Einfluss im Weltraum: Europa muss das All neu denken

    "European Space Conference":Europa muss das All neu denken

    Studioleiterin Susanne Freitag-Carteron, ZDF-Landesstudio Saarland, mit Mikrofon.
    von Susanne Freitag-Carteron
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    "Die Zukunft gehört dem Weltraum": Auf der "European Space Conference" geht es um den künftigen Einfluss im All. Im Zentrum der Debatten steht dabei vor allem einer: Elon Musk.

    European Space Conference in Brüssel
    Der neue EU-Kommissar für Verteidigung und Raumfahrt, Andrius Kubilius (links im Bild), warnt vor einem Einflussverlust Europas im Weltall.
    Quelle: epa

    Gleich am Eingang des Kongresszentrums in Brüssel stehen zwei Raketen-Modelle: Ariane 6 und VegaC. Auf beide verweisen die europäischen Raumfahrtinstitutionen gerne, wenn es darum geht, Erfolge zu feiern. Die Trägerrakete ist im letzten Jahr endlich gestartet. Mit mehrjähriger Verspätung.
    Bei der "European Space Conference" treffen sich alle, die in der Welt des Weltraums entscheiden, Politik Wirtschaft, Raumfahrtagenturen. Europa ist stark, soll die Botschaft sein.
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    Die Fragen der mehr als 100 Journalisten aber kreisen um ein Thema: Wie umgehen mit Elon Musk, an dem im All niemand mehr vorbei kommt und der durch provokante Gesten und die Unterstützung rechtsnationaler Parteien in Europa auffällt?

    EU-Kommissar: "Wer den Weltraum kontrolliert, kontrolliert die Zukunft"

    Andrius Kubilius ist EU-Kommissar für Weltraum und Verteidigung. Und natürlich probembewusst: "Wir sind führend im Bereich Navigation, Erdbeobachtung und Exploration, aber in anderen Bereichen verlieren wir an Boden."

    Wenn wir nichts tun, riskieren wir Stagnation oder wir fallen zurück im Vergleich zu anderen. Das ist nicht akzeptabel.

    Andrius Kubilius, EU-Kommissar für Weltraum und Verteidigung

    "Die Zukunft gehört dem Weltraum. Wer den Weltraum kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Europa muss im All eine Führungsrolle behalten", so Kubilius.
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    Raumfahrtagentur Esa: "Europa muss schneller werden"

    Die hat der Kontinent in vielen Bereichen. Galileo, das satellitengesteuerte Navigationssystem, Copernicus zur Erdbeobachtung. Darauf verweist der Generalsekretär der europäischen Raumfahrtagentur Esa immer wieder gerne, auch heute: "Funktionierende Geldautomaten, Wettervorhersage, Landwirtschaft, Katastrophenschutz: Unser tägliches Leben wird durch das All bestimmt", sagt Josef Aschbacher.
    Dass Elon Musk Europa das Wasser abgräbt, weist er von sich, doch auch er mahnt: "Europa muss schneller werden, agiler und auch mehr investieren bei Weltraumaktivitäten." Ein Wink an die Regierungen der 22 Mitgliedsstaaten, mehr Geld ins All zu investieren - im November wird das neue Budget festgelegt.
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    Viele Verträge mit SpaceX

    Die letzten Missionen europäischer Astronauten fanden alle mit Musks SpaceX statt, der cleane Look und die effizienten, wiederverwertbaren Falcon-9-Raketen begeisterten. Es gibt viele laufende Verträge mit der Nasa und mit SpaceX für künftige Missionen.
    Doch jetzt mischt sich Musk in Deutschland in den AfD-Wahlkampf ein. Zusammenarbeit gefährdet? Daniel Neuenschwander, zuständig für die bemannte Raumfahrt bei der Esa, sagt:

    Wir werden unsere Operationen weiter führen, so wie sie vereinbart worden sind.

    Daniel Neuenschwander, Europäische Raumfahrtagentur Esa

    "Natürlich müssen wir uns in Zukunft überlegen, wie wir uns positionieren, das ist eine Tatsache, aber das Tagesgeschäft läuft erstmal normal weiter", so Neuenschwander.
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    Weltall auch von sicherheitspolitischer Relevanz

    Doch die Abhängigkeit von SpaceX stört, auch aus strategischer Sicht. Kriege werden längst auch im Weltall mitentschieden, der Einsatz von Starlink-Satelliten in der Ukraine hat das deutlich gemacht.
    "Von den knapp 11.000 aktiven Satelliten gehören fast 7.000 zur Starlink-Flotte von Elon Musk", rechnet Antje Nötzold vor. Sie forscht an der Uni Chemnitz, Schwerpunkt: Strategischer Wettbewerb. Musk beherrsche bereits ganze Orbits und bestimme die Regeln, warnt sie: "Welche Regionen werden freigeschaltet? Welche nicht? Wer trägt die Kosten? All das hat eine sicherheitspolitische und eine strategische Relevanz."
    Für versöhnliche Töne bringt die Esa gerne Astronauten mit, Luca Parmitano aus Italien ist in diesem Jahr vor Ort. Zweimal war er auf der ISS, jetzt trainiert er Astronauten. "Ich kann nichts dafür, ich bleibe Optimist", sagt er.

    Europa hat Werte. Frieden, Zusammenarbeit, Wettbewerb, aber fair. Diese Werte wollen wir weiter in den Weltraum einbringen.

    Luca Parmitano, Astronaut

    "Wir sind alle angetrieben von demselben Wunsch, das Leben der Menschen besser zu machen, ob in den USA oder Europa, wir gehen in die gleiche Richtung", so Parmitano weiter. Das möchten ihm am diesen Tag alle zu gerne glauben.

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