Fußball-EM: Southgate und die Weisheit der "Three Lions"
Nach Elfmeterkrimi gegen Schweiz:Southgate und die Weisheit der "Three Lions"
von Claudio Palmieri
|
Auch gegen die Schweiz muss England zittern. Mit Glück oder Dusel habe der Weg der Three Lions aber nichts zu tun, betont Trainer Southgate nach dem Halbfinal-Einzug.
Erst spät wurde das EM-Viertelfinale zwischen England und der Schweiz torgefährlich. Im Elfmeterschießen brachte Trent Alexander-Arnold die Entscheidung.
06.07.2024 | 9:04 min
Ob Gareth Southgate das Eistonnen-Interview von Per Mertesacker kennt, ist nicht überliefert. Der Auftritt, den Englands Trainer nach dem 5:3-Erfolg über die Schweiz im Elfmeterschießen hinlegte, stand jenem des deutschen Weltmeisters von 2014 aber kaum in etwas nach - schon gar nicht in puncto Entschlossenheit.
"Sorry for that", antwortete der 53-Jährige einem Journalisten, der sich offenkundig mehr "Entertainment" von Top-Favoriten wie den "Three Lions" und Frankreich auf dem Weg ins EM-Halbfinale gewünscht hätte.
Die bissige Ironie in Southgates Ausführungen war nicht zu überhören: "Unsere Intention ist immer, gut mit dem Ball zu spielen." Dann allerdings machte der frühere Nationalspieler deutlich, worauf es ihm zurzeit ankommt:
Statistik zu England - Schweiz
Southgate: "Ich bin stolz"
Southgate ist das "Wie" hinter dem Erfolg sicher nicht egal. Der Trainer, der den amtierenden Vize-Europameister seit 2016 betreut, erinnerte an die Historie der Briten, die bekanntlich nur mit einem fast 60 Jahre zurückliegenden WM-Titel aufwarten können.
Der Trainer führte aus: "Oft hatten wir nicht die Resilienz, die turniergewinnende Teams wie Frankreich oder Italien ausgemacht hat." Genau deshalb wollte Englands Coach den Sprung unter die letzten Vier nicht als glücklich oder gar unverdient verstanden wissen: "Wir haben gut gespielt."
Spielerische Steigerung gegen die Schweiz
Auch Trent Alexander-Arnold machte einen "weiteren guten Sieg für den Teamgeist" aus. "Wir haben die Einstellung, jeden Gegner, der vor uns steht, zu besiegen", meinte der Außenverteidiger des FC Liverpool, der den entscheidenden fünften Elfmeter im Shoot-out gegen die Schweiz sicher verwandelt hatte.
Der Erfolg gibt Trainer und Spielern bis hierhin Recht. Im Vergleich zum 2:1-Achtelfinalerfolg nach Verlängerung gegen die Slowakei, als England bis zur fünften Minute der Nachspielzeit 0:1 hinten lag, zeigte die Southgate-Elf gegen die Eidgenossen tatsächlich eine spielerische Steigerung.
Die besseren Chancen hatten jedoch die Schweizer, für die unter anderem Xherdan Shaqiri gegen Ende der Verlängerung einen Eckball an den Pfosten setzte (117.). In der regulären Spielzeit hatten die Eidgenossen mit dem 1:0 durch Breel Embolo in der 75. Minute das Momentum bereits auf ihre Seite gezogen. Ein Geistesblitz von Bukayo Saka, der in Arjen-Robben-ähnlicher Manier zum 1:1-Ausgleich traf, brachte den Favoriten von der Insel aber schnell zurück (80.). In ihrer vermeintlichen Angstdisziplin Elfmeterschießen zeigten sich die Engländer derweil gnadenlos.
Schweizer Trainer: "Haben etwas aufgebaut"
Für die Schweiz endete die EM wie schon vor drei Jahren - damals gegen Spanien - mit einem K.o. gegen einen Top-Favoriten im Elfmeterschießen. "Es schmerzt natürlich gewaltig, wenn man so einen Aufwand betreibt, gut drauf ist und die Chancen gehabt hat", kommentierte Nationaltrainer Murat Yakin das Ausscheiden.
Die Schweizer blicken dennoch auf eine "von A bis Z tolle EM-Kampagne" zurück - und wähnen sich wieder einen Schritt näher an der Weltspitze des Fußballs, wie Yakin klarstellte. "Wir haben etwas aufgebaut", befand der Ex-Bundesliga-Profi. "Wir haben gegen Italien gewonnen, wir haben gegen Deutschland beinahe gewonnen und sind jetzt ohne Niederlage im Elfmeterschießen ausgeschieden."