EM-Viertelfinale der Schweiz: Yakin, der Menschenfänger

    Schweiz-Coach vor Viertelfinale:Trainer Yakin: Taktikfuchs und Menschenfänger

    von Frank Hellmann
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    Aus dem kritisierten Trainer ist ein wichtiger Baustein der Schweizer Erfolgsgeschichte geworden: Murat Yakin kann sich vor dem Viertelfinale gegen England vor Lob nicht retten.

    Schweizer Trainer Murat Yakin (l) und Schweizer Mittelfeldspieler Granit Xhaka
    Schweiz-Trainer Murat Yakin (li.) und sein Mittelfeld-Stratege Granit Xhaka.
    Quelle: afp

    Bei der Zeitungslektüre muss Murat Yakin selbst ein bisschen schmunzeln. Logischerweise bekommt der Trainer der Schweiz mit, welches Lob vor dem Viertelfinale der Fußball-EM gegen England in Düsseldorf (Sonntag 18 Uhr/live ZDF) auf ihn einprasselt.

    Nette Worte sind immer schön zu hören. Wir spielen es aber auch gut.

    Murat Yakin, Trainer der Schweizer Nationalmannschaft

    Der 49-Jährige erfährt gerade so viel Zuneigung wie nie zuvor in seinem vor drei Jahren begonnenen Job.
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    Yakin: Richtiger Mann am richtigen Ort

    Klar, auch die zwei Meisterschaften 2013 und 2014 mit dem FC Basel, mit seinem Heimatverein in seiner Geburtsstadt waren schön, aber die Aussicht auf das erste EM-Halbfinale der Eidgenossen klingt noch besser. Zumal alles aufgeht, was sich der passionierte Schachspieler an Rochaden einfallen lässt.
    Bei Personal oder Taktik hat insbesondere dieser ehrenvoll ergraute Fußballlehrer mit jeder Überraschung wieder ein goldenes Händchen gehabt. Nun ist er alles auf einmal: Taktikfuchs und Superhirn, Menschenfänger und Publikumsliebling. Er scheint auf jeden Fall der richtige Mann am richtigen Ort in der richtigen Konstellation.
    Remo Freuler (Schweiz), Dan Ndoye (Schweiz), Fabian Rieder (Schweiz), Ruben Vargas (Schweiz), Granit Xhaka (Schweiz) bejubeln Tor zum 2:0.
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    Aussprache mit Kapitän Granit Xhaka in Düsseldorf

    Yakin erklärte nach dem Achtelfinale gegen Titelverteidiger Italien (2:0) in Berlin: "Als wir sahen, dass sie mit einer Viererkette kommen, wussten wir: Die machen wir platt." Ein solches Selbstbewusstsein kehrt nicht mal Granit Xhaka nach außen. Und der ist doch eigentlich das Sprachrohr der "Nati"?
    Für ein erfolgreiches Turnier braucht es starke Spieler und seinen starken Trainer. Da schienen die Eidgenossen zuvor ein bisschen schwach auf der Brust. Die Kritik in der zähen Qualifikation kumulierte, als eben Xhaka nach einem 2:2 gegen den Kosovo im September vergangenen Jahres sagte: "So wie wir heute gespielt haben, sah auch die ganze Woche aus."
    Der Coach tat das einzig Richtige: öffentlich nicht sofort zu widersprechen, sondern hinter den Kulissen die Aussprache zu suchen. Wie inzwischen beide Seiten bestätigten, habe man in diesem Jahre mehrere Gespräche geführt. Eines im Februar in Düsseldorf, als sie laut Xhaka bei einem feinen Essen und einem guten Glas Rotwein zusammensaßen. Trainer und Taktgeber wussten ja ohnehin: Der eine kann ohne den anderen nicht erfolgreich sein. So haben sich unterschiedliche Charaktere auf einen Kompromiss verständigt.
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    Vertrag von Yakin läuft aus

    Es heißt, dass kaum einer ein Spiel so gut lesen kann wie Yakin, was sich auch international herumgesprochen hat. Zwar ist (noch) nichts von anderen Angeboten bekannt, doch dass der Vertrag des Nationaltrainers jetzt ausläuft, bringt den Schweizer Fußball-Verband (SFV) ein bisschen in Zugzwang. Yakin selbst gibt sich ob seiner Zukunft betont gelassen bis lässig:

    Es gibt keinen Grund, über meine Zukunft zu diskutieren. Das werden wir nach der EM 2024 angehen.

    Murat Yakin

    "Wir hatten gute Gespräche. Meine Situation ist jetzt sicherlich angenehmer als vor ein paar Monaten." Die Verhandlungsposition könnte besser kaum sein.
    Dann sollte auch unbedingt Co-Trainer Giorgio Contini bleiben, den Yakin bereits aus Luzerner Zeiten kannte: Der 50-Jährige leitet Aufwärmen, Pass- und Spielformen und Torabschlüsse beim Training im Stadion auf der Waldau. Am Fuße des Stuttgarter Fernsehturms gefällt sich Yakin in der Rolle des Beobachters, der seinen Assistenten lieber "Partner" bezeichnete.
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    Gewisse Sympathie für Gareth Southgate

    Denn: "Wir haben identische Ideen. Für uns ist Giorgio ein Glücksfall, es ist auch ein großer Verdienst von ihm, dass es so gut läuft. Es brauchte auch im Staff Veränderung." Beide vertrauen sich fast blind. So wie einst Jürgen Klinsmann und Joachim Löw beim Sommermärchen 2006.
    Yakin liegt es fern, vor dem Duell gegen England sein Gegenüber Gareth Southgate in irgendeiner Form geringzuschätzen. Im Gegenteil: Er habe viele Sympathien für den kritisierten Kollegen. "Wir haben uns schon in Meetings getroffen und verstehen uns gut. Er hat viele gute Spieler, aus denen er auswählen muss. Wenn die Resultate dann nicht stimmen, gibt das Kritik. Ich befand mich auch schon in einer ähnlichen Situation - am besten nicht zu viel Zeitung lesen."

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