Warnstreik am Boden: Droht der Lufthansa eine Streikwelle?
Wieder Warnstreiks :Droht der Lufthansa eine Streikwelle?
von Mischa Ehrhardt
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Bei der Lufthansa schwelen immer noch zwei größere Tarifkonflikte. Auch jetzt wird wieder gestreikt. Und auch in anderen Bereichen kann es zu weiteren Streiks kommen.
Joachim Vázquez Bürger ist kaum zu erreichen. "Bei uns brennt gerade die Hütte", sagt er gegenüber ZDFheute. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Ufo organisiert gerade eine Urabstimmung über Streiks unter den Beschäftigten des Kabinenpersonals der Lufthansa. Die Stimmung unter seinen Gewerkschaftsmitgliedern ist gereizt. Der Ufo-Chef sagt:
Die Kolleg*innen gelangen regelmäßig an ihre physischen und mentalen Grenzen.
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Joachim Vázquez Bürger, Ufo-Chef
"Das Management wurde von uns unzählige Male aufgefordert, seine Hausaufgaben zu machen. Doch man wurschtelt sich einfach weiter durch und stößt die Mitarbeiter*innen vor den Kopf. Damit ist jetzt Schluss."
"Weitere Streiks nicht ausgeschlossen"
Das Kabinenpersonal der Lufthansa steht nicht allein. Seit diesem Mittwoch hat Verdi Beschäftigte einzelner Unternehmen des Lufthansa-Konzerns zu einem dreitägigen Warnstreik aufgerufen. Schon in der vergangenen Woche hatte das Bodenpersonal der Lufthansa im Rahmen eines Warnstreiks die Arbeit niedergelegt. Bis zu 90 Prozent der Flüge fielen an dem Tag aus, denn an den Check-In-Beschäftigten führt kaum ein Weg vorbei.
Es folgte ein weiterer Verhandlungstag zwischen Management und der Gewerkschaft Verdi. Doch schon am Nachmittag gab Verdi bekannt, dass das von Lufthansa erneuerte Angebot noch immer viel zu niedrig sei. Der Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky sagte gegenüber ZDFheute:
Deswegen sind ab sofort auch weitere Streiks nicht ausgeschlossen.
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Marvin Reschinsky, Verdi-Verhandlungsführer
Personalmangel und Inflation geben Gewerkschaften Rückenwind
Um weitere Streiks zu verhindern, hat die Gewerkschaft die Fluglinie dazu aufgerufen, ein besseres Angebot noch vor dem nächsten Verhandlungstermin Mitte März vorzulegen. Die Fluglinie hat diese Aufforderung zur Kenntnis genommen, heißt es auf Nachfrage.
Rückenwind geben den Gewerkschaften der akute Personalmangel einerseits und die hohe Inflation andererseits. In Folge liegen die Forderungen der Arbeitnehmervertreter für Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich - nicht nur bei der Lufthansa.
So läuft aktuell auch noch der Tarifkonflikt zwischen dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) und Verdi für das Sicherheitspersonal an Flughäfen. Auch hier hatten Warnstreiks den Flugverkehr lahmgelegt. Die Verhandlungen für die fast 25.000 Beschäftigte sind ergebnislos vertagt, weil auch die Vorstellungen von Gewerkschaften und Arbeitgebern weit auseinanderliegen.
Weitere Streiks auch in anderen Bereichen erwartet
Aus diesem Grund werden weitere Streiks auch in anderen Bereichen der Wirtschaft noch kommen. Denn der Rückenwind für die Gewerkschaften trifft auf konjunkturellen Gegenwind, der Unternehmen dazu bringt, ihr Geld zusammenzuhalten. Hagen Lesch, Experte für Tarifpolitik am arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), sagt:
Für das laufende Jahr müssen wir damit rechnen, dass Tarifverhandlungen sehr konfliktreich ablaufen werden.
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Hagen Lesch, Experte für Tarifpolitik am arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW)
"Dazu gehören Warnstreiks, Urabstimmungen und auch Streiks". Zu beobachten ist das in diesen Tagen auch im Öffentlichen Nahverkehr, den Verdi mit Ausnahme Bayerns bis einschließlich Samstag bundesweit bestreiken lässt.
"Wir brauchen diese Lohnerhöhung", erklärt Verdi-Gewerkschaftssekretär Dennis Dacke ZDF-Reporter Christoph Wiesel. Noch fehle ein "substantiell verbessertes Angebot" von der Lufthansa.20.02.2024 | 9:06 min
Kommt es hierzulande zu "französischen Verhältnissen"?
Bei dieser Streikwelle gleich zu Jahresbeginn kann der Eindruck von "französischen" Verhältnissen entstehen, wo Streiks und Proteste des Öfteren zu Einschränkungen führen. Doch diesen Eindruck müsse man relativieren, meint Professor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: "Im Jahr 2022 zum Beispiel haben wir durch Streiks pro Beschäftigtem im ganzen Jahr weniger als 0,1 Arbeitsstunde verloren. Das ist sehr wenig".
Hinzu komme, dass die Löhne aktuell schnell mit der Inflation aufholen müssten, was eine Sondersituation darstellt. "Wenn sich das Ganze wieder beruhigt, werden die Lohnforderungen auch nicht mehr im zweistelligen Prozentbereich liegen".
Friedenspflicht auferlegt bis zu dem 3. März
Unterdessen könnte sich die Streikbereitschaft in einem altbekannten Tarifkonflikt wieder zeigen, um den es in den vergangenen Wochen ruhig geworden ist: Den zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL. Die Ruhe ist deswegen eingekehrt, weil beide Seiten sich eine Friedenspflicht auferlegt haben bis zu diesem Sonntag, dem 3. März.
Im Januar hatte die Lokführergewerkschaft fünf Tage lang den Bahnverkehr in Deutschland lahmgelegt, wobei sich die Fronten auf beiden Seiten ziemlich verhärtet hatten.
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