Aus Protest: Deutschland schließt alle Konsulate des Iran

    Nach Sharmahd-Hinrichtung:Deutschland schließt iranische Konsulate

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    Nach der Hinrichtung des Deutsch-Iraners Sharmahd müssen die drei iranischen Generalkonsulate in Deutschland schließen. Teheran bestellt indes den deutschen Gesandten ein.

    Typical: Iranisches Generalkonsulat
    "Richtig und angemessen": CDU-Außenpolitiker Röttgen zur Schließung der iranischen Generalkonsulate.01.11.2024 | 4:21 min
    Nach der Hinrichtung des deutsch-iranischen Staatsbürgers Djamshid Sharmahd schließt Deutschland alle drei Generalkonsulate Irans. Das teilte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit.
    Man habe Teheran "immer wieder unmissverständlich klar gemacht, dass die Hinrichtung eines deutschen Staatsangehörigen schwerwiegende Folgen haben muss", sagte Baerbock. Daher habe sie entschieden, die drei Konsulate in Hamburg, München und Frankfurt zu schließen. Mit Blick auf Gespräche über die deutschen Haftfälle im Iran im Vorfeld und die Entwicklung in Nahost, zeige die Ermordung Sharmahds, dass das diktatorische Unrechtsregime der Mullahs "nicht in der normalen diplomatischen Logik agiert".

    Nicht ohne Grund sind unsere diplomatischen Beziehungen mehr als auf einem Tiefpunkt.

    Außenministerin Annalena Baerbock

    Ein Schild hängt am Eingang des Generalkonsulates der Islamischen Republik Iran
    Nach der Hinrichtung des Deutsch-Iraners Sharmahd schließt die Bundesregierung alle iranischen Generalkonsulate in Deutschland. Auf EU-Ebene drängt Berlin auf strengere Sanktionen.31.10.2024 | 1:37 min
    Die Botschaft des Iran in Berlin bleibt dem Auswärtigem Amt zufolge geöffnet und ist weiter für die konsularische Betreuung der 300.000 Iraner in Deutschland zuständig. Weiter aufrechterhalten werde auch die deutsche Botschaft in Teheran, erklärte Baerbock - auch um die Fälle weiterer Deutscher, die im Iran zu Unrecht in Haft seien, zu betreuen.
    SGS Schmiese mit Hayali
    Das Auswärtige Amt sagt, es habe alles versucht, den in Iran hingerichteten Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd zu retten, sagt ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese.31.10.2024 | 2:39 min

    Iran bestellt deutschen Geschäftsträger ein

    Der Iran verurteilte die Schließung seiner Generalkonsulate und bestellte aus Protest den Geschäftsträger der deutschen Botschaft ein. Die Entscheidung von Außenministerin Baerbock, Iranern sowie Deutschen konsularische Dienstleistungen in Deutschland zu verweigern sei "ungerechtfertigt", so das iranische Außenministerium in einer Presseerklärung auf dem Internetportal "Iran Nuances".
    Protestaktion vor dem iranischen Konsulat in Frankfurt
    Gazelle Sharmahd, die Tochter des in Iran hingerichteten deutschen Staatsbürgers Djamshid Sharmahd, macht der deutschen Politik im ZDF-Interview schwere Vorwürfe.31.10.2024 | 3:07 min
    Den Protest der Bundesregierung gegen die Hinrichtung Sharmahds nannte das Außenministerium Einmischung in innere Angelegenheiten. Ob Teheran neben der Einbestellung noch weitere Maßnahmen ergreift, ist unklar. Beobachter in Teheran rechnen jedoch mit härteren Schritten.

    Anders als eine Botschaft - die diplomatische Vertretung der Regierung eines Landes - ist das Konsulat die Vertretung der staatlichen Verwaltung. Viele Länder haben in Deutschland neben der Botschaft mehrere Konsulate. Für Ausländer sind sie unter anderem Anlaufstelle, um einen Pass zu verlängern oder Geburten oder Todesfälle zu melden. Deutsche können dort beispielsweise Visa beantragen.

