Frankreich: Wie die Industrie aus der Krise kommen soll
Krisenstimmung in Frankreich:Hunderttausende Industrie-Jobs in Gefahr
von Alicia Taubert und Lukas Nickel
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Hohe Energiepreise und steigende Rohstoffkosten. Welche Lösungen gibt es für Frankreichs Industrie in der Krise? Bei seiner Regierungsansprache wird Premier Bayrou wenig konkret.
Frankreichs Mitte-Rechts-Regierung hat im Parlament keine Mehrheit und muss einen Sparhaushalt erstellen. Das blockiert auch die Wirtschaft. In der Industrie droht ein Stellenabbau.14.01.2025 | 1:56 min
Große Maschinen, meterhohe Regale und die Produktion steht größtenteils still. Die Krise der französischen Industrie trifft nun auch die traditionsreiche Metallgießerei "Fonderie de Bretagne" im Westen des Landes. Das Unternehmen, das rund 300 Menschen beschäftigt, steht vor der Insolvenz. Zwei Drittel der Belegschaft arbeiten bereits in Teilzeit. Lionel Le Cordroch ist schon seit 30 Jahren im Unternehmen. Er ist stolz auf seinen Beruf. Eine Kündigung würde ihn hart treffen.
Wir sitzen heute alle im selben Boot. Wir hoffen alle, dass es eine positive Wende geben wird, aber es ist klar, dass wir heute alle um unsere Arbeitsplätze fürchten.
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Lionel Le Cordroch, Mitarbeiter "Fonderie de Bretagne"
Die von Renault gegründete Gießerei war über Jahrzehnte ein wichtiger Zulieferer des Automobilherstellers und beliefert auch deutsche Unternehmen wie BMW. Erst kürzlich hatte das Unternehmen in neue Maschinen investiert, um die Produktion zu steigern und die Insolvenz abzuwehren.
Die Regierung von Premier Barnier ist Geschichte. In einem Misstrauensvotum stimmten Abgeordnete aus dem linken und rechten Lager gegen sie.05.12.2024 | 1:36 min
Premierminister Bayrou verspricht Entlastungen für Unternehmen
Heute Nachmittag kündigte der neue französische Premierminister François Bayrou in einer Regierungserklärung an, "den Unternehmen die Arbeit zu erleichtern". Seine Regierung wolle sie vor "exponentiellen Erhöhungen von Steuern und Abgaben" schützen. Zudem werde sein Kabinett Bürokratie abbauen. Die vielen Vorschriften seien für die französische Wirtschaft eine "unerträgliche Bremse". Doch viel konkreter wurde er nicht. Dabei warten viele Unternehmen im Land seit Wochen auf klare Zusagen der Politik.
Sie geht um in Frankreich, die Angst vor Abstieg und Arbeitslosigkeit. Denn die Industrie leidet massiv unter Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Das bringt enorme soziale Probleme mit sich.27.10.2022 | 7:48 min
Unternehmensinsolvenzen auf Rekordniveau und Arbeitsplätze bedroht
Immer mehr französische Firmen sind in Schieflage geraten. Für ganze Regionen steht viel auf dem Spiel. Um Arbeitsplätze in der Industrie zu sichern, stellte Präsident Macron in den vergangenen Jahren Investitionspläne vor.
Die Reindustrialisierung Frankreichs und Europas ist grundlegend für unsere Souveränität. Wenn wir nicht mehr tun, werden wir von anderen abhängig sein.
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Präsident Macron (2023)
Doch die Reformen fruchteten nicht überall. Im Gegenteil: Frankreichs Firmen blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Laut der französischen Bankengruppe BPCE erreichte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2024 mit rund 66.500 Fällen den höchsten Stand seit 2009. Die wirtschaftliche Talfahrt könnte 2025 gravierende Folgen haben: die Bankengruppe sieht bis zu 240.000 Arbeitsplätze gefährdet. Die Krise zieht sich durch verschiedene Branchen. Besonders betroffen sind die Automobil- und Metallindustrie, der Einzelhandel und die Chemiebranche.
Nach dem Regierungssturz blicken auch die Unternehmen sorgenvoll auf die Krise in Frankreich, denn die Wirtschaft leidet unter der Krise. 06.12.2024 | 3:29 min
Wirtschaftliche Talfahrt hält an
Die Lage der französischen Industrie verschärft die ohnehin angespannte wirtschaftliche Situation. Das Land ist hoch verschuldet und steuert geradewegs auf eine Rezession zu.
Mit einer Schuldenstandsquote von 112,2 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt Frankreich deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone. Auch das Wirtschaftswachstum zieht kaum an. Fachleute rechnen mit gerade einmal 0,2 Prozent im neuen Quartal. Ein alarmierender Ausblick für die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU.
Hinzu kommt die politische Instabilität des Landes. Nach dem Sturz der letzten Regierung hat die neue Regierung noch immer keinen Haushalt für 2025 vorgelegt. Viele Unternehmen verschieben oder streichen Investitionsvorhaben, warnen Beobachtende der Branche. Sollte sich die Lage nicht bald verbessern, sind auch neue, landesweite Proteste nicht ausgeschlossen.
Frankreichs Krise ist eine Belastung für die europäische Wirtschaft. Allen voran für Deutschland. Eine Eurokrise aber halten Ökonomen für unwahrscheinlich.
von Valerie Haller
mit Video
Quelle: dpa
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