Schlaganfall: Warum auch junge Menschen betrofffen sind
Symptome erkennen und handeln:Schlaganfall bei jungen Menschen
von Laren Müller
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Meist passiert es völlig überraschend: ein Schlaganfall. Doch bei jungen Menschen wird er nicht immer sofort erkannt. Ein großes Problem, denn bis zur Behandlung zählt jede Minute.
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Nur ältere Menschen bekommen einen Schlaganfall - so denken viele. Ein fataler Irrtum, denn ein Schlaganfall kann auch bei jungen Menschen, Kindern und selten sogar bei Ungeborenen im Mutterleib auftreten.
Tatsächlich ist das Alter der größte Risikofaktor. Allerdings nehmen die Schlaganfälle in der Altersgruppe zwischen 18 und 55 Jahren zu. In Deutschland erleiden in diesem Alter rund 30.000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall, auch Hirninfarkt genannt.
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Karotisdissektion als Ursache für Schlaganfall
Ein Schlaganfall in jungen Jahren hat andere Ursachen als bei älteren Betroffenen. Vor allem Risse in der inneren Gefäßwand der Halsschlagader (Karotis) sind ein häufiger Grund bei den unter 45-Jährigen. Durch den Einriss (Dissektion) entsteht eine zweite Blutbahn, die die Blutversorgung zum Gehirn behindert.
Bilden sich Blutgerinnsel, kann es auch zu einer Verengung oder einem Verschluss der Halsschlagader kommen, was zu einer Minderdurchblutung im Gehirn führt. Die Folge: ein Schlaganfall.
Dissektionen treten meist spontan auf. Sie können schon durch ruckartige Bewegungen oder eine abrupte Dehnung des Halses, starkes Niesen, aber auch bei einem Unfall entstehen.
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Loch im Herzen birgt Risiko für Blutgerinnsel
Eine andere Ursache bei jungen Menschen ist ein angeborenes Loch in der Herzscheidewand, ein persistierendes Foramen ovale, kurz PFO. Das kleine Loch zwischen den Vorhöfen tritt häufig auf und ist in der Regel ungefährlich. In seltenen Fällen bilden sich daran Blutgerinnsel, die über den Blutstrom bis in das Gehirn gelangen und dort ein Blutgefäß verschließen können.
Schleichende Gefahr: Lebensstil
Auch Risikofaktoren für die Gefäße wie hoher Blutdruck, Nikotin, Diabetes, hohe Blutfette, mangelnde Bewegung und Übergewicht können schon im jüngeren Alter zu einem Schlaganfall führen, sagt Joachim Röther, Neurologe an der Asklepios Klinik Altona. Daneben gibt es auch viele Fälle, bei denen unklar bleibt, was den Schlaganfall ausgelöst hat.
Bei den unter 35-Jährigen sind Frauen häufiger betroffen, da die Thrombosegefahr durch die Einnahme von Hormonpräparaten wie der Antibabypille steigt. Auch Migräne, die bei Frauen häufiger auftritt, erhöht das Schlaganfallrisiko. Ab dem Alter von 45 Jahren nimmt der Anteil der Männer aber zu, weil diese dann häufiger von den typischen Risikofaktoren für die Gefäße betroffen sind.
Noch immer glauben viele, ein Schlaganfall trifft vor allem Männer. Das Problem: Frauen kennen für sie typische Risiken nicht. Die Einnahme der Antibabypille ist nur eines davon.
von Nora Mahmoud
mit Video
Symptome kommen plötzlich
Plötzlich auftretende halbseitige Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Schwindel und/oder Sprach- und Sehstörungen sind klassische Symptome für einen Schlaganfall. Bei einem Gefäßeinriss an der Halsschlagader klagen Betroffene oft über Halsschmerzen. Da man diese aber nicht unbedingt mit einem Schlaganfall in Verbindung bringe, werde ein Schlaganfall bei jungen Patienten nicht immer erkannt, so der Neurologe. Dabei müssen Betroffene schon beim geringsten Verdacht umgehend in eine spezielle Schlaganfalleinrichtung, eine Stroke Unit, gebracht werden.
Denn jede Minute, die bei einem Schlaganfall unbehandelt vergeht, führt zum Absterben von Millionen Nervenzellen.
Face (Gesicht): Die Person bitten zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
Arms (Arme): Die Person bitten, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
Speech (Sprache): Die Person bitten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time (Zeit): Nicht zögern, unverzüglich die 112 wählen und die Symptome schildern.
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Blutgerinnsel schnell auflösen
Ist ein Gefäßverschluss die Ursache für den Schlaganfall erfolgt eine Akuttherapie mittels Thrombolyse. Dabei wird ein Medikament über die Vene verabreicht, das das Gerinnsel auflösen soll. Reicht das nicht aus, erfolgt eine Thrombektomie. Dabei wird das Gerinnsel im Gehirn über einen Katheter entfernt. Je nach Ausmaß des Schlaganfalls sind nach der Behandlung unter Umständen umfassende Maßnahmen zur Rehabilitation nötig.
Folgen des Schlaganfalls behandeln
Motorische Ausfälle und neurologische Folgeschäden wie Lähmungen oder Gleichgewichtsstörungen werden mit Physio- und Ergotherapie behandelt, Sprach- und Stimmstörungen mit Logopädie. Im ersten halben Jahr nach einem Schlaganfall sind die größten Fortschritte zu erwarten. Junge Menschen erholen sich körperlich oft besser, weil das Gehirn noch anpassungsfähig ist, um Defizite zu kompensieren.
Nach einem Schlaganfall steigt die Gefahr, dass er sich wiederholt. Die gute Nachricht: Betroffene können selbst viel tun, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken.
von Julia Zipfel
mit Video
Quelle: ZDF
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