EU-Strafzölle gegen China: Wie deutsche Autobauer reagieren
E-Auto-Handelsstreit mit China:EU-Zölle: Wie deutsche Autobauer reagieren
von Stephanie Barrett und Anne Sophie Feil
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Im Handelsstreit mit China hat die EU Strafzöllen auf E-Autos zugestimmt. Deutschland war dagegen. Die Entscheidung in Brüssel sei ein "fatales Signal", warnt BMW-Chef Zipse.
Nach der Billigung für EU-Zölle auf E-Autos aus China, setzt das Land weiter auf Verhandlungen. Deutsche Autobauer wie VW fragen sich nun, was Gegenmaßnahmen für sie bedeuten würden.04.10.2024 | 2:35 min
Die EU wirft China vor, seine Produktion von E-Autos massiv zu subventionieren und so den europäischen Autobauern mit billigen Exporten unfaire Konkurrenz zu machen. Deshalb stimmten 27 EU-Mitglieder heute über einen Vorschlag der EU-Kommission ab.
Die deutschen Autobauer sind allerdings vehement gegen Strafzölle, weil sie Vergeltungsmaßnahmen Chinas fürchten, die ihre Geschäfte auf dem wichtigen Absatzmarkt beeinträchtigen könnten.
Zehn EU-Staaten haben den Weg für EU-Zölle auf E-Autos aus China freigemacht.04.10.2024 | 2:43 min
BDI: Mit China im Gespräch bleiben
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) unterstützt generell die Anwendung von handelspolitischen Schutzinstrumenten, um die europäische Marktwirtschaft vor staatlichen Marktverzerrungen zu bewahren, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Gleichzeitig muss aber auch das Interesse der europäischen Industrie an stabilen Wirtschaftsbeziehungen mit China ausgewogen berücksichtigt werden.
Der Beschluss zu den Ausgleichszöllen im Markt für Elektroautos darf auf keinen Fall das Ende der Gespräche bedeuten.
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Tanja Gönner, BDI-Hauptgeschäftsführerin
Auch China ist auf gute Handelsbeziehungen mit Europa angewiesen. Das von Investitionen und Export getriebene Wachstumsmodell Chinas steht ebenfalls unter Druck. Immer mehr Länder wehren sich gegen Marktverzerrungen durch den chinesischen Staat. Insbesondere der nordamerikanische Markt verschließt sich mit hohen Zöllen zunehmend für chinesische Produkte. Der Zugang zur EU ist deshalb von zentraler Bedeutung für Chinas Exportindustrie.
Sollte die EU Zölle auf chinesische E-Autos einführen, hätten vor allem deutsche Autokonzerne "Sorge vor chinesischen Gegenmaßnahmen", so ZDF-Korrespondent Florian Neuhann.04.10.2024 | 2:28 min
BMW-Chef: "Fatales Signal" für Automobilindustrie
Volkswagen, BMW, Mercedes und der Autoverband VDA fordern deshalb in den kommenden Wochen die Fortsetzung von Verhandlungen zwischen EU-Kommission und China. Denn: "Die heutige Abstimmung ist ein fatales Signal für die europäische Automobilindustrie", so BMW-Chef Oliver Zipse. "Jetzt braucht es eine schnelle Verhandlungslösung. Dass Deutschland gegen die Zölle gestimmt hat, ist ein wichtiges Signal und erhöht die Chancen für eine Verhandlungslösung mit China."
Auch Mercedes-Chef Ola Källenius warnt vor Zöllen:
Wir sind überzeugt, dass Strafzölle die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche langfristig verschlechtern.
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Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Mercedes
Isabelle Schäfers und Stephanie Barrett zu den Zöllen.04.10.2024 | 2:07 min
Denn die hohen Abgaben träfen nicht nur chinesische E-Autobauer, die ihre Pkw nach Europa verkaufen. Deutsche Autohersteller produzieren seit 2018 mehr Autos in China als in Deutschland. "Auch deren Elektroautos würden also durch die Zölle teurer", erklärt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Das habe auch Auswirkungen für Verbraucher, erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier:
Zwar könnte durch die Zölle auch die Produktion in der EU angeregt werden, doch drohen zunächst vor allem höhere Preise für Verbraucher und ein gewisser Kaufkraftverlust.
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Volker Treier, Deutsche Industrie- und Handelskammer
Außerdem fürchtet die deutsche Autobranche eine Eskalation des Handelsstreits mit China. Die Volksrepublik ist nach den USA Deutschlands wichtigster Handelspartner. Ein Gegenschlag der Chinesen würde die deutsche Exportwirtschaft empfindlich treffen.
Wann die EU-Zölle gegen China kommen, weiß ZDF-Korrespondentin Isabell Schäfers.04.10.2024 | 0:57 min
DIW-Präsident Fratscher: EU schützt mit Strafzöllen Wirtschaftsstandort
Deutsche Autobauer hängen so stark vom China-Geschäft ab wie keine andere Nation. Zwar leidet auch Frankreichs Automobilwirtschaft unter chinesischen Billigimporten, sie exportiert aber nicht so viele Fahrzeuge dorthin. Auch VDA-Präsidentin Müller betont:
Die deutsche Autoindustrie verkauft 100 mal mehr Autos in China als umgekehrt. Wir sind eine globale Industrie, 70 Prozent unserer Arbeitsplätze hängen daran.
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Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält den Widerstand gegen die Ausgleichszölle auf chinesische E-Autos für falsch. Die deutsche Wirtschaft ziele zu stark auf kurzfristige Gewinne ab, dabei müsse die EU ihren Wirtschaftsstandort schützen.
Es wäre ein fataler Fehler, wenn es die EU ähnlich wie in der Solarbranche zuließe, dass chinesische Produkte die europäischen vom Markt verdrängen.
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Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
"Fast alle größeren Länder haben mittlerweile Zölle gegen China" in der E-Automobilbranche eingeführt. Reagiere die EU nicht, sei dies "eine Zusatzbelastung", sagt Manfred Weber von der CSU.04.10.2024 | 5:14 min
Ob die Ausgleichszölle gegen China der europäischen Automobilwirtschaft wirklich helfen, ist fraglich, denn Fakt ist, batterieelektrische Autos dürften mit den Zöllen teurer werden, und so den ohnehin schleppenden Absatz eher ausbremsen.
Quelle: dpa
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