Altersdepression: Welche Symptome darauf hinweisen können

    Traurig oder psychisch krank?:Warum Altersdepression schwer zu erkennen ist

    von Tim Förderer
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    Rückenschmerzen, Schlafprobleme, Gedächtnisstörungen: Ältere Menschen haben oft viele körperliche Beschwerden. Was wenig bekannt ist: Oft sind es Zeichen einer Altersdepression.

    Altersdepression - oft unerkannt
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    Die Depression ist eine Erkrankung, die im Alter häufiger auftritt als vermutet. Betrachtet man nur die schweren Fälle, sind bei den 70 bis 79-Jährigen nur 6,1 Prozent betroffen. "Leichtere Fälle, die nicht alle Symptome zeigen, kommen bei älteren Menschen jedoch zwei- bis dreimal häufiger vor als bei den jüngeren, und bei Männern weniger als bei Frauen", weiß Katharina Geschke, Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Mainz:

    Man spricht im hochaltrigen Alter, also ab 85, sogar davon, dass vielleicht 20 bis 25 Prozent der Frauen von Depressionen betroffen sind.

    Dr. Katharina Geschke, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Mainz

    Ursachen schwer zu bestimmen

    Die Depression im Alter unterscheidet sich grundsätzlich nicht allzu sehr vom Erscheinungsbild in jüngeren Jahren. Einige Besonderheiten machen die Erkrankung jedoch schwer bestimmbar. So ist wenig darüber bekannt, welche Altersleiden eine Depression auslösen können. Unbestritten scheint zu sein, dass Einsamkeit oder eine gewisse Anzahl körperlicher Beschwerden die Erkrankung triggern können. Auch eine genetische Veranlagung kann bestehen. Außerdem können Traumatisierungen oder frühe Missbrauchserlebnisse Gründe für eine Depression im Alter sein. Umgekehrt kann die Depression das Risiko für bestimmte Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhen.
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    Wie sich Altersdepressionen äußern

    Die Depression im Alter zu erkennen ist eine große Herausforderung. Neben klassischen Anzeichen wie Hoffnungs- Antriebs- und Gefühllosigkeit gibt es eine Reihe von Symptomen, die auch Zeichen einer beginnenden Demenz sein können. So können Schlafstörungen, Appetitlosigkeit aber auch kognitive Symptome wie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowohl auf eine Depression, als auch auf eine Demenz hindeuten.

    Es ist ganz häufig so, dass ältere Menschen nicht so die typische gedrückte Stimmung und die typische Freudlosigkeit einer Depression haben.

    Dr. Katharina Geschke, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Mainz

    Ärzte und Psychotherapeuten setzen zur Diagnose von Depressionen bei älteren Menschen spezielle wissenschaftlich geprüfte Tests mit international standardisierten Fragebögen ein. Daneben sind auch körperliche und soziale Aspekte zu berücksichtigen, um eine präzise Diagnose zu stellen.

    Ein Online-Selbsttest wird beispielsweise von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe angeboten. Er kann eine Einschätzung zu einer vorliegenden Altersdepression bieten. Aber er ersetzt keinesfalls den Gang zum Arzt oder Therapeuten. Informationen für Angehörige ergänzen das Angebot.

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    Therapie ruht auf zwei Säulen

    Die Behandlung unterscheidet sich grundsätzlich kaum von der für junge Patienten: Sie besteht zum einen aus Medikamenten, meist Antidepressiva. Dabei sind zwei Besonderheiten zu beachten: Ältere Menschen werden zum Teil schon mit zahlreichen Medikamenten behandelt, weshalb Wechselwirkungen entstehen können. Darüber hinaus werden Medikamente im Alter langsamer verstoffwechselt. Aus diesem Grund sollte der Einsatz antidepressiv wirksamer Medikamente ärztlich sorgfältig abgewogen und engmaschig kontrolliert werden.
    Das zweite Instrument ist die Psychotherapie, in der Regel eine kognitive Verhaltenstherapie. Dabei soll der Patient mit einem gezielten Training lernen, seinen Alltag wieder aktiver zu gestalten. Daneben gewinnen weitere nichtmedikamentöse Verfahren an Bedeutung, wie eine Bewegungstherapie oder Ernährungsumstellung (zum Beispiel auf eine mediterrane Diät).
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    Wie man vorbeugen kann

    Einer Depression im Alter kann man vorbeugen, indem die soziale Teilhabe gefördert wird. Programme, bei denen ältere Menschen in freiwillige Tätigkeiten, Gemeinschaftsprojekte oder Bildungskurse eingebunden werden, zeigen positive Effekte. Gefährdete Patienten sollten sich Unterstützung suchen und körperlich aktiv bleiben. Denn wie bei so vielen Erkrankungen ist Bewegung sowohl in der Prävention als auch in der Therapie ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

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    Quelle: ZDF

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