Selenskyj in Prag: Wollen "in die Nato eingeladen werden"
Ukraine-Präsident auf Reisen:Selenskyj: Wollen "in Nato eingeladen werden"
|
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat bei einem Treffen mit Tschechiens Staatschef Pavel in Prag einen Nato-Beitritt seines Landes gefordert. Das Bündnis müsse "Mut" beweisen.
Tschechiens Präsident Petr Pavel (l.) begrüßt seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj auf der Prager Burg.
Quelle: dpa
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Besuch in Prag Rückhalt für den Beitrittswunsch der Ukraine zur Nato bekommen. Es sei auch im Interesse Tschechiens, dass die Ukraine unmittelbar nach Ende des russischen Angriffskriegs Verhandlungen über eine Mitgliedschaft im Militärbündnis beginne, erklärte der tschechische Präsident Petr Pavel nach einem Treffen mit Selenskyj.
Pavel versicherte zudem, am Rückhalt für die Ukraine in deren Kampf gegen Russlands Aggression werde sich nichts ändern.
Selenskyj: Wollen "in die Nato eingeladen werden"
Präsident Selenskyj wiederum zeigte sich überzeugt, dass sein Land Teil der Nato werde, wie er laut Übersetzung nach dem Treffen erklärte.
Und weiter: "Wir brauchen Ehrlichkeit in unseren Beziehungen zur Nato." Es sei an der Zeit, "den Mut und die Stärke dieses Bündnisses" zu demonstrieren.
Warum Tschechien und die Ukraine so verbunden sind:
Der ukrainische Staatschef dankte Tschechiens Präsidenten zudem für die Unterstützung für sein Land. "Die Tschechische Republik und das tschechische Volk helfen uns wirklich, den Sieg näher zu bringen", teilte Selenskyj bei Telegram mit.
Schon am Donnerstag hatte Selenskyj die bulgarische Hauptstadt Sofia besucht, wo das Parlament sich in einer Erklärung für einen Beitritt der Ukraine zur Nato nach dem Ende des russischen Angriffskrieges aussprach. Am kommenden Mittwoch findet ein Nato-Gipfel in Litauens Hauptstadt Vilnius statt - mit Blick auf den Gipfel forderte Selenskyj zuletzt eine formelle Einladung seines Landes in die Nato.
Selenskyj zum Zwischenstopp in der Slowakei
Auf seiner Reise durch mehrere Länder machte Selenskyj auch einen Zwischenstopp in der Slowakei - er sprach mit seiner Amtskollegin Zuzana Caputova.
Sie wollte zwar mit Blick auf den anstehenden Nato-Gipfel in Vilnius keine unrealistischen Hoffnungen auf einen raschen Nato-Beitritt der Ukraine wecken, betonte aber vor Journalisten in Bratislava:
Selenskyj wies darauf hin, dass die Ukraine nicht nur sich selbst, sondern ganz Europa gegen Russland verteidige und damit Länder wie die Slowakei schütze.
Caputova pflichtete ihm bei und sagte, es sei daher "das volle Recht" der Ukraine, vom Westen militärische Unterstützung für ihren Abwehrkampf gegen den russischen Angriff zu erwarten. Neue Waffenlieferungen der Slowakei versprach sie allerdings nicht. "Wir haben alle Unterstützung gegeben, die wir geben konnten", beteuerte die Präsidentin.
Slowakei sagt Weiterentwicklungen von Waffen zu
Sehr wohl aber bereite man mit der Ukraine gemeinsame Waffenproduktionen vor, sagte Caputova. Das betreffe beispielsweise eine Weiterentwicklung der slowakischen Panzerhaubitze Zuzana und das Minenräumsystem Bozena. Slowakische Firmen seien außerdem sehr interessiert, sich am Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg zu beteiligen.
In der slowakischen Bevölkerung sind die Waffenlieferungen angesichts steigender Armut im Inland und einer der höchsten Inflationsraten der Eurozone unbeliebt. Die Regierung macht dafür von Russland gesteuerte "Desinformation" verantwortlich.
US-Medien berichten derweil, dass die Ukraine offenbar mit Streumunition aus den USA rechnen kann. ZDF-Reporter Elmar Thevessen aus Washington über die Hintergründe.
Selenskyj reist nach Istanbul weiter
Für Selenskyj steht als nächstes ein Stopp in der Türkei bevor, bei dem er sich mit Präsident Recep Tayyip Erdogan in Istanbul treffen werde, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite lag zunächst nicht vor.
Bei dem Treffen soll unter anderem um das Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer gehen, das am 17. Juli ausläuft. Russland droht damit, die unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei im Sommer vorigen Jahres geschlossene Vereinbarung nicht zu verlängern.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.