Halsschlagader verengt: Carotisstenose wird oft spät erkannt
Carotisstenose oft spät erkannt:Gefährliche Verengung in der Halsschlagader
von Olaf Schwabe
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Eine Verengung der Halsschlagader ist tückisch. Oft wird sie erst diagnostiziert, wenn es zu einem Schlaganfall gekommen ist. Nur eine frühzeitige Behandlung kann das verhindern.
Eine Carotisstenose kann mithilfe einer speziellen Ultraschalluntersuchung erkannt werden.
Quelle: Imago / Joker
Ablagerungen an den Wänden von Arterien, sogenannte Plaques, sind gefährlich. Sie können immer größer werden und die Blutgefäße zunehmend verengen. Besonders häufig ist das auch in der Halsschlagader (Carotis) der Fall.
Fatal ist, dass Betroffene von diesem Prozess, der Jahre oder sogar Jahrzehnte andauern kann, nichts bemerken, sagt Jan Kemke, Leiter der Gefäßchirurgie am Benedictus Krankenhaus in Tutzing.
An einer Verengung der Halsschlagader, auch Carotisstenose genannt, erkranken vier Prozent aller Erwachsenen bis 65 Jahre. Bei den über 65-Jährigen sind es über zehn Prozent.
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Carotisstenose: Ursachen und Risikofaktoren
Da an beiden Seiten des Halses eine Schlagader verläuft, kann eine Carotisstenose beidseitig auftreten. Ursache der Verengung ist eine Arteriosklerose, die Arterienverkalkung. Dabei bilden sich an den Gefäßwänden Ablagerungen aus Cholesterin, Fettsäuren und anderen Blutbestandteilen, die mit der Zeit immer größer werden.
Zu den Risikofaktoren für eine Arteriosklerose gehören vor allem Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes mellitus, Adipositas und Bewegungsmangel. Auch eine unausgewogene und fettreiche Ernährung begünstigt die Entstehung der gefährlichen Ablagerungen.
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Verlauf einer Carotisstenose
Eine Carotisstenose macht sich erst bemerkbar, wenn Durchblutungsstörungen auftreten. Häufig kommt es dabei zu einer vorübergehenden Minderdurchblutung im Gehirn, einer sogenannten transitorischen ischämischen Attacke (TIA), erklärt Kemke. Auch das Auge kann von einer solchen Minderdurchblutung betroffen sein.
Mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung lassen sich sowohl die Gefäßwände als auch der Blutfluss in der Halsschlagader darstellen. Das ist für die Diagnose wichtig. Zum einen kann eine erhöhte Fließgeschwindigkeit des Blutes dazu führen, dass sich Plaques lösen und ein Schlaganfall entsteht. Zum anderen kann ein verlangsamter Blutfluss die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen.
Weitere Untersuchungsmethoden sind die Computertomografie (CT) sowie die Magnetresonanztomografie (MRT). Mit diesen bildgebenden Verfahren lassen sich Zustand und Lage der Gefäße, aber auch bereits erfolgte Gefäßverschlüsse, sogenannte "stumme Schlaganfälle", darstellen. Hierbei verschließen sich nur kleinste Gefäße und es kommt zu keinen spürbaren Symptomen. Anhand der Aufnahmen können Ärzte zudem beurteilen, ob die Plaques weich und leicht abzulösen oder fester und stabiler sind.
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Carotisstenose mit Medikamenten behandeln
Eine Carotisstenose lässt sich in vielen Fällen medikamentös behandeln. Davon können vor allem Patienten profitieren, die sich nicht operieren lassen wollen, aber auch ältere und morbide Patienten, die ein zu großes Operationsrisiko haben.
Die Basistherapie umfasst eine Kombination aus verschiedenen Medikamenten. Dazu gehören Blutverdünner, die für einen besseren Blutfluss sorgen, Blutdrucksenker gegen erhöhten Blutdruck sowie Cholesterinsenker, die das "schlechte" LDL-Cholesterin im Blut reduzieren.
Zudem sollten Risikopatienten regelmäßig ihre Halsschlagader untersuchen lassen, rät Kemke. Gerade bei Rauchern oder Patienten mit Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen kann es zu Carotisstenosen kommen.
Allerdings gibt es laut Leitlinien keine klare Empfehlung für eine altersbezogene Screeninguntersuchung.
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Wann sollte eine Carotisstenose operiert werden
Eine Carotisstenose sollte möglichst schnell operativ behoben werden, wenn sich bereits Folgen einer Durchblutungsstörung zeigen oder ein "stummer" Schlaganfall aufgetreten ist. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von vier Wochen nach so einem Ereignis, einen Schlaganfall mit schweren Folgen zu erleiden, ist deutlich erhöht.
Bei einer Verengung der Halsschlagader von über 50 Prozent wird zu einer halbjährlichen Kontrolluntersuchung geraten. Bei einer Carotisstenose bis 70 Prozent beurteilen Ärzte individuell, ob sich Plaques mit einer großen Wahrscheinlichkeit lösen werden und dies mit einem Eingriff präventiv verhindert werden sollte. Höhergradige Verengungen sollten immer zeitnah operiert werden.
Die klassische Methode ist eine offene Operation am Hals. Bei dieser sogenannten Endarteriektomie wird die Halsschlagader seitlich am Hals über der betroffenen Stelle eröffnet und die Ablagerung von innen ausgeschabt.
Eine andere Möglichkeit ist das Carotis-Stenting. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff wird ein Katheter mit einem Ballon und einem Stent (Gefäßstütze) über die Leistenarterie bis an die Engstelle in der Halsschlagader geführt. Anschließend wird die Engstelle mit dem Ballon aufgeweitet und mit dem Stent versorgt, der in die Gefäßwand einwächst.
Bei beiden Verfahren besteht die Möglichkeit, dass durch den Eingriff selbst Plaques gelöst werden und zu einem Schlaganfall führen. Diese Komplikation kommt bei erfahrenen Gefäßchirurgen insgesamt aber nur selten vor.
Wird eine Carotisstenose frühzeitig diagnostiziert und therapiert, ist die Prognose gut, langfristig keinen Schlaganfall zu erleiden. Allerdings können sich im Laufe der Jahre neue Ablagerungen in den Gefäßen bilden, die dann behandelt werden müssen.
Quelle: ZDF
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