Grüne Geldanlage: Ist verantwortungsvolles Investieren out?

    Grüne Geldanlage:Ist verantwortungsvolles Investieren out?

    Klaus Weber
    von Klaus Weber
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    Geldanlage in grüne Aktien oder Fonds war ein Megatrend. Doch dann kamen die militärische Zeitenwende und Donald Trump.

    Bäume in einem Wald von unten fotografiert
    Investitionen in Nachhaltigkeit liegen derzeit nicht im Trend (Symbolfoto).
    Quelle: obs/Kyndryl Deutschland

    Zeiten, in denen ein US-Präsident trotz steigender Meeresspiegel lieber nach Öl und Gas bohren lässt, was das Zeug hält, bedeuten nicht nur eine Zäsur für den Klimaschutz, sondern auch für die Finanzmärkte.

    Investitionen in Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung

    Vielen Anlegern ist die Umwelt, das Klima oder das soziale Handeln der Unternehmen, in die sie investieren, schon lange nicht mehr egal. Dafür wurden vor einigen Jahren die sogenannten ESG-Kriterien entwickelt. Sie stehen für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.
    Die Idee: Das von Anlegern und Investoren bereitgestellte Geld soll Unternehmen motivieren, umweltfreundlich zu werden sowie dazu beitragen, Angestellte und Minderheiten besser zu schützen.
    In den vergangenen Jahren entstand aus diesem Bewusstsein heraus ein riesiger Milliardenmarkt. Ein einträgliches Geschäft auch für Banken und Fondsgesellschaften. Der Bundesverband der deutschen Investmentgesellschaften (BVI) meldete zum Jahresende 2024 einen neuen Rekordstand bei den Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen von über einer Billion Euro.

    Megatrend am Finanzmarkt

    Aus dem landläufig auch als "grüne Geldanlage" bezeichneten ehemaligen Nischenprodukt ist also längst ein Megatrend am Finanzmarkt geworden - begünstigt zudem noch durch die politisch gewollte ökologische Transformation.
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    Auf Hauptversammlungen von Unternehmen spielen Umweltthemen längst eine riesige Rolle. Was einst als grünes Pflänzchen und ökologisches Feigenblatt entstand, hat sich fest in den Köpfen von Anlegern, Unternehmenschefs und Fondsmanagern etabliert. Dachte man zumindest. Doch die Welt entwickelt sich gerade dramatisch in eine gänzlich andere Richtung.

    USA forcieren Gegenbewegung

    Vor allem der Machtwechsel in Washington hinterlässt Spuren. Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, erklärt dazu: "Auch an den Finanzmärkten richten sich die Blicke in die USA. Mit dem neuen Präsidenten hat der Druck auf Nachhaltigkeit dort massiv zugenommen."

    Unternehmen streichen ihre Nachhaltigkeitsteams und -ziele zusammen. Aus Selbstverpflichtungen und Initiativen wird ausgetreten.

    Ingo Speich, Deka Investment

    Tatsächlich haben sich viele US-Banken und der große amerikanische Vermögensverwalter Blackrock aus Klimaallianzen verbschiedet.
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    In einigen Bundesstaaten wird sogar offen damit gedroht, Pensionsfonds zu verbieten, ihr Geld unter ESG-Gesichtspunkten anzulegen. Ein schwerer Schlag für die Nachhaltigkeitsfonds. Allerdings gebe es ein klares Auseinanderdriften zwischen Europa und den USA, meint Ingo Speich:

    In Europa ist alles immer noch recht stabil. Das liegt auch am anderen Rechtssystem und einem geringeren Risiko von Klagen.

    Ingo Speich, Deka Investment

    Auch hierzulande wird weniger investiert

    Trotzdem muss man konstatieren, dass trotz des Rekordstandes der verwalteten Vermögen auch hierzulande weniger Kapital in diese Fonds fließt. Vom absoluten Boomjahr 2021 ist man deutlich entfernt.
    Dazu trugen sicher auch einige Skandale bei. Der Vorwurf des "Greenwashing" also des Etikettenschwindels, taucht immer wieder auf. Die Fondstochter der Deutschen Bank, DWS, sieht sich seit geraumer Zeit mit Vorwürfen und Klagen konfrontiert, weil sie einige Fonds "grüner" dargestellt hat, als sie tatsächlich waren.
    Aber auch der Boom der Rüstungsaktien lässt die Nachhaltigkeit aus dem Fokus geraten. Doch Speich bleibt optimistisch, dass dies nicht dauerhaft so bleibt. Themen wie Geopolitik und Konjunktur stünden derzeit zwar mehr im Fokus: "Die Veränderungsgeschwindigkeit in der Natur, wie beim Klimawandel, wird in den nächsten Jahren aber vielfach höher sein als das, was wir in den letzten fünf Jahren gesehen haben."

    Die Bedeutung des Klimas und der Klimarisiken werden weiter deutlich zunehmen, auch für die Finanzmärkte.

    Ingo Speich, Deka Investment

    Heißt: Der Klimawandel wird wohl von ganz alleine dafür sorgen, dass weiterhin kein Weg an nachhaltigem Investieren vorbeiführt.
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    Quelle: dpa

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