So agieren ukrainische Spezialeinheiten auf Halbinsel Krim
Erneute Landung auf Halbinsel:Krim: So agieren ukrainische Spezialeinheiten
von Christian Mölling, András Rácz
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Ein ukrainisches Kommando ist zum zweiten Mal bis zur Krim vorgestoßen. Russland ist immer weniger in der Lage, die Küstenlinie zu verteidigen.
Die Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist seit der Annexion 2014 unter russischer Kontrolle.
Quelle: Russian Black Sea Fleet Press Service/Handout via Reuters (Archiv)
Nur selten blitzen Operationen der ukrainischen Spezialeinheiten in der Öffentlichkeit auf. Am 2. Oktober veröffentlichte der militärische Nachrichtendienst der Ukraine (HUR) ein Video, auf dem solche Spezialeinheiten mit kleinen Booten und Jetskis bis zur besetzten Krim vorzudringen.
Die gelandete Einheit war sehr klein. Die Operation wurde bei Nacht durchgeführt. Dem Video zufolge machten sie Fotos mit der ukrainischen Flagge auf dem Boden der Krim. Tatsächlich führten sie jedoch sicherlich auch andere Aktionen durch.
Russland greift Landung auf
Interessanterweise griff auch Russland diese Landung auf. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Kommuniqué, in dem behauptet wurde, dass es Russland gelungen sei, die ukrainische Landung zu vereiteln und sogar einen ukrainischen Soldaten gefangen zu nehmen.
Das veröffentlichte ukrainische Video widerspricht jedoch eindeutig der russischen Erklärung, da die Landung tatsächlich stattgefunden hat.
Experte: Es geht um mehr als nur Propaganda-Bilder
Dies war nicht das erste Mal, dass ukrainische Spezialeinheiten eine amphibische Operation im westlichen Teil der besetzten Halbinsel Krim durchführten.
Mindestens eine Landung von ihnen wurde bereits im September dokumentiert: Diese Operation spielte Berichten zufolge eine wesentliche Rolle bei der Zerstörung einer S-400-Flugabwehrbatterie in Feodosiya an der Küste, wahrscheinlich durch genaue Lokalisierung und möglicherweise auch durch Markierung des Ziels für die ankommenden Angriffe.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch die jetzige Operation ähnliche Ziele verfolgte. Mit anderen Worten: Bei diesen Landeaktionen geht es um mehr als nur Propaganda-Bilder.
Russland kann Krimküste immer weniger schützen
Die wiederholten ukrainischen Anlandungen auf der Krim zeigen zudem, dass Russland immer weniger in der Lage ist, die Westküste der Halbinsel zu sichern. Zudem ist Moskau offenbar nicht einmal in der Lage, ankommende kleine Wasserfahrzeuge zu erkennen, geschweige denn abzuwehren.
Dies steht wahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit der Tatsache, dass es der Ukraine bereits im August/September gelungen ist, die russischen Radare und Überwachungssysteme für die Gasförderplattformen im westlichen Schwarzmeerbecken zu neutralisieren.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Außerdem wurden durch ukrainische Drohnen- und Raketenangriffe auch einige russische Küstenradare entlang der Küste getroffen. Da die russischen Streitkräfte in Richtung des westlichen Schwarzmeerbeckens teilweise "blind" sind, werden solche kleineren Operationen zunehmend möglich.
Größere Landeoperation der Ukraine unwahrscheinlich
Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass die Ukraine in absehbarer Zeit in der Lage wäre, eine Landungsoperation auf der Krim durchzuführen, die größer wäre als eine kleine Spezialeinheit.
Die Ukraine verfügt zwar über kleine amphibische Fähigkeiten, aber es fehlt ihr völlig an einer Flotte, die für die Durchführung einer größeren Landung und insbesondere für die Unterstützung der eingesetzten Kräfte erforderlich wäre.
Quelle: ZDF
Die Krim, mit 26.000 Quadratkilometern knapp so groß wie das Bundesland Brandenburg, hat eine wechselhafte Geschichte. Jahrhundertelang von Griechen, Türken oder Tataren beherrscht, gehörte die strategisch bedeutsame Halbinsel im Schwarzen Meer nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu Russland. Zuvor galt die Krim im Zuge der Oktoberrevolution noch als autonome Republik innerhalb Sowjetrusslands.
1954 erklärte der aus der Ukraine stammende damalige Kremlchef Nikita Chruschtschow die mehrheitlich von Russen bewohnte Halbinsel zu einem Teil der Ukrainischen Sowjetrepublik.
Nach dem Zerfall der UdSSR erklärte sich die Ukraine 1991 für unabhängig. Ein Jahr darauf verhinderte die Zentralregierung in Kiew ein von pro-russischen Kräften angestrebtes Referendum über die Unabhängigkeit der Krim. Als Zugeständnis wurde sie zur Autonomen Republik mit weitreichenden Rechten erklärt.
2010 schlossen Russland und die Ukraine einen Vertrag über russische Gaslieferungen - im Gegenzug wurde der Pachtvertrag mit der russischen Marine auf der Krim verlängert. Das auf der Halbinsel gelegene Sewastopol ist seit dem 19. Jahrhundert Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.
Im März 2014 annektierte Russland die Halbinsel.
Sondereinsätze sind nützlich für die Ukraine
Solche kleinen Sondereinsätze bilden daher die Obergrenze der amphibischen Fähigkeiten der Ukraine gegen die Krim.
Trotz ihres geringen Umfangs sind sie jedoch nützlich:
um punktgenaue Treffer zu erzielen
Luft- und Raketenangriffe durch Markierung der Ziele zu lenken (wie es wahrscheinlich mit den S-400 geschehen ist)
große russische Streitkräfte, die versuchen, die Küstenlinie zu verteidigen, zu behindern
für Propagandazwecke
Deshalb werden diese Sondereinsätze höchstwahrscheinlich fortgesetzt.
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