Schalke-Fördergemeinschaft: Knappen sollen Genossen werden
Geplante Fördergemeinschaft:Schalke: Knappen sollen Genossen werden
von Ralf Lorenzen
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Der FC St. Pauli hat es schon getan, Schalke 04 steht kurz davor: Eine Genossenschaft gründen, mit der viel Geld in den Verein geholt wird, ohne einen Großinvestor zu beteiligen.
Fans von Schalke 04 zeigen im Auswärtsspiel bei Hannover 96 ihre ablehnende Haltung gegen Großinvestoren.
Quelle: Swen Pförtner/dpa
Emotionale Mitgliederversammlungen sind beim krisengebeutelten FC Schalke 04 die Regel - da wird die am Samstag wohl keine Ausnahme machen. Daran ändert auch der 2:0-Sieg gegen Jahn Regensburg nichts, mit dem der Zweitliga-Klub den Relegationsplatz verlassen hat. Zu groß ist wieder einmal die Enttäuschung über den Verlauf der Saison, die bereits Trainer und Sportdirektor den Job gekostet hat.
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Schalke 04: Mitglieder diskutieren über Fördergenossenschaft
Dass die Teilnehmerzahl auf der Versammlung mit über 7.000 voraussichtlich mehr als doppelt so hoch sein wird als im vergangenen Jahr, liegt aber noch an einem anderen Thema. Die Klubführung wird über Details der geplanten Fördergenossenschaft informieren, mit der Geld in den nach eigenen Angaben mit 160 Millionen Euro verschuldeten Verein geholt werden soll. S04-Vorstandschef Matthias Tillmann sagte im "Deutschlandfunk":
Damit wird Schalke 04 zum zweiten Profiklub in Deutschland, der eine Genossenschaft gründet. Mehrere Schritte weiter ist der FC St. Pauli, der am vergangenen Sonntag die Zeichnungsphase der Anteile einläutete.
"Die Genossenschaft ist das perfekte Modell für den FC St. Pauli", sagte Vereinspräsident Oke Göttlich. "Die Mitglieder und Fans werden beteiligt, und es gilt eine demokratische Grundregel: Alle haben jeweils eine Stimme - unabhängig von der Anzahl der erworbenen Anteile."
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FC St. Pauli will 30 Millionen Euro einnehmen
Ein Anteilsschein kostet 850 Euro, bis Ende Januar will der Klub so 30 Millionen Euro einnehmen. Schon 24 Stunden nach Verkaufsstart wurde gemeldet, dass 6.650 Personen Anteile im Gesamtwert von 8.661.500 Euro gezeichnet hatten.
Das Geld soll verwendet werden, um unter anderem Darlehen für das Stadion und die Corona-Darlehen zurückzuzahlen. Außerdem soll Geld in die Modernisierung des Stadions, in das Nachwuchsleistungszentrum sowie in die Stärkung der Fußballerinnen fließen.
Schalke: Anteile nur für Mitglieder
Die neue Genossenschaft mit dem Namen "Football Cooperative Sankt Pauli" wird sich mehrheitlich an der Stadiongesellschaft beteiligen, die Anteilseigner werden somit Mitbesitzer am Millerntor-Stadion.
Dies ist eine Gemeinsamkeit mit dem bei Schalke 04 geplanten Modell, wo die Fördergenossenschaft ebenfalls Anteile am Stadion erwerben soll. Während beim FC St. Pauli jeder Anteile erwerben kann, ist dies bei Schalke 04 Vereinsmitgliedern vorbehalten.
Gegenentwurf zu Großinvestoren
Beide Vereine gehören zu den elf Klubs in der 1. und 2. Bundesliga, die ihre Profiabteilungen noch nicht in Kapitalgesellschaften ausgegliedert haben. Somit ist es ihnen nicht möglich, Investoren zu beteiligen, um an dringend benötigte Finanzmittel zu kommen.
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Doch während der FC St. Pauli seine Genossenschaft bewusst als "Gegenentwurf zur Macht der Großinvestor*innen und zum Ausverkauf des Fußballs" sieht, wie es auf der Homepage heißt, hält man sich bei Schalke die Möglichkeit offen, irgendwann auch Investoren ins Boot zu holen.
"Man muss immer offen für alles sein, und wir sehen ja auch, wie schnell sich die Welt verändert", sagt S04-Vorstandschef Matthias Tillmann:
Langer Vorlauf beim FC St. Pauli
So scheint das Modell auf Schalke eher aus der Not geboren, um handlungsfähig zu bleiben, nachdem der russische Konzern Gazprom in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine als Sponsor ausgefallen ist.
Am Millerntor beschäftigt man sich dagegen seit fast zehn Jahren mit alternativen Finanzierungsmodellen im Profifußball. Kein Wunder, dass in Gelsenkirchen die Skepsis größer ist als in Hamburg. Wie groß sie ist, wird die Mitgliederversammlung am Samstag zeigen.