ADHS und Finanzplanung: Fünf Tipps zum Umgang mit Geld
Umgang mit Geld bei ADHS:Tipps zur Finanzplanung für Menschen mit ADHS
von Deborah Gettmann
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Für Menschen mit ADHS können alltägliche Aufgaben wie der Umgang mit Geld zur Zerreißprobe werden. Mit diesen fünf Tipps kann das Finanzmanagement leichter gelingen.
ADHS kann auch im Erwachsenenalter Herausforderungen mit sich bringen. Wie die Finanzplanung und der Umgang mit Geld einfacher gelingen können.
Quelle: dpa
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS wurde früher überwiegend mit Kindern und Jugendlichen in Verbindung gebracht. Heute ist bekannt, dass auch Erwachsene betroffen sind. "Ihnen fehlt quasi die Brille fürs Denken", weiß Kirstin Wulf, Mentorin für Geldmanagement bei ADHS. Gedankengänge allein im Kopf zu bewältigen, wird zur täglichen Herausforderung.
Die größte Hürde für ADHS-Betroffene ist das problemorientierte Denken. Anstatt ein Problem zu lösen, wird es verschoben.
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Kirstin Wulf, Mentorin für Geldmanagement bei ADHS
Das eigene Leben zu organisieren, Impulse zu steuern und lösungsorientiert zu denken - alltägliche Handlungen, die Menschen mit ADHS oft überfordern. Sie müssen sich und ihre Gedanken permanent bewusst regulieren. Wie gut das gelingt, ist abhängig von bestimmten Faktoren, wie etwa dem körperlichen Wohlbefinden oder Umwelteinflüssen. Oft fällt es ihnen schwer, vorausschauend zu planen und ihre Finanzen im Blick zu behalten.
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Tipp 1: Impulskäufe regulieren
Menschen mit ADHS neigen dazu, Entscheidungen zu treffen, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Spontane Ausgaben häufen sich. Es wird mehr aus einem plötzlichen Verlangen heraus gekauft und weniger aus Notwendigkeit.
Um diese Kauf-Impulse zu regulieren, hat Kirsten Wulf nicht nur praktische Tipps, wie beispielsweise das strikte Einhalten von Einkaufslisten oder eine feste Wartezeit für Kaufentscheidungen. Noch wichtiger ist es, so ihre Empfehlung, die Impulse bewusst über den Kopf zu steuern und nicht über das Handeln.
Tipp 2: Störende Gedanken auf Papier bringen
"Will man Impulse stoppen, sollte man sich selbst und ADHS verstehen", unterstreicht Wulf. Nur wer wisse, wieso und in welcher Situation er etwas tut, könne das auch ändern. Professionelle Unterstützung durch eine Verhaltenstherapie kann ein Weg sein.
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Wer den Kopf zusätzlich entlasten will, kann versuchen, störende Gedanken aufzuschreiben oder laut auszusprechen. Diese einfache Übung kann langfristig dabei unterstützen, Entscheidungen differenzierter zu treffen und sich nicht emotional leiten zu lassen.
Tipp 3: Finanzziele visualisieren
Tabellen, Notizen und andere grafische Darstellungen können bei der Finanzplanung helfen. "Wer sich davon erschlagen fühlt, kann beispielsweise versuchen, die eigenen Ein- und Ausgaben in einem Tortendiagramm zu visualisieren", rät Kirstin Wulf.
Betroffene müssen für sich herausfinden, was ihnen das Denken erleichtert. Wichtig ist, sich realistische Ziele zu setzen und das Zukunfts-Ich vor Augen zu halten.
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Kirstin Wulf, Mentorin für Geldmanagement bei ADHS
Auch ein einfacher Klebenotizzettel an der Tür oder ein Foto des Ziels im Geldbeutel könne in stressigen Momenten als Erinnerung dienen, ohne dass aktiv darüber nachgedacht werden müsse, ergänzt die Mentorin.
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Tipp 4: To-do-Listen anfertigen
Für Menschen mit ADHS liegt die Herausforderung nicht im Fehlen von Wissen oder Absichten, sondern in der Kluft zwischen Vorsatz und Umsetzung. Komplexe Aufgaben wie das Verwalten eines Budgets oder das Sparen können zu einer unüberwindbaren Hürde werden. Helfen kann eine To-do-Liste.
Damit die To-do-Liste auch umgesetzt wird, sollte kategorisiert werden. Die Untergliederung kann beispielsweise zeitlich, persönlich und privat oder nach Priorität erfolgen. Besonders hilfreich kann es sein, diese Liste mit anderen zu teilen und gemeinsam daran zu arbeiten.
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Tipp 5: Hilfe in Gemeinschaftsgruppen suchen
Um notwendige Erledigungen nicht ewig aufzuschieben, können beispielsweise Co-Working-Angebote für Betroffene genutzt werden. Das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe und Umsetzen von Methoden kann die eigene Motivation steigern. Außerdem werden Selbstwirksamkeit und Durchhaltevermögen gefördert.
Eine oft unterschätzte Strategie ist nicht die Suche nach der perfekten Methode, sondern die Entscheidung, sich nicht allein durchzukämpfen.
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Kirstin Wulf, Mentorin für Geldmanagement bei ADHS
Wer größere Gruppen lieber meidet, kann auch auf Videotelefonate zurückgreifen oder sich eine vertraute Person einladen.
Menschen mit ADHS oder ADS sind oft kreativ und können sich gut in Aufgaben vertiefen. Doch Planung und Struktur zu wahren, fällt vielen schwer. Diese Strategien können helfen.
von Jana Sepehr
mit Video
Quelle: dpa
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