mit Video
Migrationsgipfel ohne Einigung:Vogel: Union hätte eigenes Modell testen können
von Michael C. Starke
|
Nach dem Platzen des Migrationsgipfels widerspricht FDP-Vize Vogel der CDU-Darstellung. Die Union hätte das Angebot ausgeschlagen, ein eigenes Konzept in der Praxis zu testen.
Sehen Sie hier die Sendung Markus Lanz vom 10. September 2024.10.09.2024 | 75:51 min
Können sich Bundesregierung und Opposition auf einen gemeinsamen Weg in der Asyl- und Migrationspolitik einigen? Um diese Frage zu beraten, kam die Ampel am Dienstag zum zweiten Mal mit den Unionsparteien und Ländervertretern zusammen.
Lange war unklar, ob die Union überhaupt an dem Treffen teilnehmen würde. Am Nachmittag dann die Meldung: Keine Einigung, die Gespräche sind abgebrochen.
- Kommentar: Keine Mitte in der Migrationsfrage
Union erklärt Gipfel für gescheitert
Die Union erklärte den Migrationsgipfel für gescheitert - und machte dafür die Ampel-Koalition verantwortlich. Zur Begründung sagte Unions-Verhandlungsführer Thorsten Frei, die Vorschläge der Regierung gingen nicht weit genug. Seine Partei hatte vor dem Treffen die Bedingung gestellt, Menschen ohne Visum aus Nicht-EU-Staaten generell an der deutschen Grenze zurückzuweisen.
Dieser Sichtweise trat Johannes Vogel am Dienstagabend bei "Markus Lanz" entgegen. Der stellvertretende Bundesvorsitzender der FDP warf der Union vor, ihrer staatspolitischen Verantwortung nicht gerecht zu werden.
Die Union hat die Gespräche mit der Ampel über eine Reform der Migrationspolitik abgebrochen. Die Vorschläge gingen nicht weit genug, so Unions-Verhandlungsführer Frei.10.09.2024 | 2:57 min
Für Vogel sei bei dem Treffen die Frage zentral gewesen, ob es gelingen kann, "ein europarechtskonformes Modell für noch mehr Zurückweisungen an den Grenzen zu entwickeln".
Seiner Darstellung zufolge habe zunächst die Koalition ihr Modell vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Anschließend sei der CDU im Rahmen der Aussprache das Angebot unterbreitet worden.
Vogel: Union verschenkt "unglaubliche Chance"
Dabei sei es laut Vogel auch darum gegangen, Ampel- und Unionskonzepte "an verschiedenen Grenzabschnitten" auszuprobieren. Doch auf einen solchen Praxistext ließ sich die CDU nicht ein - und verließ die Verhandlungen, so der FDP-Vize - ohne ein eigenes Konzept vorgelegt zu haben.
Vogel, der selbst nicht am Migrationsgipfel teilgenommen hatte, berief sich bei seinen Ausführungen auf koalitionsinterne Kreise. Für die Liberalen nahm Justizminister Marco Buschmann an dem Treffen teil.
Regierung und Union konnten sich nicht auf umfassende Zurückweisungen von Migranten an den Landesgrenzen einigen. So reagieren die Bundesminister Faeser, Buschmann und Baerbock.10.09.2024 | 22:59 min
Pläne für beschleunigte Asyl-Verfahren
FDP-Politiker Vogel appellierte an die Union, an den Verhandlungstisch zurückzukehren - oder ihr konkretes Konzept, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Was genau der Bundesregierung vorschwebt, das stellte die Ampel nach dem abgebrochenen Migrationsgipfel in einer Pressekonferenz vor. Demnach soll laut Innenministerin Nancy Faeser in Grenznähe schneller über Asylanträge entschieden werden.
Um ein Untertauchen oder einen erneuten Grenzübertritt zu verhindern, soll währenddessen auch Haft möglich sein.
Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Mihalic zeigte sich bei der Begrenzung der Migration gesprächsbereit. Sie mahnte aber, man müsse geltendes Recht einhalten.10.09.2024 | 0:31 min
Quadbeck: "Brauchen Union nicht"
Nach Vogels Schilderungen rief die Politikjournalistin Eva Quadbeck die Ampel dazu, alleine tätig zu werden. In Vogels Richtung sagte die Chefredakteurin vom "RedaktionsNetzwerk Deutschland": "Sie brauchen die Union nicht."
Ihrer Einschätzung zufolge war absehbar, dass die Union nicht vor hatte, eine Einigung zu erzielen - deren Plan stattdessen: die Ampel "zwischen diesen beiden Landtagswahlen im Regen stehen lassen". Auch die "Idee, dass die Ampel im Streit auseinanderfallen könnte" habe eine Rolle gespielt.
Bereits ab nächster Woche soll es an allen deutschen Landesgrenzen stichpunktartige vorübergehende Grenzkontrollen geben. Die Union fordert weitere Maßnahmen in Sachen Migration.09.09.2024 | 2:46 min
Ramelow: Asyl und Zuwanderung voneinander trennen
Im Anschluss warnte Thüringens Ministerpräsident davor, keine ausländerfeindliche Stimmung zu erzeugen. Mit Blick auf den Migrationsgipfel sagte Bodo Ramelow, der aus als Erfurt zugeschaltet war: "Streit in dieser Art wie heute, zahlt am Ende nur auf die AfD ein."
In einem solchen Klima gerate das Hauptthema aus dem Blick: "Thüringen und Deutschland brauchen gelingende Zuwanderung." Man müsste eigentlich über ein Zuwanderungskonzept reden, so der Linken-Politiker.
In diesem Zusammenhang verwies Ramelow auf den demografischen Wandel:
Sein konkreter Vorschlag: Mit Staaten könne man Vereinbarungen abschließen, um dort gezielt anwerben zu können - gleichzeitig könne mit diesen Ländern auch vereinbart werden, "dass sie die Staatsbürger zurücknehmen müssen, die bei uns ihr Schutzrecht verwirkt haben".
So viele Flüchtlinge leben in Deutschland
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Skepsis bei CDU-Forderung
Kritisch blickte Ramelow dagegen auf die praktische Umsetzung der Unionsforderung, Menschen an der Grenze abzuweisen. Für den Linken-Politiker sei konkret unklar: "Wo soll die Abweisung stattfinden?"
Ramelow verwies darauf, die Polizei könne Menschen erst auf dem deutschen Staatsgebiet kontrollieren. Er gab zu bedenken: "Wenn aber das schon auf deutschem Boden passiert und es wäre ein Asylbewerber, dann würde er das Wort Asyl sagen und die Beamten müssten ihn erst mal mitnehmen."
Quelle: ZDF
Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Mehr zur Migrationsdebatte
mit Video
Keine Einigung mit Ampel:Union: Migrationsgespräche gescheitert
mit Video
Migrationsplan der Ampel:Faeser will Schnellprüfungen an der Grenze
mit Video