Ursache von Gicht: Welche Rolle spielen Ernährung und Gene?

    Schmerzhafte Harnsäurekristalle:Gicht: Neben Ernährung sind die Gene wichtig

    von Corinna Klee
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    Gicht ist nicht immer die Folge von schlechter Ernährung und Übergewicht. Studien zeigen: Menschen mit einer erblichen Veranlagung können ein hundertfach höheres Gichtrisiko haben.

    Die Gicht wurde früher auch als "Krankheit der Könige" bezeichnet. Sie entsteht aufgrund eines zu hohen Harnsäurespiegels im Blut. Ist dieser Wert über viele Jahre oder Jahrzehnte zu hoch, können sich in Knorpeln und Gelenken Harnsäurekristalle ablagern, die Entzündungsreaktionen und schmerzhafte Gichtanfälle auslösen.

    Gicht-Symptome zeigen sich oft zuerst im großen Zeh

    Die Symptome eines Gichtanfalls beginnen meist im großen Zeh. Die Zehen sind weniger gut durchblutet, daher setzen sich die Harnsäurekristalle hier eher ab. Der Fußzeh oder das Fußgelenk können dann so stark geschwollen und gerötet sein und schmerzen, dass Betroffene kaum noch eine Decke auf dem Fuß ertragen können. Laufen ist bei einem akuten Gichtanfall nur eingeschränkt möglich.
    Über die Jahre können sich die Gichtanfälle häufen, weitere Gelenke betreffen und bleibende Schäden hervorrufen.

    Bei rechtzeitiger Behandlung bildet sich Gicht zurück

    Unbehandelt und ohne Änderung des Ernährungsverhaltens kommen Gichtanfälle immer wieder. Dabei kann sich die Stoffwechselerkrankung bei rechtzeitiger Behandlung vollständig zurückbilden. Im Akutfall helfen Schmerzmittel oder Medikamente mit Colchicin, dem Pflanzengift der Herbstzeitlosen.
    Langfristig kann es gelingen, die Gicht über eine Ernährungsumstellung und Medikamente in den Griff zu bekommen. Beispielsweise mit dem Wirkstoff Allopurinol, der den Harnsäurespiegel im Blut senkt.

    Patienten sollten auf purinarme Ernährung achten

    Gichtpatienten sollten streng auf eine purinarme Ernährung achten: Fleisch (vor allem Innereien) und Fisch, bestimmte pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte sowie alkoholische Getränke wie Bier sollten nur in Maßen genossen werden. Ein völliger Purin-Verzicht ist aber nicht nötig.
    Nach einigen Jahren harnsäuresenkender Therapie könne man davon ausgehen, dass die Harnsäurenester aufgelöst sind, erklärt Reinhard Voll, ärztlicher Direktor an der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg .

    Behält der Patient seine konsequente, purinarme Ernährung bei, kann das Medikament abgesetzt werden.

    Prof. Dr. Reinhard E. Voll, Ärztlicher Direktor an der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

    Purin ist eine Base, die auch in unserer DNA enthalten ist. Es ist ein Zwischenprodukt im menschlichen Stoffwechsel, das weiter abgebaut wird zu Harnsäure, die von uns über die Nieren ausgeschieden wird. Viele Lebensmittel enthalten Purine. Dazu zählen beispielsweise Fleisch, Bier und Hülsenfrüchte, die bei regelmäßigem Konsum den Harnsäurespiegel im Blut erhöhen.

    Als Gichtpatient muss man nicht gänzlich auf diese Lebensmittel verzichten, sollte den Verzehr aber dauerhaft einschränken.

    183 Genorte haben Einfluss auf die Harnsäure

    Dass die Gene bei der Entstehung von Gicht eine viel größere Rolle spielen als bislang angenommen, zeigen aktuelle Studien. Ein Forscherteam der Universität Freiburg um Professor Anna Köttgen hat in einer großangelegten Studie 183 Genorte gefunden, die einen Einfluss auf die Harnsäure haben.

    Die Häufigkeit von Gicht ist in der Personengruppe mit starker erblicher Veranlagung 100-fach höher als bei Personen mit einer sehr niedrigen erblichen Veranlagung.

    Prof. Dr. Anna Köttgen, Leiterin des Instituts für Genetische Epidemiologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

    Das bedeutet nicht, dass man auf jeden Fall Gicht bekommt, nur weil man eine genetische Veranlagung hat. Bei vielen anderen Erbkrankheiten erbt man ein defektes Gen von seinen Eltern und wird dann mit hoher Sicherheit krank.
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    Gicht wird auch durch Umweltfaktoren begünstigt

    Die Gicht ist im Gegensatz dazu eine sogenannte komplexgenetische Erkrankung. Sie wird durch das Zusammenspiel vieler Gene und Umweltfaktoren begünstigt. "Gene sind kein Schicksal, das sollte man immer in Erinnerung halten", so die Freiburger Wissenschaftlerin:

    Natürlich ist das Risiko, an Gicht zu erkranken, höher, wenn es innerfamiliär auftritt. Man kann dem entgegenwirken: kein Übergewicht entwickeln, ab einem bestimmten Alter regelmäßig den Harnsäurespiegel kontrollieren lassen, die Ernährung umstellen.

    Prof. Dr. Anna Köttgen, Leiterin des Instituts für Genetische Epidemiologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

    Von einer vorbeugenden Medikation allerdings rät Anna Köttgen ab. 80 Prozent aller Menschen, die zu hohe Harnsäurewerte haben, entwickeln keine Gicht.
    Bleibt der Harnsäurewert unter einem Wert von sieben Milligramm pro Deziliter, stehen die Chancen gut, anfallsfrei zu bleiben.

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