Weißfleckenkrankheit behandeln:Vitiligo: Gute Erfolge durch neues Medikament
von Corinna Klee
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Wer Vitiligo hat, leidet unter Blicken. Viele versuchen deshalb, die weißen Flecken vor allem im Gesicht und an den Händen zu überschminken. Ein neues Medikament macht Hoffnung.
Heidrun Schleicher hat vieles gegen ihre Vitiligo ausprobiert. Seit Mai 2023 behandelt sie ihre weißen Stellen täglich mit einer neuen Creme. Mit Erfolg.26.02.2024 | 5:13 min
Die Weißfleckenkrankheit ist eine Erkrankung des Pigmentsystems der Haut, die zu weißen, depigmentierten Stellen führt. Das Immunsystem greift die körpereigenen Pigmentzellen, die Melanozyten an und zerstört sie. Dadurch verliert die Haut ihre Pigmente und wird heller.
Der Verlauf der Vitiligo und der Zeitraum, in dem sich die Flecken verändern, sind nicht vorhersehbar. Die Erkrankung verursacht keine Beschwerden und ist nicht ansteckend. Sie betrifft Menschen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Alter und wird von den Betroffenen als sehr störend empfunden.
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Ursachen von Vitiligo sind vielschichtig
Die Ursachen von Vitiligo sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen und immunologischen Faktoren sowie Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Sie bewirken Veränderungen in der Pigmentzelle, die dazu führen, dass der Körper diese als "fremd" erkennt und zerstört. Häufig tritt eine Vitiligo gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, insbesondere mit Erkrankungen der Schilddrüse wie einer Hashimoto-Thyreoiditis.
Eine Vitiligo hat nicht nur optische, sondern vor allem psychische Auswirkungen. Für viele Betroffene können die sichtbaren Hautveränderungen zu einem erheblichen Verlust des Selbstvertrauens führen und das Selbstbild beeinträchtigen. Einige Betroffene isolieren sich, meiden Sozialkontakte, haben Depressionen oder entwickeln Angstzustände.
Behandlung der Vitiligo herausfordernd
Die Erkrankung ist schwierig zu behandeln. Das Problem: Die Wirkung verschiedener Therapien ist nicht bei jedem Patienten und auch nicht an jeder Körperstelle gleich. So weiß man, dass Gesicht, Hals und Dekolleté beispielsweise besser repigmentieren als Handrücken oder Füße.
Das sei eine zusätzliche Herausforderung, da der Patient für die Therapie viel Geduld aufbringen müsse, erklärt Dermatologin Anke Hartmann. "Frühestens nach drei Monaten erkennt man, ob sie etwas bringt," so die Hautärztin weiter.
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FAQ
Für die Behandlung der Vitiligo stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Dazu gehören Phototherapie sowie die Therapie mit Calcineurin-Hemmern. Eine ursächliche Heilung gibt es bislang nicht.
Behandlungsmöglichkeiten auf einen Blick
Kortikosteroide werden synthetisch hergestellt und imitieren die Wirkung von Kortisol. Eine Lokalbehandlung eignet sich bei einem Befall der Körperoberfläche von weniger als 15 Prozent. Damit sie für eine Repigmentierung sorgen, müssen sie über mehrere Monate eingesetzt werden. Aufgrund der starken Nebenwirkungen wie dünnere Haut, Kortison-Akne, Rötungen und Gefäßerweiterungen sind sie heute nicht mehr Therapie der Wahl.
Seit mehr als 20 Jahren ist der positive Effekt von Calcineurin-Inhibitoren bei Vitiligo bekannt. Zu diesen immunmodulatorischen Substanzen gehören Tacrolimus und Pimecrolimus. Sie haben stimulierende Effekte auf die Ausreifung und Vermehrung der Pigmentzellen. Im Gegensatz zu Kortison können sie über einen längeren Zeitraum als Creme aufgetragen und auch in sensiblen Regionen wie dem Gesicht verwendet werden. Die Wirksamkeit ist bei alleiniger Anwendung meist auf Kopf und Hals beschränkt.
Phototherapien sind seit Jahrzehnten eine wichtige Behandlungsmöglichkeit der Vitiligo. Bei der Ganzkörpertherapie erhalten die Patienten drei Mal wöchentlich über ein bis eineinhalb Jahre eine UVB-Phototherapie. Sie bewirkt, dass die hellen Stellen pigmentieren. Dabei werden allerdings auch Bereiche nicht betroffener Haut bestrahlt, sodass sich der Hautkontrast verstärken kann. Bei der lokalisierten Phototherapie werden einzelne Areale gezielt bestrahlt, zum Beispiel kleinere Stellen im Gesicht oder an den Armen. Der Vorteil: Die umgebende normal pigmentierte Haut wird geschont, eine Kontrastverstärkung vermieden. Häufig werden Cremes und Phototherapien miteinander kombiniert, um die Wiederpigmentierung zu beschleunigen und zu verbessern.
Erster Wirkstoff bei Vitiligo zugelassen
Seit Mai 2023 ist in Deutschland erstmals ein Wirkstoff speziell für die Behandlung der Vitiligo zugelassen. Ruxolitinib ist ein sogenannter Inhibitor. Er blockiert einen Rezeptor, der die weißen Blutkörperchen dazu bringt, Pigmentzellen abzubauen. Dadurch kann die Haut wieder repigmentieren.
Erste Studien mit über 670 erwachsenen Patienten und Jugendlichen zeigen, dass nach einem Jahr Anwendung durchschnittlich 90 Prozent der betroffenen Stellen des Gesichts repigmentiert sind sowie zusätzlich 50 Prozent der betroffenen Körperstellen. Die Creme muss zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. In seltenen Fällen kann es zu Juckreiz oder Akne an den behandelten Stellen kommen.
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mit Video
Erste Erfahrungen weisen darauf hin, dass die Creme vermutlich dauerhaft angewendet werden muss.
Die Kosten für eine Tube betragen 1.000 Euro. Zwei Tuben pro Monat werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Voraussetzung ist, dass die Vitiligo den Körper beidseitig betrifft und das Gesicht beteiligt ist. Langzeitdaten stehen noch aus.