Multi Club Ownership: "Monstren" und "griechische Tragödien"

    Multi Club Ownership im Fußball:Von "Monstren" und "griechischen Tragödien"

    von Ralf Lorenzen
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    Der europäische Fußball gerät zunehmend unter den Einfluss von Staats- und Investmentfonds oder einzelnen Milliardären. Immer öfter besitzen sie weit mehr als nur einen Klub.

    Paris-Saint-Germain-Chef Nasser Al-Khelaifi (links) begrüßt beim Spiel Paris Saint-Germain - Stade Rennes einen anderen Tribünengast per Handschlag
    Big Player im Weltfußball und Protagonist im Multi Club Ownership: Nasser Al-Khelaifi (links), unter anderem Chef von Paris Saint-Germain.
    Quelle: Franck Fife / AFP

    "Die Gehälter, die Transfersummen, dann der Kampf um die Fernsehrechte, die Sponsoren, die immer mehr Geld hineingepumpt haben - da waren wir außer Kontrolle." Das sagt kein Fanvertreter oder kritischer Journalist - das sagt Sepp Blatter, der Mann, der die Kommerzialisierung des Fußballs als Präsident des Weltverbandes FIFA einst vorangetrieben hat wie kaum ein anderer.

    Verdreifachung der Einnahmen seit 2006

    Blatter hat früh erkannt, warum der Fußball ein derart gutes Produkt ist: "Zwei Stunden Show. Einheit der Zeit. Einheit des Ortes. Einheit der Aktion. Wie eine griechische Tragödie", sagt er in der sportstudio-Reportage "Spiel um Milliarden".
    Doch der Fußball scheint auf bestem Wege, dieses Produkt selbst zu zerstören. "Mein Vorgänger, der Havelange, hat mir gesagt, als das ganze Geld hineinkam: Du hast ein Monstrum gemacht".
    Teaserbild für Doku "Spiel um Milliarden".
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    Neben der FIFA sind weitere Monstren entstanden - vor allem europäische Klubs, die mit Hilfe von arabischen Staatsfonds, US-Investmentfonds oder Milliardären aus aller Welt den wachsenden Fußball-Markt dominieren. Seit der WM 2006 haben sich die Einnahmen europäischer Klubs auf 35 Milliarden Euro verdreifacht.

    PSG-Chef Nasser Al-Khelaifi: Mann der tausend Hüte

    "Es gibt hier ein Monster namens PSG mit einem Budget von 800 Millionen Euro", sagt der französische Sportjournalist Pierre Rondeau über Paris Saint-Germain, das sich im Besitz des katarischen Staatsfonds QSI befindet. "Der Durchschnitt der Liga liegt bei 140 Millionen, PSG dominiert komplett, Katar hat alles zerstört, alles kannibalisiert."
    An der Spitze von QSI steht Nasser Al-Khelaifi, der "Mann der tausend Hüte", wie er in Frankreich genannt wird. Neben QSI leitet er PSG, die europäische Klubvereinigung ECA und den katarischen Medienkonzern beIN-Sports.
    "Katar ist also der Besitzer von PSG und bezahlt gleichzeitig die Fernsehrechte, die zu einem großen Teil an PSG gehen. Manche sagen, das sei Finanzdoping", sagt Rondeau:

    Wir töten die glorreiche Unsicherheit dieses Sports, den Sportsgeist, die Herausforderung, auch die Attraktivität.

    Sportjournalist Pierre Rondeau

    Multi Club Ownership bei Manchester City und RB Leipzig

    Mit seiner Kritik zielt Rondeau auch auf das Modell der Multi Club Ownership (MCO) - also auf Firmen, die mehrere Klubs besitzen - wie die City Football Group von Scheich Mansour aus Abu Dhabi oder den Red-Bull-Konzern mit ihren Flaggschiffen Manchester City oder RB Leipzig.
    In den vergangenen zwölf Jahren ist die Zahl der MCO-Clubs von 40 auf 300 gestiegen, in der Premier League funktionieren mittlerweile 70 Prozent der Klubs nach diesem Modell. Einen Fußballverein zu kaufen sei "so einfach wie einen Friseurtermin buchen", heißt es in der sportstudio-Reportage.
    Multi Club Ownership - Bolzplatz
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    Öffentliches Gut in privater Hand

    Vereine wie Manchester City oder RB Leipzig erhalten über dieses Modell Zugriff auf einen weltweiten Pool an Talenten, den sie noch durch die Gründung von oder Beteiligung an Fußballschulen vergrößern.
    "Multi Club Ownership und die ganzen Investments - das passiert alles so schnell, dass die UEFA überhaupt nicht mithalten kann", sagt die Sportrechtlerin Katarina Pijetlovic. Die kleinen Klubs würden lediglich als Farmteams zur Spielerentwicklung genutzt.
    Pijetlovic fordert eine Reform der UEFA, da diese unter dem Einfluss der Besitzer der Eliteclubs stehe. "Können wir wirklich ein öffentliches Gut und die kulturellen Werte des Fußballs in den Händen von privaten Investoren lassen, denen es nur um Profit geht und Werbung und nicht um die Werte des Fußballs?" fragt sie und gibt die Antwort selbst: "Natürlich nicht".

    UEFA will größeres Stück vom Kuchen

    Statt regulatorisch einzugreifen, versucht die UEFA über die Ausweitung der Champions League allerdings gerade selbst, ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen.
    In dieser Gemengelage wirkt die Bundesliga mit ihrer 50-plus-1-Regel, die den Einfluss von Investoren begrenzt, fast als Fels in der Brandung des weiteren Ausverkaufs des Fußballs.

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    Quelle: Reuters

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