Nach langem Ringen setzt die EU ab kommendem Donnerstag Extrazölle auf E-Autos aus China endgültig in Kraft.
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Die EU-Zusatzzölle auf die Einfuhr von
Elektroautos aus China treten trotz Widerstands aus Deutschland endgültig in Kraft. Die EU-Kommission beschloss am Dienstag eine dafür notwendige Verordnung, wie aus einem Dokument hervorgeht. Diese Verordnung soll nach der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt am Mittwoch von diesem Donnerstag an gelten.
Zuvor hatte Anfang des Monats eine ausreichend große Mehrheit der EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt. Deutschland votierte dagegen - aus Sorge vor einem neuen großen Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Hersteller.
Zehn EU-Staaten haben den Weg für EU-Zölle auf E-Autos aus China freigemacht. Deutschland stimmte dagegen. Der Zollstreit stellt auch die europäische Einheit auf die Probe.04.10.2024 | 2:43 min
EU kritisiert unfaire Subventionen für Chinas Autobauer
Aus Sicht der Europäischen Kommission sind die Ausgleichszölle notwendig, um langfristig die Zukunft der Autoindustrie in der EU zu sichern. Sie kam bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass chinesische Hersteller von unfairen Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen.
Demnach können chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger angeboten werden als in der EU hergestellte Modelle. Bereits im Juli hatte die EU-Kommission deswegen vorläufige Ausgleichszölle eingeführt. Für E-Autos des Herstellers BYD gilt nun künftig eine Extra-Abgabe in Höhe von 17,0 Prozent, wie aus der Verordnung hervorgeht. Für Elektrofahrzeuge des Produzenten Geely sind demnach 18,8 Prozent fällig. Der Höchstsatz beträgt 35,3 Prozent.
Die EU-Zölle auf E-Autos aus China bergen eine Gefahr für deutsche Autobauer wie auch die Weltwirtschaft, so Experte Professor Hüther. Leidtragende seien "deutsche Konsumenten".30.10.2024 | 3:48 min
Reaktion von China noch unklar
Wie
China auf die endgültige Einfuhr der Zölle reagieren wird, ist noch unklar. Die Regierung in Peking wirft der EU Protektionismus vor und drohte in der Vergangenheit insbesondere mit höheren Zöllen bei der Einfuhr von Verbrennern mit großem Hubraum aus der EU in die Volksrepublik. Davon wären besonders deutsche Autobauer betroffen.
Als mögliche Vergeltungsmaßnahmen begann China zudem Zusatzabgaben auf den Import von Schweinefleisch und Milchprodukten zu prüfen. Eine Untersuchung gegen Branntwein führte bereits zu vorläufigen Maßnahmen.
Deutsche Autobauer fragten sich schon nach dem grundsätzlichen Ja zu Strafzöllen, welche Folgen das für sie hat. 04.10.2024 | 2:35 min
China wichtiger Absatzmarkt für deutsche Autoindustrie
Verhandlungen über eine mögliche einvernehmliche Lösung des Handelsstreits blieben bis zuletzt erfolglos. Als eine Option wird gesehen, dass E-Auto-Händler Preisverpflichtungen eingehen und damit die Zölle abwenden können.
Für die deutsche Industrie ist der Handelsstreit ein großes Thema, weil China der größte Automarkt der Welt ist und Unternehmen um einen ihrer wichtigsten Absatzmärkte fürchten. Deutsche Firmen wie
VW,
Mercedes und
BMW produzieren dort nicht nur Wagen speziell für den chinesischen Markt, sondern auch für den Export.
Trotz Widerstands aus Deutschland haben die EU-Länder den Weg für zusätzliche Zölle auf E-Autos aus China frei gemacht. Isabelle Schäfers und Stephanie Barrett ordneten den EU-Beschluss ein. 04.10.2024 | 2:07 min
Verband befürchtet Mehrkosten für Verbraucher
Der Verband der Automobilindustrie mahnte, durch die Zölle wachse nicht nur das Risiko eines beiderseitigen Handelskonflikts weiter an, sondern die Fahrzeuge würden sich auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher verteuern. Außerdem werde der Hochlauf der Elektromobilität und damit das Erreichen der Klimaziele in einer "besonders kritischen Phase" ausgebremst, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
In Brüssel wiederum gibt es die Einschätzung, diese Position sei vor allem von Top-Managern der Autobauer geprägt. Ihnen wird vorgeworfen, vor allem kurz- und mittelfristig gute Zahlen erreichen zu wollen und nicht so sehr das langfristige Überleben der Autoindustrie im Blick zu haben.
Quelle: dpa