Wirtschaft: Was Frankreichs Krise für Europa bedeutet
Wirtschaftsprobleme:Was bedeutet Frankreichs Krise für Europa?
von Valerie Haller
|
Frankreichs Krise ist eine Belastung für die europäische Wirtschaft. Allen voran für Deutschland. Eine Eurokrise aber halten Ökonomen für unwahrscheinlich.
In Frankreich wurde die Regierung durch ein Misstrauensvotum zu Fall gebracht. Präsident Emmanuel Macron will jedoch im Amt bleiben, verkündete er in einer TV-Ansprache.06.12.2024 | 1:37 min
Darin sind sich die Experten weitgehend einig: Die Lage in Frankreich ist ernst, aber noch nicht dramatisch. Die politische Instabilität lähmt zwar Europas zweitgrößte Volkswirtschaft. Aber jegliche Vergleiche mit Griechenland, das ab 2010 mehrmals auf Rettungskredite angewiesen war, hinken.
Denn: Frankreich ist zwar hoch verschuldet, steht aber wirtschaftlich deutlich stabiler da und muss auch weit weniger tief in die Tasche greifen für Schulden als der griechische Staat seinerzeit.
Finanzmärkte bleiben bislang ruhig
Die Risikoaufschläge französischer Staatsanleihen sind zwar leicht gestiegen, von Panik kann jedoch keine Rede sein. Nervös sind die Finanzmärkte aber schon. In den vergangenen Tagen stiegen Frankreichs Kreditkosten erstmals über die von Griechenland.
Die Märkte sorgen sich um die Kreditwürdigkeit des Staates, da es inzwischen einen alarmierenden Schuldenberg von über drei Billionen Euro angehäuft hat - mehr als 110 Prozent seiner Wirtschaftsleistung. Damit gehört das Land zu den Schlusslichtern in der Eurozone. Nur Italien und Griechenland stehen noch schlechter da.
Nach dem Regierungssturz blicken auch die Unternehmen sorgenvoll auf Frankreich, denn die Wirtschaft leidet unter der Krise. 06.12.2024 | 3:29 min
Und der Schuldenstand wächst weiter. Auch dieses Jahr muss der französische Finanzminister neue Schulden von mehr als 170 Milliarden Euro aufnehmen. Außerdem müssen Altschulden refinanziert werden. Kein europäischer Rettungsschirm ist groß genug, um solche Summen aufzufangen.
Droht eine neue Eurokrise?
Dass Frankreich aber in eine handfeste Staatsschuldenkrise schlittern könnte, halten Ökonomen für unwahrscheinlich.
Frankreichs Wirtschaft ist ausreichend stark und die Zinsbelastung geht bislang nicht durch die Decke. Eine akute Schuldenkrise droht erst mal nicht.
„
Stefan Kipar, Senior Economist bei Union Investment
Darüber hinaus seien die Möglichkeiten eine Krise zu lösen, heute besser. Schwierig könne es vor allem werden, wenn Frankreich im Sommer eine neue Regierung bekäme, die noch weniger bereit wäre zu sparen.
Nach dem Sturz der Regierung in Frankreich weist Präsident Macron Rücktrittsforderungen von sich. 05.12.2024 | 2:24 min
Die Europäische Zentralbank ist die einzige Institution, die Frankreich retten könnte. Die EZB kann unbegrenzt Staatsanleihen aufkaufen und somit verhindern, dass die Renditeaufschläge zu stark steigen. Und dennoch: Höhere Zinsen auf Staatsanleihen bedeuten weitere Milliardenlasten und Druck auf die öffentlichen Kassen.
Frankreichs Krise auch schlecht für Deutschland
Dass Frankreich schwächelt, ist vor allem keine gute Nachricht für deutsche Exporteure. Laut Deutscher Industrie- und Handelskammer sind mehr als 2.600 deutsche Firmen in Frankreich engagiert in Form von Handel und Investitionen. Damit zählt das Nachbarland nach den USA zu den wichtigsten Märkten für deutsche Unternehmen, die selbst schon unter einer lahmenden heimischen Konjunktur leiden.
"Macron wird nicht zurücktreten", sagt die Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay. 05.12.2024 | 4:07 min
Nicht nur Frankreich, auch Deutschland ist politisch und wirtschaftlich geschwächt. Damit stottert ausgerechnet der Motor der Länder, die die größten Volkswirtschaften in Europa darstellen. Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein angesichts des Ukraine-Krieges, der Unsicherheit vor dem Antritt des künftigen US-Präsidenten Donald Trump und der Spannungen im Welthandel. Ein starkes Europa wäre da wichtiger denn je.
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.