Sharmahd: Warum der Iran die Hinrichtung jetzt dementiert
Gestorben oder hingerichtet?:Sharmahd: Bereits vor Hinrichtung tot?
von Kamran Safiarian
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Wurde er hingerichtet oder ist er bereits vorher verstorben? Es herrscht Verwirrung um die Todesursache des deutsch-iranischen Staatsbürgers Djamshid Sharmahd.
Starb der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd vor oder durch die Hinrichtung? Nach widersprüchlichen Aussagen Teherans fordert seine Familie Beweise und eine unabhängige Untersuchung.
Quelle: dpa
Es ist gerade mal ein paar Tage her, da verkündete Irans Justiz die Vollstreckung des Todesurteils gegen den deutsch-iranischen Staatsbürger Djamshid Sharmahd und löste damit eine schwere diplomatische Krise zwischen Teheran und Berlin aus.
Gazelle Sharmahd, die Tochter des in Iran hingerichteten deutschen Staatsbürgers Djamshid Sharmahd, macht der deutschen Politik im ZDF-Interview schwere Vorwürfe.31.10.2024 | 3:07 min
Gazelle Sharmahd: "Ich will Beweise"
Objektiv überprüfen lassen sich die Todesumstände Sharmahds nicht. Auch zum Verbleib der Leiche gibt es bisher keine Details. Sharmahds Tochter Gazelle hatte von Anfang an gegenüber dem ZDF Beweise für die Hinrichtung ihres Vaters gefordert.
Vor allem brauche ich jetzt erstmal Beweise, dass das überhaupt stimmt, was mit meinem Vater passiert ist, wer ihn ermordet hat, wie er ermordet worden ist.
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Gazelle Sharmahd, Tochter von Djamshid Sharmahd
Nach der Hinrichtung des Deutsch-Iraners Sharmahd schließt die Bundesregierung alle iranischen Generalkonsulate in Deutschland. Auf EU-Ebene drängt Berlin auf strengere Sanktionen.31.10.2024 | 1:37 min
Der Grund für Teherans Kehrtwende
Was bewegt Teheran zu dieser Kehrtwende? Die iranische Staatsanwaltschaft hatte von einer "gerechten Strafe" Sharmahds gesprochen, auch Präsident Pezeshkian sprach von einer Hinrichtung. Und: Zwischen dem Tod Sharmahds und den angekündigten Konsulatsschließungen soll es mehrere Gespräche zwischen Teheran und Berlin gegeben haben, auch hier wurde die Hinrichtung Sharmahds nie angezweifelt.
Der 69-jährige Djamshid Sharmahd, der mit seiner Familie lange in Deutschland und zuletzt in den USA lebte, war ein scharfer Regimegegner, der mit seiner Website Tondar den Sturz des Regimes herbeiführen wollte. Von Dubai entführten ihn iranische Agenten 2020 nach Teheran, er wurde gefoltert und später nach einem Schauprozess zum Tode verurteilt - wegen "Korruption auf Erden". Menschenrechtsgruppen haben die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Einen fairen Prozess gab es nie.
Fest steht: Die Vollstreckung des Todesurteils fällt in eine politisch heikle Zeit. Wenige Tage nach den israelischen Luftangriffen auf Iran und neuen EU-Sanktionen fühlt sich Teheran in die Ecke gedrängt.
Eine solch radikale Reaktion hatten die Mullahs von ihrem größten Handelspartner in der EU nicht erwartet.
Die Zahl der Hinrichtungen weltweit hat im vergangenen Jahr stark zugenommen. Laut Amnesty International gab es 2023 mindestens 1.153 Exekutionen - die höchste Zahl seit 2015.29.05.2024 | 0:24 min
Djamshid Sharmahd kein Einzelfall
Schon einmal hatte das Mullah-Regime einen Doppelstaatler hingerichtet: den schwedisch-iranischen Staatsbürger Habib Chaab im Jahr 2023. Er gehörte einer oppositionellen Rebellengruppe an und war ähnlich wie Sharmahd auf einer Türkei-Reise verschwunden und später hingerichtet worden.
Zuletzt sprach Trump sich für einen Angriff Israels auf iranische Atomanlagen aus. Und seine erste Amtszeit dürfte Teheran in Erinnerung geblieben sein. Die Beziehung: angespannt.
von Anna Feist
International sorgte dies danach für wenig Aufsehen. Es scheint so, als ob Teheran die Wogen glätten will. Das glaubt auch Ulrike Becker vom Mideast Freedom Forum Berlin, einem Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Publizisten: "Vielleicht will das Regime jetzt, dass die Sanktionen zurückgefahren werden."
In jedem Fall ist ganz offensichtlich, dass man kein einziges Wort, das dieses Regime verkündet, glauben kann. Diesem Regime ist alles zuzutrauen.
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Ulrike Becker, Mideast Freedom Forum Berlin
"Richtig und angemessen": CDU-Außenpolitiker Röttgen zur Schließung der iranischen Generalkonsulate.01.11.2024 | 4:21 min
Auswärtiges Amt: Tod wurde uns bestätigt
Das Auswärtige Amt sieht indes keinen Grund, seine Entscheidung zu revidieren. Es hält Iran weiter für den Tod Sharmahds verantwortlich.
Sein Tod wurde uns von iranischer Seite bestätigt. Wir setzen uns gegenüber der iranischen Regierung für die Übergabe des Leichnams an die Familie ein.
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Auswärtiges Amt
Auch Ulrike Becker fordert jetzt, den Leichnam Sharmahds sofort zu überführen, damit die Familie Klarheit habe. Ob das gelingen kann, ist jedoch fraglich. Fraglich bleibt auch, ob die Öffentlichkeit je erfahren wird, wie Djamshid Sharmahd wirklich zu Tode gekommen ist.
Kamram Safiarian ist Redakteur im ZDFheute journal.
Nach der Hinrichtung des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd im Iran kritisieren Experten die Bundesregierung - und erklären die möglichen Konsequenzen für Regimekritiker weltweit.
von Ninve Ermagan
mit Video
Quelle: dpa
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