Gelungene Premiere für Wück: Beherzter Auftritt in Wembley
DFB-Frauen siegen in England:Wücks Premiere: Weltklasse im Wembley-Stadion
von Frank Hellmann, London
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Die deutschen Fußballerinnen triumphieren mit einem beherzten Auftritt in Wembley gegen England. Weil die DFB-Frauen die Vorgaben von Christian Wück nahezu perfekt umsetzen.
Christian Wück erstmals im Wembley-Stadion: "Es läuft".
Quelle: Imago
Noch ist Christian Wück mit allen Details im internationalen Frauenfußball nicht so vertraut. So hatte er nach seinem triumphalen Einstand in Wembley - 4:3-Sieg mit Deutschland gegen England zunächst eines vergessen: der Kollegin Sarina Wiegman für ihren Geburtstag am Samstag alles Gute zu wünschen. Die Niederländerin solle sich nicht so viel ärgern und man sehe sich ja bei der EM 2025 in der Schweiz gewiss wieder.
DFB-Frauen offensiv stark
Wer diese Grüße über den architektonischen Bogen der Kultstätte spannte, konnte denken: Vielleicht heißt dann das Endspiel wie bei der EM 2022 wieder England gegen Deutschland. Beide hatten sich gerade einen höchst ansehnlichen Schlagabtausch auf Weltklasseniveau geliefert.
Die deutschen Fußballerinnen führen im ersten Spiel unter Bundestrainer Wück in England schnell mit 3:0. Am Ende wird es bei dem Sieben-Tore-Spektakel in Wembley aber knapp.25.10.2024 | 8:15 min
Die DFB-Frauen legten zur Wück-Premiere auf Rasen von Wembley einen beherzten Auftritt hin, der vom Unterhaltungswert alles aus den vergangenen Jahren in den Schatten stellte. Vor allem in der Offensive spielte das Team ungewohnt variantenreich. Da hat der Nachfolger von Horst Hrubesch nur ein Länderspiel gebraucht, um seine Handschrift deutlich zu machen.
Kapitänin Gwinn mag den neuen Stil
Die Interimslösung Hrubesch bevorzugte einen pragmatischen Ansatz, der mit Olympia-Bronze belohnt wurde. Nun habe man "nicht mehr den Sicherheitsfußball von Horst gespielt", verriet Kapitänin Giulia Gwinn. Wücks Vorgänger wollte, dass "immer fünf Spielerinnen hinter dem Ball stehen". Der Mangel an Anspielstationen mit dem Ball war auf einen Schlag behoben.
Dass es gegen den Ball nicht nur Aussetzer bei den drei Gegentoren gab, sondern auch Torhüterin Ann-Katrin Berger merkwürdig fahrig agierte oder Verteidigerin Sara Doorsoun einen hanebüchenen Fehlpass einbaute, nahm Wück in dem wilden Schlagabtausch hin.
Bei den DFB-Frauen steht ein bedeutender Umbruch an. Christian Wück muss sich ohne Alexandra Popp dieser Herausforderung stellen. Gelingt dem neuen Bundestrainer der Neustart?24.10.2024 | 16:12 min
Dem 51-Jährigen hatten wenige Trainingstage, viele Besprechungen und reichlich Videomaterial gereicht, um seinen Spielerinnen einen neuen Stil zu vermitteln. "Es läuft", dachte der Fußballlehrer, als seine Elf durch Gwinn (4./Foulelfmeter und 11.) und Klara Bühl (29.) nach eingeübten Seitenverlagerungen gegen einen entblößten Gegner dreimal getroffen hatten.
Nia Künzer: "Schöner Fußballabend"
"Es ist von dem aufgegangen, was wir uns vorgenommen hatten. Bis zur 30. Minute haben wir es perfekt gemacht." Dass es durch den Doppelschlag Georgia Stanway (33./Handelfmeter und 36.) spannend wurde, ehe Sara Däbritz (72. Foulelfmeter) und Lucy Bronze (81.) dieses Spektakel abrundeten, hatte Wück mit seinem risikoreichen Ansatz in Kauf genommen. Den Protagonisten gefiel es.
Den U17-Nationaltrainer Wück intern zu befördern, könnte sich als kluger Schachzug der Nia Künzer erweisen; die DFB-Sportdirektorin sprach von einem "schönen Fußball-Abend. "Mein Eindruck ist, dass die Spielerinnen das umsetzen, was von ihnen erwartet wird." Man habe sich "bestimmte Meilensteine vorgenommen - dieses Spiel war einer der ersten."
Popps Abschiedsspiel live im ZDF
Denn den Vize-Weltmeister und Europameister zu Hause vor 47.967 Zuschauern zu schlagen, war ein echter Coup. Die oft übergangene Linda Dallmann als Spielmacherin oder die nassforsche Debütantin Giovanna Hoffmann als Mittelstürmerin waren zwei von vielen Gewinnerinnen. "Absolutes Toplevel" seien auch die Flügel mit Klara Bühl oder Jule Brand gewesen, sagte Wück.
Eine erste historische Marke hat Christian Wück in seinem ersten Spiel als neuer Bundestrainer der DFB-Frauen gesetzt. Mit dem 4:3-Sieg gegen England startete er wie seine sechs Vorgängerinnen und Vorgänger mit einem Sieg in die Amtszeit. Horst Hrubesch gelang das als sogar zweimal.
Gero Bisanz (1982 bis 1996): Deutschland - Schweiz 5:1 am 10. November 1982 in Koblenz
Tina Theune (1996 bis 2005): Niederlande - Deutschland 0:3 am 27. August in Lichtenvoorde
Silvia Neid (2005 bis 2016): Kanada - Deutschland 1:3 am 1. September 2005 in Vanvouver
Steffi Jones (2016 bis 2018): Russland - Deutschland 0:4 am 16. September 2016 in Moskau
Horst Hrubesch (2018): 4:0 Deutschland - Tschechien 4:0 in Halle
Martina Voss-Tecklenburg (2019 bis 2023): Frankreich - Deutschland 0:1 am 28. Februar 2019 in Laval
Horst Hrubesch (2023 bis 2024): Deutschland - Wales 5:1 am 27. Oktober 2023 in Sinsheim
Quelle: dpa
Dieselbe Aktivität soll es auch beim Abschiedsspiel für Alexandra Popp gegen Australien in Duisburg (Montag 18.10 Uhr/live im ZDF ab 17:50 Uhr) geben. Die 33-Jährige soll in ihrem 145. und letzten Länderspiel als Kapitänin beginnen, kündigte Bundestrainer Christian Wück an, "aber keine Halbzeit spielen, das ist auch so mit ihr abgesprochen." Die Wolfsburgerin verkörpert die Vergangenheit, die Zukunft hat im Wembley-Stadion vorgespielt.
Quelle: Reuters
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