    "Außergewöhnlicher Schritt"

    Die Reaktion auf die Hinrichtung fällt härter aus als von vielen Beobachtern erwartet. ZDF-Hauptstadtkorrespondent Andreas Kynast sprach von einem "außergewöhnlichen Schritt". Bisher griff die Bundesregierung nur einmal zu einer solchen Strafmaßnahme: Infolge des Angriffs auf die Ukraine wurden - mit Verzögerung - russische Generalkonsulate geschlossen.
    Andreas Kynast bei ZDFheute live
    Berlins Reaktion auf die Hinrichtung des Deutsch-Iraners sei schwerwiegend und werde Teheran treffen, so ZDF-Korrespondent Andreas Kynast. Aber es gebe weiter Gesprächskanäle.31.10.2024 | 8:20 min

    Unions-Außenpolitiker: Druck auf Exil-Iraner

    Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, fordert im ZDF, man müsse sich künftig der Frage noch viel stärker widmen, "wie der Iran in Deutschland Druck ausübt auf Exil-Iraner, auf die Zivilgesellschaft hier bei uns".
    "Wir haben", so Hardt weiter, "ein Netzwerk iranischen Terrors hier auch in Deutschland, der sich (...) gegen Exil-Iraner richtet, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Druck auch auf uns ausgeübt wird.

    Deswegen finde ich, müssen wir noch viel konsequenter gegen diese transnationale Repression des Iran vorgehen.

    Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion

    "Generalkonsulate viel schärfer beobachten"

    Hardt fordert zudem, die iranischen Vertretungen viel schärfer zu beobachten. "In Wirklichkeit haben diese Generalkonsulate sich in den letzten Jahren betätigt als Wirtschaftsspione, als diejenigen, die die Netzwerke organisieren, in denen iranisches Geld gewaschen wird, das dann hinterher zur Terrorfinanzierung dient".
    Und es seien von diesen Generalkonsulaten, so Hardt weiter, "konkret auch diejenigen geführt worden, die ganz konkret hier in Deutschland im Auftrag des iranischen Regimes Menschen unterdrücken". Die Schließung der Konsulate sei "ein Schritt, der in die richtige Richtung geht und der weitergeht als das, was viele erwartet haben".

    Tekkal: "Immer noch zu wenig"

    Sie hätte sich gewünscht, dass diese Form von Druck schon vorher stattgefunden hätte, kritisierte Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal im ZDF. Die Zäsur sei wichtig, aber es sei "immer noch zu wenig". Die Zeit der Appeasement-Politik [also der Zurückhaltung, Beschwichtigung, des Entgegenkommens, Anm. d. Red.] mit der islamischen Republik müsse ein für allemal der Vergangenheit angehören. Das Regime in Teheran verstehe nur eine Sprache.

    Djamshid Sharmahd kommt nicht mehr zurück, aber es geht um weitere deutsche Staatsbürger.

    Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal

    Düzen Tekkal bei ZDFheute live
    Nach der Hinrichtung des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd brauche es Druck auf Teherans Regime, fordert Menschenrechtlerin Düzen Tekkal.31.10.2024 | 6:05 min

    "Maßnahmen" gegen Iran angekündigt

    Das Auswärtige Amt hatte am Dienstag bereits den Geschäftsträger der iranischen Botschaft in Berlin einbestellt, um den Protest gegen die Hinrichtung zu übermitteln - ein Botschafter ist in Berlin derzeit nicht akkreditiert.
    Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte ebenfalls mögliche Schritte gegen den Iran angekündigt.
    Menschen protestieren gegen die Todesstrafe im Iran und gegen die Hinrichtung des deutsch-iranischen Doppelstaatsbürgers Djamshid Sharmahd vor dem iranischen Konsulat.
    Nachdem der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd gestern im Iran hingerichtet wurde, kommt aus Deutschland scharfe Kritik. 29.10.2024 | 1:33 min
    Quelle: ZDF, dpa, epd, Reuters, AFP
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