Pomodoro-Technik: Wie Pausen beim Lernen und Arbeiten helfen
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Effizienter arbeiten:Besser konzentrieren mit der Pomodoro-Technik
von Thilo Hopert
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Die Pomodoro-Technik soll für Konzentration, Fokus und Effizienz bei der Arbeit sorgen. Wie die Methode umgesetzt wird und ob sie immer funktioniert, erklären zwei Expertinnen.
Egal ob beim Lernen oder Arbeiten: Die Pomodoro-Technik kann dabei helfen, sich besser zu konzentrieren.
Quelle: dpa
Kurzer Arbeitsblock, kurze Pause; kurzer Arbeitsblock, kurze Pause. Nach vier Blöcken gönnt man sich eine längere Pause - das ist die Pomodoro-Technik, die für mehr Konzentration und Effizienz im Arbeitsalltag sorgen soll.
"Die Technik basiert auf der Erkenntnis, dass das menschliche Konzentrationsvermögen begrenzt ist", sagt Doris Fay, Leiterin der Professur Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Potsdam.
Eine Aufgabe wird in verschiedene kleine Pakete, sogenannte Pomodori, geteilt. Diese sind je 25 Minuten lang. Nach 25 Minuten folgt eine Pause von 5 Minuten. Nach 4 Zeitblöcken folgt eine längere Pause von 15 bis 20 Minuten. Wenn ein Pomodoro erledigt ist, wird er durchgestrichen, was für ein Erfolgsgefühl sorgt. Bevor man beginnt, sollte man die Aufgabe klar definieren und schriftlich formulieren, um ein klares Ziel zu haben.
Übrigens: Die Technik hat ihren Namen von einer Eieruhr in Tomatenform, die Francesco Cirillo, Erfinder der Methode, nutzte.
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Die Pomodoro-Methode helfe dabei, sich besser zu organisieren, sagt Christiane Barho, Executive Coach und Sparringspartnerin für Führungskräfte. "Sie fördert die Impulskontrolle bei Störquellen im Arbeitsalltag." Denn schnell ist der Fokus weg, auch wenn man nur mal ganz kurz in die Mails guckt.
Pomodoro-Methode: Pausen sind Pausen
Entscheidend bei der Methode sind aber nicht nur die konzentrierten Arbeitsblöcke, sondern vielmehr die Pausen. "Diese sind eine Belohnung", sagt Doris Fay. Sie sorgen für eine Konditionierung und bedeuten: Das fokussierte Durcharbeiten lohnt sich.
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"Pause heißt aber auch Pause", sagt Christiane Barho. Wichtig sei, dass man sich in der Zeit nicht mit Arbeitsdingen beschäftigt, also nicht in die Mails schaue. "Das Gehirn braucht den Leerlauf."
Denn dort könne sich eine neue Aufgabe verstecken, die von der ursprünglichen ablenkt und man benötigt erst wieder Zeit, um in die eigentliche Aufgabe hineinzufinden.
"Viele Menschen haben es in den letzten Jahren verlernt, fokussiert zu arbeiten", sagt Christiane Barho. Die ständige Verfügbarkeit durch Smartphones, soziale Medien, E-Mails und Messenger-Dienste haben die Aufmerksamkeit stark fragmentiert. Als Lösung hat der Amerikaner Cal Newport die Methode "Deep Work" erdacht. Dabei sollte man sich, vereinfacht gesagt, für eine bestimmte Zeit konsequent von allen Kommunikationsmedien abmelden. Dadurch sollen Konzentration und Qualität der Arbeit steigen.
Die Pomodoro-Technik passt nicht immer
Bevor man die Pomodoro-Methode einsetzt, müsse man prüfen, bei welchen Aufgaben sie sich überhaupt eignet, sagt Fay. "Bei manchen Aufgaben ist es nicht sinnvoll, nach 25 Minuten eine Pause zu machen. Aufgaben unterscheiden sich stark darin, wann man eine sinnvolle Zäsur machen kann."
Man sollte sich auch im Klaren darüber sein, wie man selbst gestrickt ist: Wer ohnehin organisierter arbeitet, dem wird die Technik leichter fallen. Wer gerne viele Aufgaben gleichzeitig angeht und sich gerne ablenken lässt, für den wird es schwieriger.
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Und: Pomodoro funktioniere als Technik nicht alleine, sagt Christiane Barho. "Man braucht die Fähigkeit, sich einen Überblick zu verschaffen, was alles ansteht." Die Aufgaben müssen bewertet und priorisiert werden.
Weitere Methoden zum Selbstmanagement
Aufgaben werden in vier Kategorien eingeteilt: Welche Aufgaben sind dringend? Welche Aufgaben sind wichtig? Was kann ich delegieren? Welche Aufgaben kann ich streichen? Daraus wird eine strukturierte Matrix erstellt. "Am Ende weiß ich, welche meiner Aufgaben die höchste Priorität haben", sagt Christiane Barho.
Bei der Methode geht man zuerst das unbeliebteste To-do des Tages an, damit man es hinter sich hat. "Schwierige Themen werden gerne aufgeschoben. Diese schwelen dann den Tag über und das raubt Energie", sagt Barho.
Bei diesen Aufgaben ist die Pomodoro-Technik sinnvoll
Überhaupt sei die Grundvoraussetzung eine hohe Zeitautonomie im Arbeitstag, so Fay. Die Methode ist in solchen Arbeitsphasen sinnvoll, in denen Aufgaben nur wenige Minuten dauern oder ohne Wiedereinarbeitungskosten unterbrochen werden können.
Laut Barho passe Pomodoro etwa, um bestimmte Aufgaben zu bündeln - E-Mails bearbeiten zum Beispiel. Auch bei einem Mittagstief könne man die Methode gut anwenden, um sich besser konzentrieren zu können.
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Die Technik kann zudem sinnvoll sein, um eine komplexe Aufgabe in kleinere Unteraufgaben zu teilen, sagt Doris Fay. "Wenn man diese abarbeitet, ist das sehr belohnend", sagt sie.
Nach Pomodoro folgt ein Fazit
Die Pomodoro-Einheiten sollten daher gut geplant sein: Um Ablenkung zu vermeiden, könne man etwa eine Fokuszeit auf dem Computer einrichten. Ist man im Büro, teilt man mit, dass man nicht gestört werden möchte und setzt Kopfhörer auf. Bei einem Einzelbüro kann man einen Zettel an die Tür hängen.
Hinterher sollte man dann einen Check machen: Was ist (nicht) gelungen? Warum ist etwas (nicht) gelungen? Was kann ich besser machen? "So erkenne ich, was meine Trigger für Ablenkungen sind. Und wenn ich die kenne, kann ich darauf reagieren", sagt Barho. Denn: "Zeitmanagement hat auch immer etwas mit Selbstmanagement zu tun."
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