Frauenproteste im Iran:Autorin: Studentin wird wohl gefoltert
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Im Iran hat sich eine Studentin aus Protest öffentlich ausgezogen. Und obwohl das Regime härter durchgreift, kann es die Frauenbewegung nicht zurückdrehen, glaubt Autorin Sahebi.
In Iran hat sich eine Studentin aus Protest bis auf die Unterwäsche ausgezogen und wurde von der Sittenpolizei festgenommen. Journalistin Gilda Sahebi ordnet die Situation ein.04.11.2024 | 12:21 min
Aus Protest gegen die strenge islamische Kleiderordnung hat sich eine Studentin an der Asad-Universität in Teheran am Wochenende bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Videos davon gingen bei Social Media viral. Sie zeigen, wie die Studentin in BH und Unterhose mit verschränkten Armen auf dem Campus auf und ab geht.
Vor zwei Jahren war es in landesweite Proteste von Frauen gegeben, nachdem die 22 Jahre alte kurdische Iranerin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam infolge von Misshandlung gestorben war. Zuvor hatte sie ebenfalls gegen die geltende Kleiderordnung verstoßen. Der Fall hatte viele Frauen im Iran dazu gebracht ihr Kopftuch öffentlich abzulegen.
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Was der Studentin aus Teheran nach ihrem Protest in Unterwäsche nun droht, ob es eine neue große Protestwelle gegen das Mullah-Regime geben könnte und was aus den Frauenprotesten im Jahr 2022 geblieben ist, darüber hat ZDFheute live mit der Autorin und Journalistin Gilda Sahebi gesprochen, die im Iran geboren ist.
Sehen Sie das Interview in voller Länge oben im Video und lesen Sie hier eine Zusammenfassung:
Vieles sei über die Studentin nicht bekannt, sagt Sahebi. Wie viele andere Frauen habe sie auf dem Campus kein Kopftuch getragen. Dass das iranische Regime die Studentin als "psychisch krank" bezeichnet, wundert Sahebi nicht.
"Sie können natürlich nicht zugeben, dass es einen politischen, einen demokratischen Hintergrund hat, dass es mit Freiheit und Gleichberechtigung zu tun hat", so Sahebi. Das Regime tue immer so, als seien die Menschen zufrieden "in diesem System der Grausamkeiten, das sie geschaffen haben."
Was aus der Studentin wird, ist ungewiss
Die Menschen und besonders die Frauen seien aber nicht zufrieden. Die Studentin habe nun eine unglaubliche Stärke in den Protest gebracht, sagt Sahebi.
Iranische Staatsmedien berichteten nach dem Vorfall, die junge Frau sei psychisch krank. Sie soll in eine Psychiatrie gebracht worden sein. Was aus ihr wird, ist ungewiss. Es könne sein, dass sie nun erstmal für eine Weile verschwinde, glaubt Sahebi - "ohne, dass jemand weiß, wo sie ist", sagt die Journalistin.
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"Gehe davon aus, dass sie Folter erfährt"
Es könnte sein, dass sie vor Gericht gestellt und verurteilt werde. "Ich gehe davon aus, dass sie Folter erfährt, wo sie irgendwas gestehen soll", sagt Sahebi. Das sei leider der "normale Gang der Dinge in der Islamischen Republik."
Insgesamt geht die Autorin davon aus, dass das iranische Regime an solch prominenten Fällen Exempel statuieren möchte, denn nach ihrer Beobachtung tragen viele Frauen inzwischen kein Kopftuch mehr.
Der neue, konservativ-moderate Präsident Massud Peseschkian hatte im Wahlkampf einen weniger strengen Kurs versprochen. Trotzdem habe seine Wahl im Juli nur im Ausland Hoffnungen geweckt, sagt Sahebi. Die Iranerinnen und Iraner würden ihre Diktatoren gut kennen und daher wissen, dass es keine Reformer in dem System gebe. Stattdessen sei die Wut auf die sogenannten Reformer im Land sehr groß. Sahebi sagt:
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Fall ruft vermutlich keine größeren Proteste hervor
Auch wenn die Protestaktion der Studentin in Teheran viral ging, glaubt die Journalistin nicht, dass der Fall ein Mobilisierungspotential haben könnte und zu weiteren Protesten führen könnte. Das Gewalt- und Machtmonopol des Regimes sei riesig, weshalb die Angst der Menschen zu protestieren ebenfalls sehr groß sei.
So hätte das iranische Regime seit den Protesten 2022 auch die Städte umgebaut. "Sie haben überall militärbewaffnete Kräfte so stationiert, dass sie innerhalb von zehn bis 15 Minuten überall sind, wo Menschen es wagen sollten, zusammenzukommen und zu protestieren", so Sahebi.
Was von den Protesten 2022 geblieben ist
Mit den Protesten 2022 hätten zum ersten Mal in der mehr als 40-jährigen Geschichte des Staates sehr viele Frauen ihre Kopftücher abgelegt und seien damit einen Schritt in Richtung Freiheit gegangen. Das Regime habe vieles unternommen, um diese Protestform zu unterbinden, so zum Beispiel die Sittenpolizei wieder auf die Straße gelassen und Gesetze verabschiedet, die die Strafen erhöhen.
Dazu gehören Kontoschließungen, Ausgangssperren oder auch Berufsverbote. Es gebe kaum etwas, das das Regime nicht versucht habe, dennoch würden die Frauen weiter auf die Straße gehen.
Ebenso sei den Frauen im Iran wichtig, dass die Opfer der Proteste 2022, zu denen auch viele Kinder und Jugendliche gehörten, nicht umsonst gestorben seien. Deshalb hält es Sahebi für unmöglich, dass das Regime diese Veränderung wieder zurückdrehen kann. Hier liege auch die Angst des Regimes. "Ich hoffe und ich glaube, dass das, wie lange das auch dauert, der Anfang vom Ende dieser Islamischen Republik sein wird."
Das Interview führte ZDF-Moderator Philip Wortmann. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Caroline Kleine-Besten.
Quelle: ZDF
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