Nagelsmann-Debüt gegen USA: Spannende Premiere für DFB-Elf
Nagelsmann-Debüt gegen die USA:Spannende Premiere für die DFB-Elf
von Frank Hellmann
|
Julian Nagelsmann vertraut bei seinem Debüt als Bundestrainer vor allem routinierten Kräften. Das Länderspiel gegen die USA in Hartford wird der erste Gradmesser.
Bundestrainer Julian Nagelsmann stimmt sein Team an der Taktiktafel auf das Spiel gegen die USA ein.
Quelle: Imago
Weiterbildung kann nie schaden. Ein Teil des Kaders der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat jedenfalls die Gelegenheit genutzt, der berühmten Harvard-Universität in Cambridge einen Besuch abzustatten.
Gesucht: Anschluss an die Weltspitze
Aus dem Quartier der DFB-Stars in Foxborough im Großraum von Boston war es nur eine Dreiviertelstunde Busfahrt, um von einer der renommiertesten Bildungseinrichtungen der Welt mal einen Eindruck zu bekommen.
Intelligente Lösungen mit innovativem Charakter sind schließlich auch bei der DFB-Auswahl gefragt, die nach Jahren der Stagnation oder Rückentwicklung schnell wieder Anschluss an die Weltspitze finden soll.
Nagelsmann strotzt vor Tatendrang
Deshalb hat der Verband mit Julian Nagelsmann als Bundestrainer einen kreativen Projektleiter geholt, der bis zur EM 2024 bereits eine Art Masterabschluss hinlegen soll. Wenig verwunderlich, dass der vor Tatendrang strotzende Cheftrainer beim nicht unumstrittenen US-Trip die Aufmerksamkeit bündelt.
Zum zwölften Mal treffen die USA auf Deutschland. Diesmal ist es nur ein Testspiel - doch für beide auch eine wichtige Standort-Bestimmung. Der Respekt bei den Gastgebern ist groß.
von Heiko Oldörp
Doch aller Einsatz auf dem Trainingsplatz auf dem Gelände der NFL-Footballer der New England Patriots zählt nicht viel, wenn in den ersten Länderspielen des 36-Jährigen nicht die Ergebnisse und Resultate passen.
Gewinnen ist seine oberste Maxime seit Amtsantritt. "Das ist das wichtigste Thema, um eine gute Stimmung zu bekommen", sagte Nagelsmann bereits bei seiner Vorstellung.
Spielort Hartford weckt Erinnerungen
Gespielt wird zur Premiere des zwölften Bundestrainers der DFB-Geschichte gegen die USA nun in Hartford, wo sich Boris Becker einst ein episches Davis-Cup-Match mit John McEnroe lieferte. Das Pratt & Whitney Stadium mit seinen fast 40.000 Plätzen soll nahezu ausverkauft sein.
Es geht heute (21 Uhr/RTL) um einen ersten Fingerzeig, dass der zweitjüngste Nationaltrainer der Geschichte schnell den richtigen Weg findet. Es braucht einen klaren Kurs, da Vorgänger Hansi Flick spätestens mit der missratenen WM in Katar den Kompass verlor.
Was Nagelsmann in der Kürze der Zeit seit dem Abflug am Montag aus Frankfurt vermittelt hat, ist die vergangenen Tage offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen.
Rückkehrer Mats Hummels nimmt trotz seiner 34 Jahre und gewissen Defiziten in der Grundschnelligkeit eine zentrale Rolle in der Abwehr ein. Der Ansatz kommt dem Verteidiger von Borussia Dortmund allein wegen seiner eigenen Vorzüge entgegen: "Er will, dass wir das Spiel kontrollieren - in beide Richtungen. Dass wir mit dem Ball dominant sind und alle sehr aktiv. Das gefällt mir sehr gut."
Hummels und Müller sind routinierte Anker
Nur ist Nagelsmann auch keiner, der das Spiel neu erfindet, wie Wortführer Thomas Müller anmerkte:
Die Leitplanken sehen so aus, den Gegner mit "gesunder Aggressivität" zu stressen. Die beiden Rio-Weltmeister sind Symbolfiguren eines Kaders, der vor allem Erfahrung vereint. Gleich ein Dutzend Spieler jenseits der 30 stehen im 26er Aufgebot.
Geheimnis um die Grundordnung
Wie genau der neue Coach die deutsche Mannschaft anordnet - spekuliert wird über eine 4-4-2-Grundordnung - wollte natürlich niemand verraten, aber auf Hummels und Antonio Rüdiger im Abwehrzentrum, Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan in der Mittelfeldzentrale sowie Niclas Füllkrug und Leroy Sané in der Sturmmitte könnte es hinauslaufen.
Wie Nagelsmann die Außenverteidigerpositionen besetzt - vielleicht wieder mit Jonathan Tah, der unter Aushilfstrainer Rudi Völler gegen Frankreich (2:1) zuletzt so überzeugend spielte - ist eine von mehreren spannenden Fragen zur Premiere, die das Fachmagazin "kicker" ganz treffend als "Aufbruch ins Jetzt" überschrieben hat.
Will der neue Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann erfolgreich sein, muss er das Mittelfeld-Rätsel im DFB-Team lösen. Daran ist schon sein Vorgänger gescheitert.