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Kontertaktik als neues Mittel:Die Lehren für das Repertoire des FC Bayern
von Maik Rosner
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Der ungewohnte Außenseiterstil des FC Bayern beim 3:0 im Spitzenspiel gegen Stuttgart könnte sich als wertvolle Variante für die großen Saisonziele erweisen. Auch in Europa.
Gute Stimmung nach dem 3:0 gegen Stuttgart: Harry Kane vom FC Bayern.
Quelle: Reuters
Bevor am Montag das Achtelfinal-Los Lazio Rom gezogen wurde, hatte der FC Bayern am Sonntagabend eine womöglich sehr wertvolle Erfahrung gesammelt - auch für die Champions League. Denn das 3:0 (1:0) gegen den VfB Stuttgart im Spitzenspiel der Bundesliga hatten die Münchner mit einer ungewohnten Außenseitertaktik erreicht, die sich auch als nützliche Variante für die ganz großen Saisonziele in Europas Eliteliga erweisen könnte.
Bayern gegen Lazio favorisiert
Das gilt wahrscheinlich weniger für den machbaren Gegner Lazio, derzeit Tabellenelfter der Serie A, der im Februar und März zunächst auf die Bayern wartet. "Wir gehen als Favorit in die Spiele, aber wir dürfen sie nicht unterschätzen", sagte Torwart und Kapitän Manuel Neuer nach Ziehung der Lose.
Doch im weiteren Saisonverlauf könnte sich Bayern abwartende Taktik gegen Stuttgart auch gegen die Branchengrößen als sinnvoll erweisen. Zumindest situativ und gegen andere Ballbesitzmannschaften.
Münchner passen sich erfolgreich an
Ob nun in der Champions League, in der die Münchner später vielleicht auf Titelverteidiger Manchester City treffen könnten. Oder auch in der Bundesliga im Februar beim Tabellenführer Bayer Leverkusen. "Natürlich wollen wir Dominanz. Aber gerade gegen solche Gegner ist es auch schön zu sehen, dass wir uns anpassen können im Sinne des Erfolgs", sagte Thomas Müller nach dem Sieg gegen Stuttgart.
Es hat gut funktioniert, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren nicht so eitel zu sagen, wir brauchen jetzt unbedingt 80 Prozent Ballbesitz.
Thomas Müller nach dem 3:0 gegen Stuttgart
Stattdessen waren es bis weit in die zweite Halbzeit hinein gerade einmal rund 30 Prozent. Die abwartende Haltung war zwar auch auf die vielen Ausfälle zurückzuführen. Statt Joshua Kimmich und Leon Goretzka (beide Infekt) bildeten Raphaël Guerreiro und das Talent Aleksandar Pavlovic, 19, eine improvisierte Doppel-Sechs gegen den Ball.
Lauerstellung mit klarem Plan
Doch Bayerns Lauerstellung folgte einem klaren Plan. Man habe wegen Stuttgarts Ballsicherheit gewusst, "dass wir mal über Strecken Ballbesitz abgeben", sagte Trainer Thomas Tuchel, und deshalb habe man oft tief verteidigt und "den Teamgedanken in den Vordergrund gestellt". Und zwar mit "Fleiß, Disziplin und ganz engen Abständen".
Anders als in der Vergangenheit habe man diesmal "viel aktiver" verteidigt und die Zweikämpfe geführt, ergänzte Müller. "Dass wir dann super umschalten können, das ist eine unserer großen Stärken in diesem Halbjahr."
Exemplarisch stand Harry Kanes 1:0 nach einem Ballgewinn im Mittelfeld und Müllers schnellem Zuspiel auf Leroy Sané (2.). Viele Chancen erspielten sich die Münchner nach diesem Muster, allerdings mit dem Makel, diese ungenutzt zu lassen. "An einem anderen Tag hätten wir wahrscheinlich drei oder vier Tore mehr schießen können", befand Kane.
Standardstärke auch dank Pavlovic
Zufrieden war der Engländer dennoch. Denn hinzu kam ja auch dank Pavlovic eine Standardstärke, aus der Kanes 20. Saisontor (55.) und Minjae Kims erstes (63.) jeweils per Kopf hervorgingen. Manchmal bedürfe es eben einer anderen Taktik als gewohnt, sagte Kane.
In einer Saison muss man verschiedene Wege finden, um zu gewinnen.
Harry Kane
Es ist aber nicht so, dass die Bayern nun zur reinen Kontermannschaft werden. Sie werden meist eine Ballbesitzmannschaft bleiben und sich wahrscheinlich schon am Mittwoch in Wolfsburg wieder als solche zu erkennen geben.
Kontertaktik "passt nicht auf jeden Gegner"
Die abwartende Haltung "passt nicht auf jeden Gegner. Wir können uns nicht gegen Gegner, die es nicht so lieben, den Ball selber zu haben, hinten rein oder an die Mittellinie stellen", sagte Müller.
Aber situativ, das war die wertvolle Erfahrung für die großen Saisonziele, kann sich auch mal eine listige und abwartende Variante als Erfolgsmodell erweisen. Gerade auch in Europa.
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