tag aufs Neue:

    Wer zwingt hier wen in die Abnutzung? Und wer kann letztlich mit seinem Industrie- und Technologiepotenzial länger durchhalten?

    Marcus Keupp, Militärexperte

    ... zu den Chancen Russlands, seinen Krieg zu gewinnen

    Für den Militärexperten ist die Antwort darauf, ob Russland seinen Krieg in der Ukraine gewinnen kann, eindeutig:

    Der Krieg ist für Russland strategisch verloren. Russland hat im Moment keine Möglichkeit mehr, an der gesamten Front die Initiative zu gewinnen.

    Marcus Keupp, Militärexperte

    Unter anderem sei die materielle Abnutzungsrate Russlands zu hoch, um keine logistischen Probleme zu bekommen.

    Russland wird diesen Krieg nicht gewinnen, aber die Frage ist: Kann ihn die Ukraine gewinnen?

    Marcus Keupp, Militärexperte

    Das Kriegsziel der Ukraine sei die "Wiederherstellung ihrer Staatlichkeit in den Grenzen von 1991". Und genau das müsse auch das Ziel der Unterstützer der Ukraine sein, sagt Keupp. "Alles andere ist eine Belohnung der russischen Aggression." Um Russland zurückzudrängen - auch von der Halbinsel Krim - brauche die Ukraine allerdings die "technologische Überlegenheit".
    Dies "umfasst insbesondere Luftkampffähigkeit oder Luftüberlegenheit", sagt Keupp. Ab dem nächsten Frühling, prognostiziert er, werde klarer sein, wie es um die Ukraine im Luftraum stehe, "wenn dann die westlichen F-16-Kampfflugzeuge in den Kampfraum eingreifen werden".
    Ukraine Karte, Foto von ukrainischem Soldat und Claudia Major
    Die erhofften Gebietsgewinne der Ukrainer bleiben hinter den Erwartungen zurück. Bei ZDFheute live ordnet Sicherheits- und Militärexpertin Claudia Major die Lage ein. 02.11.2023 | 26:38 min

    ... zum Einfluss des Nahost-Konflikts und zur Rolle der USA

    Für die USA, deren Rüstungsausgaben "so groß wie die der nächsten sieben folgenden Länder zusammen" seien, stelle die dazugekommene Eskalation des Nahost-Konflikts keine materiellen Probleme dar, erklärt Keupp.

    Es ist ein beliebtes russisches Propagandamotiv, zu erzählen, die USA könnten quasi nicht beide Staaten gleichzeitig unterstützen mit Waffenlieferungen.

    Marcus Keupp, Militärexperte

    Nach dem Angriff der Hamas auf Israel seien die USA schließlich auch in der Lage gewesen, "von heute auf morgen zwei Flugzeugträger plus Begleitflotte von 30 Schiffen ins Mittelmeer" zu schicken. Keupp betont auch die Fähigkeit der USA, "große Operationen zu führen". Gegenüber dem, was den US-Streitkräften im Nahost-Raum zur Verfügung stehe, "ist das, was die USA für die Ukraine machen, Peanuts", sagt der Experte.

    Das sind nicht einmal fünf Prozent des US-amerikanischen Verteidigungsbudgets.

    Marcus Keupp, Militärexperte

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    Quelle: ZDF
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