Vermeintlicher Tod von Prigoschin: So reagiert Osteuropa

    Flugzeugabsturz mit Wagner-Chef?:Skepsis in der Ukraine, Stille in Belarus

    von Thomas Dudek
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    Der mutmaßliche Tod von Jewgeni Prigoschin beschäftigt die Politik in der Ukraine, Polen und Litauen. Eine Ausnahme ist ausgerechnet der belarussische Machthaber Lukaschenko.

    Russische Soldaten inspizieren ein Teil eines abgestürzten Privatjets.
    Saß Wagner-Chef Prigoschin in dem abgestürzten Flugzeug?
    Quelle: dpa

    Rund um den Absturz des Flugzeugs von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin gibt es nicht nur viele Spekulationen, sondern auch viel Symbolik. Denn der Absturz der Privatmaschine ereignete sich auf den Tag genau zwei Monate nachdem der Chef der Wagner-Söldnertruppe mit dem "Marsch der Gerechtigkeit" seinen Putschversuch gegen Kremlchef Wladimir Putin begann.
    Doch auch aus ukrainischer Sicht hat das Datum einen gewissen Symbolcharakter. Denn der Absturz der Embraer Legacy 600, bei alle neun weiteren Insassen ums Leben kamen - darunter mit Dimitri Utkin mutmaßlich auch der De-facto-Kommandant von Wagner - ereignete sich einen Tag vor dem ukrainischen Unabhängigkeitstag.
    Leuchtquellen beleuchten Teile eines abgestürzten Privatjets in der Nähe des Dorfes Kuschenkino in der Region Twer.
    War eine Bombe an Bord, war es ein Abschuss, ein Unfall oder war alles nur inszeniert? Und was hat Putin damit zu tun? Noch immer gibt es zum mutmaßlichen Tod von Jewgeni Prigoschin mehr Spekulationen als Gewissheiten.25.08.2023 | 2:34 min
    Ein Nationalfeiertag, der durch den mutmaßlichen Tod Prigoschins für viele Ukrainer ein besonderes "Geschenk" bekam. Dementsprechende Memes waren in den sozialen Netzwerken jedenfalls schnell zu finden.

    Ukrainischer Präsident reagiert zurückhaltend

    Zurückhaltender mit ihren Aussagen zu dem Flugzeugabsturz waren dagegen Präsident Wolodomyr Selenskyj sowie Vertreter der Regierung. Und dies, obwohl Prigoschins Wagner-Söldner vor allem im hart umkämpften Bachmut eine wichtige Rolle spielten und sich dort erbitterte Gefechte mit der ukrainischen Armee lieferten.
    Es dauerte bis zum Mittag, bis sich Selenskyj zu dem Flugzeugabsturz äußerte, um klarzustellen:

    Wir hatten nichts damit zu tun. Jeder versteht, wer daran beteiligt ist.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Damit war das Thema Prigoschin für den ukrainischen Präsidenten jedoch nicht beendet. "Es ist heute schon das zweite Mal, dass ich auf ihn angesprochen werde. Es fühlt sich an, als wäre ich auf seiner Beerdigung", sagte Selenskyj auf einer späteren Pressekonferenz mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre, der am Freitag Kiew besuchte.
    "Die Regierung der Russischen Föderation, ebenso Prigoschin, hat uns so viele Tote gebracht. Ich kann nichts Gutes über diese Leute sagen", so das Staatsoberhaupt weiter.

    Wagner-Gruppe für Ukraine weiter Gefahr

    Der mutmaßliche Tod von Jewgeni Prigoschin nährt in der Ukraine jedoch nicht die Hoffnung auf ein baldiges Ende des russischen Angriffskrieges. "Aber sie waren sowohl in der internen Kommunikation als auch in der Entscheidungsfindung effektiver als die russischen Streitkräfte", sagte beispielsweise Ex-Verteidigungsminister Andrij Sahorodnjuk in einem Interview und mahnte, dass die russische Armee einiges von den Wagner-Söldnern "gelernt" haben könnte.
    Eine Gefahr sieht man auch weiterhin in der Söldner-Truppe selbst. "Soweit ich weiß, sind noch 20.000 Wagner-Söldner übriggeblieben. 20.000 nicht kontrollierte Menschen. Hier müssen wir darüber nachdenken, wer schlimmer dran ist - die Ukraine, Belarus, Polen oder vielleicht Russland. Niemand weiß das", sagte Selenskyj.

    Polen und Litauen besorgt, Belarus schweigsam

    Es ist eine Sorge, die man auch in Polen und Litauen teilt. Zwei Länder, die sich nach der Verlegung der Wagner-Söldner ins benachbarte Belarus in diesem Sommer besonders bedroht fühlten.
    "Die direkte Aufsicht über die Wagner-Gruppe hat nun Präsident Putin. Jeder möge die Frage selbst beantworten, ob die in Belarus stationierte Wagner-Gruppe nun eine größere oder geringere Gefahr ist", erklärte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.
    "Der Tod von Prigoschin, wenn er tatsächlich bestätigt wird, ändert nicht viel", sagte wiederum der litauische Präsident Gitanas Nauseda und bezeichnete den Schutz der Grenzen als eine "heilige Pflicht".
    Großes Schweigen herrscht dagegen in Belarus, zumindest seitens der Politik. Obwohl der autoritär regierende Alexander Lukaschenko eine zentrale Rolle bei der Verlegung der Wagner-Truppen nach Belarus spielte und Prigoschin auch Sicherheitsgarantien gab, hat er sich noch nicht zu dessen mutmaßlichen Tod geäußert. Stattdessen lobte Lukaschenko lieber die Arbeit der belarussischen Förster in diesem Sommer.
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