SpaceX und Starlink: Wie abhängig Europa von Musk ist
Interview
SpaceX und Starlink:Europa enorm abhängig von Musk - auch im All
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Donald Trump setzt auf Elon Musk, auch im Weltraum. Europa sei von ihm abhängig, sagt Expertin Nötzold: "Wir haben gar keine andere Möglichkeit als mit SpaceX zusammenzuarbeiten."
Der Booster der Rakete Starship von SpaceX kehrt während eines Testflugs von der Starbase in Boca Chica zur Startrampe zurück.
Quelle: dpa
Vor Kurzem explodierten Teile der Rakete "Starship" von Elon Musks Unternehmen SpaceX. Einen Tag zuvor kam es auch zu Fehlern bei einer Rakete von Multimilliardär Jeff Bezos. Beides dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die amerikanische Raumfahrt im Aufwind ist. Die Abhängigkeit von SpaceX sei "enorm", insbesondere in Europa, erklärt Antje Nötzold.
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ZDFheute:Donald Trump ist US-Präsident, Elon Musk sein Vertrauter. Was heißt das für die Raumfahrt?
Antje Nötzold: Das bedeutet zunächst mal, dass die amerikanische Raumfahrt einen neuen Schub bekommt. Wir haben einmal die kommerziellen Systeme, für die Elon Musk und Jeff Bezos stehen, die jetzt vermutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen werden.
Aber es werden vor allem die Sicherheitsfragen im Weltraum thematisiert werden. Es war nicht umsonst Donald Trump, der die "US Space Force" als eigene Teilstreitkraft gegründet hat.
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ZDFheute: Jeff Bezos oder Elon Musk. Wer hat die Nase vorn?
Nötzold: Musk liegt klar vorne, aber Bezos hat gezeigt: Er ist wieder im Rennen. Dass bestimmte Sachen nicht sofort funktionieren, kommt vor, das hat bei Musk beim ersten Mal auch nicht immer geklappt.
Musks Ansatz ist sehr innovativ. Ausprobieren, wenn es nicht klappt, dann lernen wir eben draus. Er hat die wiederverwendbaren Raketen Falcon 9 und Falcon Heavy. Die starten alle zwei bis drei Tage. Mit Jeff Bezos ist eine Alternative da, aber SpaceX ist ganz klar dominant.
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ZDFheute: Elon Musk ist umstritten, unberechenbar. Kann man noch mit ihm kooperieren?
Nötzold: Zum einen haben wir momentan gar keine andere Möglichkeit, als mit SpaceX zusammenzuarbeiten. Wir haben zwar Ariane 6, aber die ist ausgebucht für die nächsten Jahre. Wir haben auch nicht wirklich eine Alternative für die Zeit nach Ariane 6.
Wir fangen jetzt erst an, über wiederverwertbare Raketen zu diskutieren. Wir haben eine große Launcher-Krise in Europa. Die Abhängigkeit von SpaceX ist in der Hinsicht natürlich enorm.
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ZDFheute: Um SpaceX kommt also niemand herum?
Nötzold: Das ist kein normales Unternehmen, das ist eine One-Man-Show. Musks Starlink-Satelliten sind ein absolut dominierendes Satellitensystem, das quasi den Standard gesetzt hat, auch in der Regelsetzung. Von knapp 11.000 aktiven Satelliten im Weltraum gehören fast 7.000 zu Starlink.
Starlink beherrscht schon bestimmte Orbits. Starlink-Satelliten weichen autonom mit KI aus. Das heißt, ihre Bahndaten werden gar nicht mehr auf der Erde für Ausweichmanöver verarbeitet. Das ist auch für andere Satellitenbetreiber ein Problem, die gar nicht genau wissen, wo die Starlink-Satelliten fliegen. Die Dominanz ist da, damit muss man umgehen.
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ZDFheute: Ist der Weltraum ein militär-strategischer Faktor?
Nötzold: Definitiv, z.B. im Ukraine-Krieg. Da ist der Einsatz von Starlink zunächst spontan passiert. Man hat angefragt, kurzfristig die Terminals von Musk bereitgestellt bekommen und nicht erst vorher einen Vertrag verhandelt. Sie waren da, wurden freigeschaltet und man hat sie genutzt.
Erst im Nachhinein sind dann Konflikte aufgekommen. Welche Regionen werden freigeschaltet? Welche nicht? Wer trägt die Kosten? Wie koordiniert man die militärische und die private Nutzung? Das hat weitreichende Auswirkungen.
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ZDFheute: Wo steht Europa in diesem "Space Race"?
Nötzold: In das Space Race sind wir nicht mal eingestiegen. Europa denkt im Weltraum noch viel zu wenig strategisch, unter militärischen Gesichtspunkten und auf der politischen Ebene. Wir haben gute Systeme: Das Navigationssystem Galileo, das teilweise genauer ist als GPS. Wir haben mit Kopernikus den Gold-Standard der Erdbeobachtung. Das sind aber Daten, die wir bisher nur zivil nutzen.
Quelle: privat
... forscht u.a. in den Bereichen Astropolitik, strategischer Wettbewerb, Rivalität und Sicherheit im Weltraum. Derzeit arbeitet sie als Privatdozentin und vertritt die Professur für Politische Systeme und Systemvergleich an der TU Dresden.
Auch standen wir im Zuge des russischen Angriffskrieges auf einmal ohne eigene Launcher-Fähigkeiten da. Ariane 6 war verspätet, wir hatten auf russische Sojus gesetzt, die uns über Nacht nicht mehr zur Verfügung standen. Wir konnten keine eigenen Systeme unabhängig in den Weltraum bringen. Wir fangen jetzt erst an, den Weltraum auch geostrategisch zu denken. Der Prozess muss noch weiter voranschreiten.
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mit Video
Quelle: ZDF
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