Kampf um Stadt im Donbass:Warum Awdijiwka strategisch wichtig ist
von Christian Mölling, András Rácz
Seit acht Jahren hält die Ukraine die Stadt Awdijiwka im Donbass. Jetzt intensiviert Moskau die Angriffe. Was droht Kiew, wenn die Stadt an Russland fällt?
Russische Truppen versuchen seit acht Jahren Awdijiwka einzunehmen.
Quelle: Reuters
Seit dem vergangenen Wochenende hat Russland seine Angriffe auf die Stadt Awdijiwka erheblich verstärkt. Diese Kleinstadt - oder das, was von ihr übrig ist -, liegt nordwestlich von Donezk, dem Zentrum und der Wiege des von Russland orchestrierten Separatismus in der Ostukraine seit 2014. Vor dem Krieg hatte die Stadt etwa 30.000 Einwohner, doch inzwischen ist sie dem Erdboden gleichgemacht.
Strategische Bedeutung von Awdijiwka
Aufgrund ihrer Nähe zu Donezk ist die Stadt für Russland jedoch von strategischer Bedeutung. Von Awdijiwka aus kann die Artillerie der
Ukraine Donezk sowie die wichtigen logistischen Linien erreichen, die durch die Stadt führen.
Außerdem liegt die Stadt in direkter Nachbarschaft zum Flughafen von Donezk, der seit 2015 zerstört ist. Russland hätte aber sicher nichts dagegen, ihn wiederherzustellen, sobald die ukrainischen Streitkräfte zurückgedrängt werden könnten.
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Seit acht Jahren versucht Russland, Awdijiwka einzunehmen
Die russischen Streitkräfte haben seit Beginn der umfassenden Eskalation versucht, Awdijiwka einzunehmen, bisher jedoch vergeblich. Da die Stadt seit 2014 an der Frontlinie liegt, hatten die ukrainischen Streitkräfte fast acht Jahre Zeit, sie zu befestigen und sich auf die russische Belagerung vorzubereiten.
Seit Februar 2022 ist Awdijiwka vielleicht der einzige Punkt an der Frontlinie, an dem es Russland aufgrund der starken ukrainischen Verteidigung nicht gelungen ist, einen nennenswerten Vorstoß zu unternehmen.
Immer wieder russische Versuche, die Stadt einzunehmen
Zusätzlich zu den Frontalangriffen hat Moskau bereits mindestens zwei ernsthafte Versuche unternommen, die Stadt einzukesseln und ihre Verteidiger zum Rückzug zu zwingen. Die Dörfer Krasnohorivka im Norden und Opytne, Vodyane und Pervomaiske im Süden bilden die beiden Ränder des Kessels, den Russland schaffen möchte.
Während sie Krasnohorivka bereits eingenommen haben, gelingt es den Ukrainern, eine Eisenbahnlinie südwestlich davon zu halten, während im Süden Opytne, Vodyane und Pervomaiske noch in ukrainischer Hand sind.
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Russland versucht die Ukraine von der Versorgung zu trennen
Die derzeitigen Angriffe, die von intensivem Artilleriebeschuss und Luftangriffen begleitet werden, zielen darauf ab, die ukrainischen Verteidiger von der südlichen Verteidigungslinie zu verdrängen, damit Russland mit der Schließung des Kessels beginnen kann. Sollte Russland dies gelingen, würde es für die Ukrainer äußerst kompliziert werden, die Versorgungslinie nach Awdijiwka offen zu halten.
Das übergeordnete Ziel der erneuten russischen Angriffe auf Awdijiwka besteht darin, die Ukraine zu zwingen, Truppen von der Bachmut- und Saporischschja-Front hierher zu verlegen und damit die ukrainischen Angriffe in anderen Gebieten zu verlangsamen. Sollte es Russland gelingen, Awdijiwka einzunehmen, könnte es auch Donezk und die dortigen militärischen Ziele besser gegen ukrainische Artillerieangriffe verteidigen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.