Israel-Modell: Biden bietet der Ukraine Schutz an

    Zwischenlösung vor Nato-Beitritt:Israel-Modell: Biden bietet Ukraine Schutz an

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    Vor dem Nato-Gipfel in Vilnius hat US-Präsident Biden der Ukraine angeboten, sie nach dem Vorbild Israels zu unterstützen. So lange, bis sie ein Mitglied der Nato werden könnten.

    Die USA sind nach Angaben von Präsident Joe Biden bereit, der Ukraine nach einem Ende des russischen Angriffskriegs ähnlichen Schutz zu bieten wie Israel. Den Vorschlag bezog Biden auf die Zeit zwischen Kriegsende und einem möglichen Beitritt in die Nato.
    Der Prozess für ein Land, dem westlichen Militärbündnis beizutreten, brauche Zeit, sagte Biden dem Sender CNN in einem Interview, das am Sonntag vollständig ausgestrahlt wurde. In der Zwischenzeit könnten die USA der Ukraine die nötigen Waffen bereitstellen und mit Fähigkeiten ausstatten, um sich selbst zu verteidigen.

    Biden: "Israel-Modell" nur nach Friedensabkommen

    Das sogenannte "Israel-Modell" wird von internationalen Politikexperten schon länger als mögliche Lösung für den zukünftigen Schutz der Ukraine vor Russland diskutiert. Biden betonte aber, dass dies nur im Fall eines Waffenstillstands und eines Friedensabkommens denkbar wäre.

    Kritik von Ex-Nato-Stabsmitglied Babst

    Stefanie Babst, ehemaliges Mitglied des internationalen Nato-Stabs, sieht den Vorschlag dagegen skeptisch. Die Politologin sagte im ZDF, sie sei sich nicht sicher, "ob das in den Ohren der Ukrainer wirklich eine sehr Erfolg versprechende Botschaft ist".
    Zwar gebe es eine "Sicherheitspartnerschaft" zwischen Israel und den USA, etwa über die Zusammenarbeit von Militär und Geheimdiensten.

    Aber es ist keine Beistandsverpflichtung. Und schon gar keine rechtlich bindende.

    Stefanie Babst, Ex-Mitglied des internationalen Nato-Stabs

    Babst ergänzte, alles war für den Zeitraum X geplant sei "hilft der Ukraine gegenwärtig in ihrem Kampf gegen die Raketen und die Drohnen und alles andere was aus Moskau und aus Russland kommt, sehr wenig."
    Sehen Sie hier das gesamte Interview mit Stefanie Babst im heute journal:
    Am Dienstag und Mittwoch berät Biden beim Nato-Gipfel im litauischen Vilnius unter anderem mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj darüber, wie die von Russland angegriffene Ukraine an das Bündnis herangeführt werden kann und welche Sicherheitsgarantien ihr nach einem Ende des russischen Angriffskriegs gegeben werden können.

    Nato-Gipfel: Selenskyj fordert Entscheidungen

    Selenskyj knüpfte seine Teilnahme in einem Interview mit dem US-Sender ABC am Sonntag an eine Bedingung: "Wir möchten, dass alle Entscheidungen während des Gipfels getroffen werden. In diesem Fall ist es klar, dass ich dort sein werde."

    Ich will nicht zum Spaß nach Vilnius fahren, wenn die Entscheidung schon vorher gefallen ist.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Die USA unterstützen Israel jedes Jahr mit rund 3,8 Milliarden US-Dollar - davon geht ein beachtlicher Teil in die Abwehr von Raketen und Militärtechnik. Kein anderes Land weltweit seit dem Zweiten Weltkrieg hat laut dem jüngsten Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses mehr Unterstützung von den USA erhalten.

    USA unterstützen Israel mit Waffen und Milliarden

    Im März 2022 bewilligte der Kongress zusätzliche Mittel in Milliardenhöhe für das Raketenabwehrsystem "Iron Dome", das die USA mitentwickelt haben und das seit 2011 eingesetzt wird. Die "Eisenkuppel" gilt auch als Symbol für die Rolle der USA als Schutzmacht Israels. Das Abwehrsystem zerstört etwa Kurzstreckenraketen in der Luft.
    Die USA unterstützen die Ukraine schon jetzt erheblich: Seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 haben sie nach eigenen Angaben militärische Hilfe im Umfang von mehr als 40 Milliarden US-Dollar bereitgestellt oder zugesagt.

    Nato-Beitritt der Ukraine aktuell unwahrscheinlich

    Das von Russland angegriffene Land hofft, beim bevorstehenden Nato-Gipfel in Litauen formell in das westliche Militärbündnis eingeladen zu werden. Es wird nicht erwartet, dass es dazu kommt. Biden hält die Ukraine noch nicht für bereit - auch wegen des Krieges.
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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    Quelle: dpa

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