Von Hartz IV zu Bürgergeld - was hat die Reform gebracht?

    Unterschiede zum Bürgergeld:20 Jahre Hartz IV - was hat es gebracht?

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    Im Januar 2005 trat eine der größten Sozialreformen Deutschlands in Kraft. Arbeitslosen- und Sozialhilfe wurden zusammengelegt. Was hat Hartz IV gebracht? Was braucht man heute?

    Archiv: Warteschlange von Arbeitssuchenden vor einem Jobcenter
    Arbeitslose besser in Arbeit vermitteln - das war eine der Grundideen von Hartz IV.
    Quelle: imago

    Das Hartz IV-Gesetz steht einerseits für rigide Sanktionen, aber auch für sinkende Arbeitslosenzahlen. Seit 2023 heißt Hartz IV Bürgergeld - und der Arbeitsmarkt steht vor neuen Herausforderungen.
    Mit Hartz IV wurden im Januar 2005 Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum neuen Arbeitslosengeld (ALG) II auf Sozialhilfeniveau eingeführt. Damit verbunden wurden auch strengere Anforderungen an Arbeitslose. Das Ziel: die damals hohe Arbeitslosigkeit von mehr als fünf Millionen Menschen zu bekämpfen und so die Sozialkassen zu entlasten.
    Metzger Volkmar Woite  zeigt auf ein orangenes Plakat rechts.
    Die Stimmung ist schlecht. Steigende Preise belasten die Geldbörsen, Geringverdiener kommen kaum über die Runden. Gleichzeitig wird das Bürgergeld immer mehr zum Streitpunkt.24.03.2024 | 30:08 min

    Viele kommen wieder in ersten Arbeitsmarkt

    Die Maßnahmen zeigten Wirkung, die Arbeitslosigkeit sank deutlich. Doch der Preis war hoch: Kritiker bemängelten, dass die Reformen Menschen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse drängten. Böwe arbeitet beim größten Sozialverband Deutschlands, dem VdK und stellt fest:

    Zwar hat die Zusammenlegung mit der Sozialhilfe, verbunden mit verschiedenen Eingliederungsmaßnahmen, manchen Menschen durchaus wieder Zugang zum ersten Arbeitsmarkt ermöglicht.

    Margret Böwe, Sozialverband VdK

    Mutter mit Kind an der Hand (Rückansicht)
    Ist das Bürgergeld sozial gerecht oder oder ein Signal in die falsche Richtung? 17.12.2024 | 9:20 min
    Gleichzeitig jedoch führte die Auflage, dass jeder angebotene Job auch angenommen werden musste, dazu, dass die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt oft nicht von langer Dauer war: Viele Menschen landeten im wachsenden Niedriglohnsektor.
    Das kritisiert der Abteilungsleiter der Abteilung Staat beim Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Prof. Dr. Peter Haan. Er sagt:

    Eine nachhaltige Entwicklung war das nicht.

    Prof. Dr. Peter Haan, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

    In einem Raum voller Stoffe, Schnüre und Fäden, zerschneidet eine Frau mit einem Maßband um den Hals konzentriert einen blauen Stoff.
    Armut ist in Deutschland längst nicht mehr nur ein Problem von Arbeitslosen und älteren Menschen mit kleiner Rente. Immer mehr Geringverdiener kommen trotz Vollzeitjob nicht über die Runden.08.12.2022 | 29:58 min

    Auf Hartz IV folgt Bürgergeld

    Im vorletzten Jahr gab es dann erneut Reformen. Zum 1. Januar 2023 löste das Bürgergeld Hartz IV ab. "Aus unserer Sicht", so Böwe vom VdK, "geht die Idee des Bürgergeldes, den Fokus auf nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt, Qualifizierung und Weiterbildung zu legen, in eine gute Richtung".
    Ein Problem sei allerdings, dass viele eingangs geplante Maßnahmen aus finanziellen Gründen gar nicht umgesetzt wurden.

    Die "Agenda 2010" der rot-grünen Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder gilt heute als eine der größten deutschen Sozialreformen. Teil der Agenda waren die vier Hartz-Gesetze zur Arbeitsmarktreform. Sie wurde von einer Kommission rund um den VW-Vorstand Peter Hartz erarbeitet und trat zwischen 2003 und 2005 in Kraft.
    Bei Hartz I ging es vorrangig um die Schaffung von Arbeitsplätzen, mit Hartz II wurden verschiedene Existenzgründungszuschüsse eingeführt, Hartz III reformierte unter anderem die damalige Bundesanstalt für Arbeit zu einer moderneren Arbeitsagentur. Hartz IV legte Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammen. (Quelle: dpa)

    Arbeitslosenquote heute nur halb so hoch

    Nicht nur mit Blick auf den anstehenden Regierungswechsel stellt sich also die Frage: Was braucht der Arbeitsmarkt wirklich? Im Gegensatz zu 2005 ist die Arbeitslosenquote heute mit rund sechs Prozent nur noch gut halb so hoch. Dennoch fehlen dem Arbeitsmarkt Fachkräfte.
    Aufgrund der alternden Gesellschaft scheiden immer mehr Menschen aus. Gleichzeitig ändert sich die Arbeitswelt durch Digitalisierung und KI in hohem Tempo. Und: Aktuell schwächelt die Konjunktur.
    Im Krankenhaus: Elaine, die Pflegekraft steht lächelnd in der offenen Tür. Ein älterer Mann im sitzt, mit dem Rücken zur Kamera, im Rollstuhl in einem Zimmer.
    Deutschland hat einen Fachkräftemangel. Kliniken und Logistiker werben weltweit Personal an. 23.07.2024 | 28:39 min

    Mehr Bildung, mehr Fachkräfte, mehr Mütter

    Eine Reform des Arbeitsmarktes müsste daher heute anders aussehen als die 2005 eingeführte Agenda 2010 - da sind sich Haan und Böwe einig.

    Langfristig sind Investitionen in Bildung essenziell.

    Peter Haan, DIW

    Haan ergänzt: "Beim Fachkräftemangel muss differenziert werden: Menschen, die bereits ein hohes Bildungsniveau mitbringen, lassen sich - das zeigen Studien -, auch vergleichsweise leicht umschulen."
    Kurzfristig greifende Maßnahmen sollten sich vor allem an Mütter und Rentner richten: "Gerade Mütter sind oft sehr gut ausgebildet. Aber sie kommen, einmal in Teilzeit, zu oft nicht wieder zurück in Vollzeit. Hier würde es unter anderem helfen, das Ehegattensplitting abzuschaffen und weniger Anreize für Minijobs zu setzen", sagt Haan.
    ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann über das Bürgergeld
    Hartz IV heißt nun Bürgergeld. Nach leidvoller Debatte haben Regierung und Opposition die Hoffnung auf eine umfassende, großherzige Reform beerdigt. Fast alle geben sich zufrieden.26.11.2022 | 11:39 min

    Mehr Reha und passgenaue Beschäftigungen

    Böwe sieht zudem Rehabilitationsmaßnahmen als wichtiges Instrument gegen den Fachkräfte- und Arbeitnehmermangel:

    Aus den Jobcentern höre ich immer wieder von einer wachsenden Zahl von Menschen mit Vermittlungshemmnissen, etwa durch Sprache, Qualifikation oder gesundheitliche Beeinträchtigung.

    Margret Böwe, Sozialverband VdK

    Haan schlägt vor: "Mit passgenauen Maßnahmen könnte man auch für sie einen schnelleren Zugang zum Arbeitsmarkt schaffen."

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    Quelle: dpa

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    Quelle: Charlotte Reuscher, dpa

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