Nach dem Streik-Ende bei der Bahn: Wie geht es weiter?
Tarifkonflikt:Streik-Ende bei der Bahn: Wie geht es weiter?
von Mischa Ehrhardt
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Seit Montag rollen die Züge im Personenverkehr der Bahn wieder im Normalbetrieb. Bahn und Lokführergewerkschaft GDL wollen wieder verhandeln. Wie geht es weiter in dem Konflikt?
Nach dem Ende des sechstägigen GdL-Streiks im Personen- und Güterverkehr der DB bleibt die Frage, was für Folgen das für den Gütertransport auf der Schiene haben könnte.29.01.2024 | 2:43 min
"Die Bahn stellt keine Vorbedingungen mehr. Ich halte das für einen großen Schritt in die richtige Richtung", sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montag nach dem Ende des Streiks in Berlin. Beide Seiten sprechen davon, dass sie in den kommenden Verhandlungen eine Tarifeinigung finden werden. Auch Bahn-Sprecherin Anja Bröker zeigte sich am Montag "zuversichtlich, dass es am Ende zu einem Tarifabschluss kommen wird".
Verhandlungen führen zu verkürzten Streiks
Angekündigt war der längste Streik bei der Deutschen Bahn, nachdem die Lokführergewerkschaft GDL die Verhandlungen abgebrochen hatte. Nun haben sich beide Tarifparteien auf Verhandlungen geeinigt und die GDL ihre Streiks im Güter- und Personenverkehr verkürzt. Seit Montagfrüh rollen die Züge im Personenbahnverkehr wieder im Regelbetrieb, nur vereinzelt komme es zu Wochenbeginn noch zu Störungen, so die Bahn-Sprecherin.
Daher heißt es auch zu Wochenbeginn für Pendler*innen und Fernreisende: Vor der Abfahrt informieren und gegebenenfalls nachfragen, ob der jeweilige Zug von Einschränkungen betroffen ist. Viele Kund*innen können dazu die DB-App nutzen. Zudem kann man sich auch unter der Hotline 08000-996633 telefonisch informieren.
Nach dem Bahn-Streik läuft es im Fernverkehr "einigermaßen nach Normalbetrieb". Nur im Regionalverkehr komme es noch zu Beeinträchtigungen, sagt ZDF-Korrespondent Markus Wolsiffer.29.01.2024 | 0:58 min
GDL und Bahn: Friedenspflicht bis März
Weitere Streiks gibt es bis mindestens 3. März nicht mehr. Denn bis dahin wollen beide Seiten hinter verschlossenen Türen miteinander sprechen und haben dazu eine Friedenspflicht vereinbart. Die Lokführergewerkschaft GDL verzichtet während der anstehenden Verhandlungen also auf weitere Streikaufrufe. Losgehen sollen die Tarifverhandlungen zwischen dem Bahn-Management und der GDL ab dem 5. Februar. Allerdings sind dabei noch einige Steine aus dem Weg zu räumen.
Denn bislang beharren Claus Weselsky und die GDL auf der Kernforderung einer schrittweisen Reduzierung der Arbeitszeit. Bis 2028 soll nach dem Willen der GDL das Arbeitspensum von 38 auf 35 Stunden fallen - bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn stand einer Arbeitszeitverkürzung zunächst grundsätzlich ablehnend gegenüber.
Es folgte dann aber doch ein erstes Angebot der Bahn, in dem der Konzern eine Erhöhung der Gehälter in zwei Schritten um jeweils rund 5 Prozent bis Ende 2025 vorschlug. Ab Anfang 2026 hätten Lokführer und Zugbegleiter dann die Wahl zwischen einer weiteren Erhöhung um 2,7 Prozent oder einer Stunde Verkürzung auf dann also 37 Stunden.
Der mehrtägige Bahnstreik ist vorbei. Nun haben GDL und Bahn vereinbart, vom 5. Februar bis 3. März "vertraulich miteinander zu sprechen", so ZDF-Reporter Markus Wolsiffer.29.01.2024 | 1:04 min
Kompromiss bei Arbeitszeitverkürzung
Die Crux daran aus Sicht der GDL: Die Bahn hatte diese Wahlmöglichkeit unter den Vorbehalt gestellt, dass zu diesem Zeitpunkt genügend Lokführer und Zugbegleiter im Konzern angestellt sind. Es handelt sich also um eine Bedingung, die die Gewerkschaft nicht beeinflussen konnte. Doch auch bei der Laufzeit eines künftigen Tarifvertrages und bei der Höhe der Entgelterhöhungen lagen beide Seiten bislang noch weit auseinander.
Dass es aber zu einem vorzeitigen Abbruch des Streiks gekommen ist, führt Claus Weselsky insbesondere auf die Bereitschaft der Bahn zurück, in puncto Arbeitszeitverkürzung auf die Gewerkschaft zugegangen zu sein.
Dabei verweist die GDL darauf, sich bereits mit 18 privaten Bahngesellschaften auf die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeitende bis 2028 geeinigt zu haben. Der Marktführer, also die Deutsche Bahn, hätte den Tarifabschluss 2023 prägen können, so Weselsky. "Nunmehr haben den Tarifabschluss andere geprägt - und damit muss das Management umgehen".
Der Streik der GDL ist teuer. Laut Bahn kostet jeder Streiktag 25 Millionen Euro. Der gesamtwirtschaftliche Schaden ist weitaus höher.
25.01.2024 | 1:34 min
Ungewisse Aussichten in Bahn-Tarifverhandlungen
Es stehen also, so viel scheint klar, schwierige Verhandlungen an. Bahnkunden jedenfalls können mindestens bis Anfang März aufatmen. Die Züge werden bis dahin ohne Streiks fahren. Ob beide Seiten aber bis dahin eine Einigung gefunden haben werden, ist nicht sicher.
Weitere Streiks sind nach Auslaufen der Friedenspflicht am 3. März nicht ausgeschlossen. "Jetzt ist der erste Schritt zur Deeskalation getan", sagte Claus Weselsky auf die Frage, ob nach dem 3. März mit weiteren Streiks zu rechnen sei.
Viele Züge stehen still. Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) streikt bis voraussichtlich Montagabend. Tipps für Pendler und Reisende sowie alle News hier im Blog.