SpaceX und Starlink: Wie abhängig Europa von Musk ist

    Interview

    SpaceX und Starlink:Europa enorm abhängig von Musk - auch im All

    |

    Donald Trump setzt auf Elon Musk, auch im Weltraum. Europa sei von ihm abhängig, sagt Expertin Nötzold: "Wir haben gar keine andere Möglichkeit als mit SpaceX zusammenzuarbeiten."

    Auf dem Bild ist der Booster der Rakete Starship zu sehen.
    Der Booster der Rakete Starship von SpaceX kehrt während eines Testflugs von der Starbase in Boca Chica zur Startrampe zurück.
    Quelle: dpa

    Vor Kurzem explodierten Teile der Rakete "Starship" von Elon Musks Unternehmen SpaceX. Einen Tag zuvor kam es auch zu Fehlern bei einer Rakete von Multimilliardär Jeff Bezos. Beides dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die amerikanische Raumfahrt im Aufwind ist. Die Abhängigkeit von SpaceX sei "enorm", insbesondere in Europa, erklärt Antje Nötzold.
    Starship: Kurz nach Start explodiert
    In den USA ist der Start der Mega-Rakete "Starship" vom Weltraumunternehmen SpaceX kurz nach dem Start gescheitert. Man habe den Kontakt zur oberen Raketenstufe verloren, hieß es.17.01.2025 | 0:21 min
    ZDFheute: Donald Trump ist US-Präsident, Elon Musk sein Vertrauter. Was heißt das für die Raumfahrt?
    Antje Nötzold: Das bedeutet zunächst mal, dass die amerikanische Raumfahrt einen neuen Schub bekommt. Wir haben einmal die kommerziellen Systeme, für die Elon Musk und Jeff Bezos stehen, die jetzt vermutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen werden.
    Aber es werden vor allem die Sicherheitsfragen im Weltraum thematisiert werden. Es war nicht umsonst Donald Trump, der die "US Space Force" als eigene Teilstreitkraft gegründet hat.
    Elon Musk bei Trumps Vereidigung
    Selbst die Verkehrsschilder in Brownsville sind in den Lieblingsfarben von Elon Musk. Seit Musk dort einen Weltraumbahnhof baute, hat sich viel verändert. Christian Sievers war da.20.01.2025 | 3:31 min
    ZDFheute: Jeff Bezos oder Elon Musk. Wer hat die Nase vorn?
    Nötzold: Musk liegt klar vorne, aber Bezos hat gezeigt: Er ist wieder im Rennen. Dass bestimmte Sachen nicht sofort funktionieren, kommt vor, das hat bei Musk beim ersten Mal auch nicht immer geklappt.
    Musks Ansatz ist sehr innovativ. Ausprobieren, wenn es nicht klappt, dann lernen wir eben draus. Er hat die wiederverwendbaren Raketen Falcon 9 und Falcon Heavy. Die starten alle zwei bis drei Tage. Mit Jeff Bezos ist eine Alternative da, aber SpaceX ist ganz klar dominant.
    Elon Musk in einem Raumanzug blickt mit einer gläsernen Gesichtsabdeckung auf Jeff Bezos links, der einen Overall und eine Sonnenbrille trägt. Zwischen den beiden ist eine Grafik von der Erde, der Mond und dem Mars zu sehen.
    Jeff Bezos und Elon Musk sind die reichsten Männer der Welt und gleichzeitig größte Rivalen. Jetzt konkurrieren die Milliardäre um die Vorherrschaft im neuen Weltraumzeitalter. 23.03.2023 | 58:44 min
    ZDFheute: Elon Musk ist umstritten, unberechenbar. Kann man noch mit ihm kooperieren?
    Nötzold: Zum einen haben wir momentan gar keine andere Möglichkeit, als mit SpaceX zusammenzuarbeiten. Wir haben zwar Ariane 6, aber die ist ausgebucht für die nächsten Jahre. Wir haben auch nicht wirklich eine Alternative für die Zeit nach Ariane 6.
    Wir fangen jetzt erst an, über wiederverwertbare Raketen zu diskutieren. Wir haben eine große Launcher-Krise in Europa. Die Abhängigkeit von SpaceX ist in der Hinsicht natürlich enorm.
    Frankreich, Kourou: Die europäische Trägerrakete vom Typ Ariane 6, die am 09.07.2024 in den Weltraum starten soll, steht auf der Startrampe im europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana.
    Erfolgreicher Start für die neue europäische Trägerrakete Ariane 6. Mit der Rakete hat sich Europa nun wieder einen eigenen Zugang zum Weltraum gesichert.10.07.2024 | 0:23 min
    ZDFheute: Um SpaceX kommt also niemand herum?
    Nötzold: Das ist kein normales Unternehmen, das ist eine One-Man-Show. Musks Starlink-Satelliten sind ein absolut dominierendes Satellitensystem, das quasi den Standard gesetzt hat, auch in der Regelsetzung. Von knapp 11.000 aktiven Satelliten im Weltraum gehören fast 7.000 zu Starlink.
    Starlink beherrscht schon bestimmte Orbits. Starlink-Satelliten weichen autonom mit KI aus. Das heißt, ihre Bahndaten werden gar nicht mehr auf der Erde für Ausweichmanöver verarbeitet. Das ist auch für andere Satellitenbetreiber ein Problem, die gar nicht genau wissen, wo die Starlink-Satelliten fliegen. Die Dominanz ist da, damit muss man umgehen.
    Die SpaceX-Rakete habt vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral (Florida) ab.
    Die Rakete "Falcon Heavy" ist vom Kennedy Weltraum-Bahnhof in Florida gestartet. Der Wettersatellit an Bord soll präzisere Vorhersagen liefern, etwa zum Aufbau von Hurrikans. 26.06.2024 | 0:22 min
    ZDFheute: Ist der Weltraum ein militär-strategischer Faktor?
    Nötzold: Definitiv, z.B. im Ukraine-Krieg. Da ist der Einsatz von Starlink zunächst spontan passiert. Man hat angefragt, kurzfristig die Terminals von Musk bereitgestellt bekommen und nicht erst vorher einen Vertrag verhandelt. Sie waren da, wurden freigeschaltet und man hat sie genutzt.
    Erst im Nachhinein sind dann Konflikte aufgekommen. Welche Regionen werden freigeschaltet? Welche nicht? Wer trägt die Kosten? Wie koordiniert man die militärische und die private Nutzung? Das hat weitreichende Auswirkungen.

