Angriff auf Treibstoffdepot:Drohnen-Doppelschlag trifft Russland schwer
von Christian Mölling und András Rácz
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Drohnen sind fester Bestandteil des ukrainischen Luftkrieges. Der Doppelangriff auf ein Treibstoffdepot in den letzten Wochen verhinderte wohl weitere russische Raketenangriffe.
Nach dem Angriff ukrainischer Drohnen sprach der Gouverneur der Region Saratow, Roman Busargin (rechts) mit Feuerwehrleuten und Rettungskräften (Archivbild).
Quelle: dpa
Vor knapp einer Woche, am 8. Januar, griffen ukrainische Langstreckendrohnen erfolgreich das Treibstoffdepot Kombinat Kristall an, das sich in der Nähe des Militärflughafens Engels-2 in der russischen Region Saratow befindet. Der Hauptzweck von Kristall ist die Versorgung des Flughafens Engels-2 mit speziellem Treibstoff.
Strategisch wichtiger Flughafen betroffen
Engels-2 ist ein besonders wichtiger Militärflughafen für Russlands Krieg in der Ukraine, denn hier befindet sich die Heimatbasis der russischen Tupolew Tu-160-Bomber. Diese großen Überschallbomber wurden in den 1970er Jahren gebaut und seither mehrfach modernisiert. Sie sind in der Lage, sowohl Atomraketen und Bomben als auch konventionelle Marschflugkörper und Lenkbomben zu transportieren.
Speziell im Krieg gegen die Ukraine wurden die Tu-160 als Abschussplattformen für Marschflugkörper eingesetzt, die auf die Ukraine abgefeuert wurden. Eine modernisierte Tu-160 kann in ihrem internen Bombenschacht nicht weniger als zwölf Marschflugkörper (aus der Kh-55/101/102-Familie) mitführen.
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Neben den Tu-160 beherbergt der Luftwaffenstützpunkt Engels-2 auch eine Reihe älterer schwerer Bomber vom Typ Tupolev-Tu95. Auch die Tu-95 wurden auch als Abschussrampen für Marschflugkörper gegen die Ukraine eingesetzt.
Nach dem Angriff vom 8. Januar brannte die Kristall-Anlage noch mehrere Tage lang. Den verfügbaren Bildern zufolge wurden mindestens drei große Treibstofftanks zerstört, was mindestens 100.000 bis 120.000 Tonnen hochwertigen Treibstoffs entspricht. Den russischen Einsatzkräften gelang es erst fünf Tage später, den Brennstoff zu löschen.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Zweiter Angriff eine Woche später
Als Reaktion darauf startete die Ukraine am 14. Januar einen weiteren Drohnenangriff und traf erneut die Kristall-Anlage, die wieder in Brand geriet. Die russische Luftabwehr, die um den Stützpunkt verstärkt wurde, konnte die zweite Drohnenwelle nicht vollständig abwehren, auch wenn der verursachte Brand deutlich geringer war als der vom 8. Januar.
Dennoch legte der Angriff auf die Treibstoffversorgung des Militärflughafens Engels-2 für etwa eine Woche praktisch lahm. Zwischen dem 8. Januar und dem 15. Januar gab es keinen einzigen Angriff mit Marschflugkörpern aus der Luft auf die Ukraine, da die Bomber, die diese Raketen abfeuern können, offenbar nicht von Engels-2 aus starten konnten.
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Ukraine gewinnt wichtige Zeit
Diese Zeit der relativen Ruhe war für die Ukraine sehr wichtig, um ihre beschädigte Energie- und andere zivile Infrastruktur zu reparieren. Russland konnte die Angriffe mit Marschflugkörpern aus der Luft erst in der Nacht zum 15. Januar wieder aufnehmen - es ist noch nicht klar, ob diese Raketen von Bombern vom Flughafen Engels-2 oder von anderen Flugzeugen abgefeuert wurden.
Viele Schwachstellen der russischen militärischen Infrastruktur
Der Angriff zeigt auch, dass es in Russlands militärischer Infrastruktur noch viele ungenutzte Schwachstellen und Engpässe gibt. Ein Angriff auf diese Schwachstellen kann die Fähigkeit Russlands, die Ukraine anzugreifen, ernsthaft behindern.
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Unterdessen ist unklar, warum das Kombinat Kristall erst jetzt angegriffen wurde, obwohl der Luftwaffenstützpunkt Engels-2 seit der Eroberung des Luftraums die Heimatbasis der schweren russischen Bomber ist.
Drohnen fester Bestandteil des ukrainischen Luftkrieges
Dennoch sind diese Angriffe fester Bestandteil der ukrainischen Luftkampagne, die darauf abzielt, die russische Ölindustrie und insbesondere die Treibstoffversorgung des russischen Militärs zu schwächen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass noch mehrere ähnliche Drohnenangriffe folgen werden.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.