Morbus Bechterew: Symptome erkennen und richtig behandeln

    Morbus Bechterew:Wenn die Wirbelsäule versteift

    von Bianca Koch
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    Schmerzen im Rücken und in den Gelenken sind die klassischen Symptome von Morbus Bechterew. Die Krankheit wird oft erst spät diagnostiziert - mit schweren Folgen.

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    Quälende Rückenschmerzen in der Nacht und steife Gelenke am Morgen - das klingt nach einem schlechten Start in den Tag. Für Menschen mit Morbus Bechterew sind diese Beschwerden Alltag. Sie leiden an einer chronisch entzündlich-rheumatischen Erkrankung, von der vor allem die Wirbelsäule betroffen ist.
    Wird Morbus Bechterew früh erkannt und behandelt, lässt sich das entzündliche Geschehen weitestgehend unterdrücken. Doch bis zur Diagnose vergehen oft viele Jahre, denn erste Symptome sind unspezifisch und werden häufig mit gewöhnlichen Rückenschmerzen verwechselt. Außerdem entwickelt sich die Krankheit schleichend.
    Morbus Bechterew galt früher als Männerkrankheit. Frauen sind allerdings fast genauso häufig betroffen.
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    Klassische Symptome: Gelenkschmerzen und ein steifer Rücken

    Die Rückenschmerzen treten vor allem nachts und in Ruhe auf und bessern sich bei Bewegung. Erste Symptome beginnen meist im jungen Erwachsenenalter. Bei Männern sind Schmerzen vor allem im unteren Rücken typisch. Bei Frauen sind die Beschwerden mitunter atypisch. Sie zeigen sich oft an peripheren Gelenken, der Halswirbelsäule oder im Becken. Seltener kommt es zu knöchernen Veränderungen der Wirbelsäule. Bei Morbus Bechterew können aber auch andere Bereiche betroffen sein, sagt Rheumatologe Dr. Nicolai Steinchen.

    Es handelt sich um eine Systemerkrankung, das heißt, es können auch andere Organe wie zum Beispiel das Auge beteiligt sein.

    Dr. Nicolai Steinchen, Rheumatologe

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    Die chronische Entzündung führt zu einem überschießenden Reparaturprozess, bei dem neues Knochengewebe gebildet wird, was zu einer Verknöcherung und Versteifung der Wirbelsäule führt. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer deutlichen Einschränkung der Beweglichkeit der Wirbelsäule kommen, die immer mehr verkrümmt und versteift.

    Die genauen Ursachen von Morbus Bechterew sind nicht vollständig geklärt, aber genetische Faktoren spielen eine bedeutende Rolle. Der stärkste Risikofaktor ist das Vorhandensein von HLA-B27.
    HLA-B27 ist eine Variante des HLA-Gens, die mit mehreren rheumatischen Erkrankungen in Verbindung gebracht wird, insbesondere mit Morbus Bechterew. Es wird angenommen, dass diese Genvariante eine Fehlregulation des Immunsystems verursacht, die zu Entzündungen führt.
    Etwa 90 Prozent der Betroffenen sind HLA-B27-positiv. Allerdings ist HLA-B27 bei etwa acht Prozent der Bevölkerung nachweisbar, ohne dass diese Menschen an einer rheumatischen Erkrankung leiden. Forscher gehen deshalb davon aus, dass weitere Faktoren eine Rolle spielen.

    Entzündungen sind auf MRT-Bildern sichtbar

    Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus Krankengeschichte, körperlichen Untersuchungen, bildgebenden Verfahren und Labortests. Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Rheumatologe besonders auf Einschränkungen in der Beweglichkeit. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Verknöcherungen auf einem Röntgenbild sichtbar. Für eine frühe Diagnose entzündlicher Veränderungen der Kreuzdarmbeingelenke und der Wirbelsäule ist die Magnetresonanztomographie (MRT) unverzichtbar.

    Je früher man es weiß, umso eher kann man verhindern, dass diese Verknöcherungen eintreten, wie wir sie früher noch gesehen haben.

    Dr. Nicolai Steinchen, Rheumatologe

    Ein hoher CRP-Wert (C-reaktives Protein) im Blut deutet auf Entzündungen hin. Sie müssen jedoch nicht unbedingt mit Morbus Bechterew zusammenhängen.

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    Ein Funktionstraining für Rheumatiker hilft, Fehlhaltungen sowie Versteifungen der Wirbelsäule vorzubeugen und hinauszuzögern. Physiotherapie soll die Bauch- und Rückenmuskulatur stärken und eingeschränkte Gelenke mobilisieren. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac lindern Schmerzen.

    Ibuprofen und Diclofenac sind nicht nur Schmerzmittel, sondern sie wirken auch antientzündlich.

    Dr. Nicolai Steinchen, Rheumatologe

    Bei einem akuten Schub kann Kortison in die entzündliche Stelle gespritzt werden.
    Biologika werden zur gezielten Entzündungshemmung eingesetzt. Sie sind körpereigenen Eiweißen nachempfunden und schalten schädlich wirkende Botenstoffe aus. Da Biologika sehr teurer sind, bleiben sie bislang Patienten mit schweren Verlaufsformen vorbehalten.

    Eine entzündungshemmende Ernährung unterstützt die Behandlung. Schweinefleisch sollte nur selten gegessen werden, weil es die entzündungsfördernde Arachidonsäure enthält. Entzündungshemmend wirken dagegen Omega-3-Fettsäuren. Man findet sie in fettem Fisch sowie in Lein- oder Hanföl. Entzündungshemmend wirken auch Gemüse und Obst mit wenig Fruchtzucker, z.B. Beeren. Betroffene sollten außerdem auf Alkohol und Nikotin verzichten. Beides kann Entzündungen fördern und die Wirksamkeit bestimmter Medikamente reduzieren.

    Die meisten Patienten können gut mit Medikamenten behandelt werden. Operative Eingriffe sind nur selten erforderlich. An der Wirbelsäule sind sie mit erheblichen Risiken verbunden und werden nur bei bestimmten Komplikationen wie einer Nervenkompression in Betracht gezogen.

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