Tag der gesunden Ernährung:Mehr Gemüse für ein gutes Gewissen
von Christina-Maria Pfersdorf
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Eine nachhaltige Ernährungsweise kann die Welt ein Stück weit gerechter machen und Umwelt und Klima schonen. Was jeder dazu beitragen sollte, damit das funktioniert.
Nachhaltige Ernährung ist dieses Jahr das Thema des Tags der gesunden Ernährung.
Quelle: Colourbox.de
Die Menschheit steht heute vor großen Herausforderungen, die unter anderem durch Ernährungsverhalten und die Agrar- und Ernährungswirtschaft beeinflusst werden: Klimawandel, Wassermangel, Lebensmittelverschwendung und die Welthungerkrise sind nur einige Faktoren, schreibt der Verband für Ernährung und Diätetik zum Tag der gesunden Ernährung.
"Mit der Entscheidung, was wir einkaufen und essen und wie wir mit Lebensmitteln umgehen, nehmen wir Einfluss auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen und die von nachfolgenden Generationen", so der Verband weiter. Daher ist das Thema in diesem Jahr: nachhaltige Ernährung.
Der Tag der gesunden Ernährung wurde 1998 vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED) ins Leben gerufen und findet jährlich am 7. März in Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern statt. Jedes Jahr steht ein anderer Aspekt im Vordergrund. Dazu gibt es an diesem Tag bundesweit mehr als 2.000 Aktionen in vielen öffentlichen Einrichtungen. Ziel ist es, den Menschen das Thema "Gesunde Ernährung" näher zu bringen.
Unsere Ernährung hat Auswirkung auf unsere Umwelt
In dem Buch "Öfter mal die Sau rauslassen" erklären Ernährungswissenschaftlerin Annette Sabersky und ihr Kollege Markus Keller, wie eine nachhaltige Ernährung für den Einzelnen funktionieren kann.
Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus?07.03.2023 | 5:54 min
Hunger versus Übergewicht
Zu nachhaltiger Ernährung gehört, dass sie die Umwelt und das Wohl der Tiere berücksichtigt und fair in der Herstellung, dem Vertrieb und in der Verteilung ist: Weltweit hungern 800 Millionen Menschen, während gleichzeitig ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten zunehmen. Zwei Milliarden Menschen sind übergewichtig.
"Der steigende Verzehr von tierischen Lebensmitteln, verarbeiteten Produkten, Zucker und Fett haben maßgeblich dazu beigetragen, dass es heute weltweit mehr übergewichtige Menschen gibt als solche, die hungern müssen", sagen Annette Sabersky und Markus Keller.
Falsche Ernährung kann krank machen
Zu nachhaltiger Ernährung gehört auch, dass sie gesund ist. Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur einige Krankheiten, die mit einer falschen Ernährung in Verbindung gebracht werden.
- Saisonale und regionale Produkte kaufen: Saisonkalender gibt's überall im Internet. Bei der Herkunft der Produkte ist es schwieriger, da der Begriff "regional" nicht geschützt ist. Beim Verkaufspersonal nachfragen oder im Internet recherchieren, zum Beispiel über Label online vom Bundesverband Die Verbraucherinitiative e.V. oder über RegioPortal lokale Initiativen finden.
- Ökologisch erzeugte Produkte: Sie sind umweltverträglicher und tierfreundlicher, wobei das EU-Bio-Siegel nur den Mindeststandard erfüllt. Produkte mit den Siegeln der Anbauverbände unterliegen noch einmal strengeren Kriterien.
- Lebensmittelverschwendung vermeiden: Einkäufe planen, Lebensmittel richtig lagern und Reste weiterverarbeiten. Mindesthaltbarkeitsdatum als Hinweis verstehen. Lebensmittel sind meist darüber hinaus verzehrbar.
- "Rettertüten" kaufen: Viele Supermärkte bieten täglich Tüten mit Gemüse und Obst oder Brot vom Vortag zu reduzierten Preisen an.
- App "to-good-to-go" nutzen: Per Klick Lebensmittel vom Vortag in der Nähe kaufen.
- Verpackungsmüll vermeiden: Möglichst unverarbeitete Lebensmittel kaufen, Einkaufstaschen und Gemüsenetze mitnehmen.
- Produkte in Mehrwegbehältern statt in Plastikverpackungen bevorzugen.
Planetary Health Diet als Ideal nachhaltiger Ernährung
Im Jahr 2019 haben 37 renommierte Wissenschaftler der EAT-Lancet-Kommission mit ihrer Planetary Health Diet das Ideal der nachhaltigen Ernährung veröffentlicht. Sie fördert die individuelle Gesundheit genauso wie die des Planeten und kann gleichzeitig weltweit alle Menschen satt machen. Das Ziel: Im Jahr 2050 weltweit alle Menschen mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen.
Um das zu erreichen, sollten Obst und Gemüse die Hälfte der Nahrungsmenge ausmachen, gefolgt von Vollkorngetreide, pflanzlichen Proteinen und Ölen. Tierische Produkte können, wenn überhaupt, ergänzend hinzukommen. Eine solche Ernährung wäre auch preiswerter, denn wer saisonal und regional einkauft, spart oft Geld.
Ökologische Produkte preisstabiler
Eine aktuelle Erhebung des Bundes für ökologische Lebensmittelwirtschaft hat ergeben, dass biologisch erzeugte Lebensmittel weniger der Inflation ausgesetzt und somit preisstabiler sind.
Eine Pizza selbst zu machen sei günstiger als eine fertige zu kaufen, bei der man auch die Verpackung mitbezahle.
Kritik an Mehrwertsteuer auf Lebensmittel
Gleichzeitig nimmt die Ernährungswissenschaftlerin auch die Politik in die Verantwortung. Sie kritisiert zum Beispiel, dass Milch nach wie vor mit 7 Prozent besteuert wird, während auf pflanzliche Ersatzdrinks eine Steuer von 19 Prozent erhoben wird. Annette Sabersky geht sogar noch einen Schritt weiter:
Eine pflanzenbasierte Ernährung mit wenig tierischen Produkten gilt als die für Gesundheit und Umwelt gleichermaßen verträglichste Ernährungsweise.
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