FC Bayern und der Fall Mazraoui: Die große Wertediskussion
Nach Pro-Palästina-Aussagen:FC Bayern: Wie geht es weiter mit Mazraoui?
von Maik Rosner
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Erneut zeigt sich, wie schwer sich der Fußball tut, glaubwürdig mit wuchtigen Debatten umzugehen. Und die nächsten Bewährungsproben warten schon auf die Münchner.
Bayern Münchens Noussair Mazraoui.
Quelle: epa
Als der FC Bayern auf den Sturm der Entrüstung reagierte, war dieser längst zu wuchtig geworden, um ihn beruhigen zu können. Die Äußerungen des Vereins nach dem irritierenden Post seines Rechtsverteidigers Noussair Mazraoui dienten deshalb vor allem dem Zweck, erneut die eigene Position zum Terror der Hamas zu verdeutlichen und diesen scharf zu verurteilen.
Zudem kündigte der FC Bayern "ein ausführliches persönliches Gespräch" der Klubführung mit Mazraoui nach dessen Rückkehr von Marokkos Nationalteam an. Die Unterredung mit Mazraoui - wohl noch vor dem Spiel am Samstag beim 1. FSV Mainz 05, wo mit Anwar El Ghazi auch ein Spieler mit Pro-Palästina-Aussagen für Aufregung sorgte - dürfte über das weitere Vorgehen entscheiden.
Der Nahost-Konflikt macht vor dem Fußball nicht halt. Zu dem Thema posteten einige Spieler problematische Statements. Nun reagierte der erste Bundesliga-Verein.18.10.2023 | 1:20 min
Mazraouis geteilter Video-Clip
Mazraoui hatte am vergangenen Samstag einen Video-Clip geteilt. Darin sagte eine Gebetsstimme unter anderem: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen." Am Fall Mazraoui lässt sich zum wiederholten Male in kurzer Zeit beobachten, wie schwer sich der Fußball tut, mit wuchtigen Debatten umzugehen und glaubwürdig Positionen zu vertreten.
Die Münchner haben gerade erst den Wirbel um die zunächst angedachte, dann aber nicht vorgenommene Verpflichtung des vereinslosen Trainingsgastes Jerome Boateng hinter sich gebracht.
Der Boateng-Wirbel
Der Innenverteidiger war in zwei Instanzen verurteilt worden, weil er 2018 seine damalige Verlobte und Mutter seiner Zwillingstöchter geschlagen haben soll. Wegen Verfahrensfehlern wird der Fall neu aufgerollt. Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte den Wunsch geäußert, dass ein Fußballverein "Fußball-Entscheidungen" treffen dürfe.
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Sportdirektor Christoph Freund hatte befunden, das Verfahren sei Boatengs "private Geschichte und kein großes Thema für uns". Später begründete Vorstandschef Jan-Christian Dreesen den Verzicht auf Boateng damit, dass man "nicht nur aus einer sportlichen Perspektive" entschieden habe.
Fans erinnern Verein an Werte
Tuchels und Freunds vorherige Äußerungen hatten nach Meinung von Teilen des Publikums ein mangelndes Wertebewusstsein und mangelndes politisches Gespür erkennen gelassen. Beim jüngsten Heimspiel gegen Freiburg kritisierten Bayern-Fans das Vorgehen deutlich:
In Erinnerung sind auch noch die massiven Proteste gegen das jahrelange und inzwischen beendete Sponsoring durch die staatliche Fluggesellschaft Qatar Airways aus jenem Emirat, das die Hamas unterstützt. Zugleich hält der FC Bayern die Erinnerung an seinen ehemaligen jüdischen Präsidenten Kurt Landauer hoch.
Mazraoui fiel schon im Mai auf
Die nächsten Bewährungsproben in der großen Wertediskussion warten schon auf den FC Bayern. Wie wird man mit Mazraoui verfahren? Der Profi war erst im Mai damit aufgefallen, dass er sich mit Spielern des FC Toulouse solidarisierte, die sich in Frankreich einer ligaweiten Aktion gegen Homophobie verweigert hatten.
Sportlich ist der Außenverteidiger wichtig für Trainer Tuchel im ohnehin recht knapp kalkulierten Defensivpersonal. Zugleich hat der Fall eine binnenpolitische Dimension. In der Münchner Belegschaft befindet sich der israelische Torwart Daniel Peretz.
Neuer Passus für die Vereinssatzung
Der Zentralrat der Juden verurteilte Mazraouis Post am Dienstag als "unsägliche Entgleisung", das Vorgehen des FC Bayern halte man "bislang für angemessen". Hinzudenken konnten man sich eine Betonung auf dem Wort bislang.
Am 12. November steht beim FC Bayern die Jahreshauptversammlung an. Abstimmen sollen die Mitglieder dann, ob ein neuer Passus in die Satzung aufgenommen wird, wonach der Verein auch antisemitischen Einstellungen und jeder Form von Gewalt entgegentritt. Dieser Passus betrifft die jüngsten Debatten also ganz direkt, die Fälle Boateng und Mazraoui.
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