Nacht der Entscheidung: Kippt die Ampel-Koalition?
Ampel ringt ums Überleben:Nacht der Entscheidung: Kippt die Koalition?
von Kristina Hofmann
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Die Spitzen der Ampel reden und reden: Es ist die Nacht der Entscheidung im Bundeskanzleramt. Formal geht es um die Wirtschaftspolitik. Tatsächlich ums Überleben der Koalition.
Die Ampel-Koalition ringt weiter um einen Kompromiss im Streit über den Haushalt und die Wirtschaftspolitik. Eine Einigung ist kurz vor dem Koalitionsausschuss nicht in Sicht.06.11.2024 | 1:19 min
Sie reden, reden und reden: Den ganzen Tag schon treffen sich die Spitzen der Ampel-Koalition zu Gesprächen im Bundeskanzleramt. Seit dem Abend tagt zudem der Koalitionsausschuss, zu dem auch die Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Regierungsparteien gehören. Ende offen.
Formal geht es um die Wirtschaftspolitik und den nächsten Haushalt, der in der nächsten Woche fertig sein muss. Tatsächlich geht es aber um das Schicksal der Ampel: Findet das einst als Fortschritts-Koalition gestartete Bündnis aus SPD, Grünen und FDP noch einen gemeinsamen Nenner? Oder war es das, ein knappes Jahr vor dem Ende der Legislaturperiode?
Eine weitere Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten für Donald Trump bedeutet wirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen für Deutschland. 06.11.2024 | 3:47 min
Scholz mahnt Einigkeit an
Unter dem Eindruck des Wahlsiegs von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA beschworen am Mittwoch viele den Willen zum Zusammenhalt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, die Polarisierung des US-Wahlkampfes habe gezeigt, wie ein Land zerrissen werden kann. Er zog Parallelen:
"Wir mögen unterschiedliche politische und gesellschaftliche Auffassungen haben, aber wir leben in einem Land. Uns eint mehr, als uns trennt", sagte Scholz in seiner Reaktion auf dem Wahlsieg Trumps. Ob er damit schon die Stimmung im nächsten Bundestagswahl meint, ließ er offen.
Kanzler Scholz empfängt am dritten Tag in Folge Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck, um über Wege aus der Ampel-Krise zu beraten. Nicole Diekmann berichtet. 06.11.2024 | 0:58 min
Die Konflikte in der Bundesregierung waren in den vergangenen Wochen vor allem in der Wirtschaftspolitik ausgebrochen. Die FDP fordert eine grundsätzliche Wende. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte am Nachmittag dem ZDF, es brauche eine echte Strukturreform und "keine Nebelkerzen, keine Subventionsprogrämmchen". Die FDP sei bereit für diese Kraftanstrengung, spekulieren über das Ende der Regierung wolle er nicht.
Allerdings widersprechen die Vorschläge von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) völlig dem, was SPD und Grüne fordern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte angeboten, die frei gewordenen Milliarden für das verschobene Intel-Werk zur Deckung der Haushaltslücke zu verwenden, was der FDP nicht reicht. SPD und Grüne fordern wiederum das Aussetzen der Schuldenbremse, auch um höhere Verteidigungskosten zu finanzieren, was die FDP nicht will.
Vor dem Koalitionsausschuss hat die Ampel-Regierung weiter keinen Kompromiss gefunden. Droht nun der Bruch der Koalition? Diana Zimmermann mit einer Einschätzung.06.11.2024 | 1:17 min
Habeck fordert "Handlungssicherheit und Klarheit"
Habeck sagte, die "Härte der Debattenkultur" im US-Wahlkampf könnte "zu einem Spaltpilz" auch hierzulande werden. "Das ist sicherlich ein Auftrag, der aus dieser Wahl heraus für Europa und für Deutschland festzuhalten ist." Deutschland müsse nach dem Wahlsiegs Trumps nun seine wichtige Rolle in Europa ausfüllen:
Die Diskussionen der vergangenen Tage innerhalb der Ampel müssten - laut Habeck - in "Handlungssicherheit und Entschlossenheit" überführt werden. Auf diese Art "werden diese die nächsten Tage und Stunden hoffentlich geführt werden, so dass wir die Konsequenz der US-Wahl als Bundesregierung in Europa voll beherzigen und umsetzen", sagte Habeck. Am Nachmittag ging er davon aus, dass am Zeitplan festgehalten wird. Dann würde am 14. November der Haushaltsausschuss bei der Bereinigungssitzung letzte Lücken im Haushalt klären.
Die Koalition streitet um den richtigen Kurs in der Wirtschaftspolitik und bringt sich damit an den Rand des Scheiterns. Findet sie wieder zusammen oder droht das Ampel-Aus?04.11.2024 | 2:48 min
Minister müssen nicht ins Plenum
Doch dass Bundeskanzleramt und Bundestag derzeit zwei verschiedene Planeten sind, zeigte sich an diesem Nachmittag. Während die Ampel-Spitzen bei Scholz verhandeln, debattiert der Bundestag in einer Aktuellen Stunde über die Wirtschaftspolitik. Der Versuch, die beiden Minister Habeck und Lindner aus dem Kanzleramt ins Plenum zu zwingen, scheiterte an der Abstimmung per Hammelsprung.
CDU-Wirtschaftspolitikerin Julia Klöckner kritisierte, dass kein Minister es für nötig hielt, bei dieser Debatte dabei zu sein. Den Koalitions-Parteien gehe es nur noch um die Frage: "Wie komme ich am besten halbwegs unbeschadet und unfallfrei aus diesem Ampel-Gehampel nochmal raus?"
Bei den Verhandlungen im Kanzleramt geht es allerdings auch um mehr als den Haushalt und die Wirtschaftspolitik. Ein Koalitionsausschuss sei eine Veranstaltung der Regierungsparteien, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. "Haushaltsverhandlungen werde da in der Regel nicht geführt."