    "In Russland nie verkauft"
    :Ukraine: Russland verwendet Musks Starlink

    Nutzt Russland Starlink-Internet? Das legen ukrainische Geheimdienstinformationen nahe. Die Firma hinter dem Satellitensystem sagt, es habe "Starlink in Russland nie verkauft".
    Ukraine: Bewohner nutzen ein Starlink-Terminal in Tschassiw Jar
    ZDFheute: Wo steht Europa in diesem "Space Race"?
    Nötzold: In das Space Race sind wir nicht mal eingestiegen. Europa denkt im Weltraum noch viel zu wenig strategisch, unter militärischen Gesichtspunkten und auf der politischen Ebene. Wir haben gute Systeme: Das Navigationssystem Galileo, das teilweise genauer ist als GPS. Wir haben mit Kopernikus den Gold-Standard der Erdbeobachtung. Das sind aber Daten, die wir bisher nur zivil nutzen.

    Dr. Antje Nötzold
    Quelle: privat

    ... forscht u.a. in den Bereichen Astropolitik, strategischer Wettbewerb, Rivalität und Sicherheit im Weltraum. Derzeit arbeitet sie als Privatdozentin und vertritt die Professur für Politische Systeme und Systemvergleich an der TU Dresden.

    Auch standen wir im Zuge des russischen Angriffskrieges auf einmal ohne eigene Launcher-Fähigkeiten da. Ariane 6 war verspätet, wir hatten auf russische Sojus gesetzt, die uns über Nacht nicht mehr zur Verfügung standen. Wir konnten keine eigenen Systeme unabhängig in den Weltraum bringen. Wir fangen jetzt erst an, den Weltraum auch geostrategisch zu denken. Der Prozess muss noch weiter voranschreiten.
    Das Interview führte Susanne Freitag.

    Zukunftsmarkt Raumfahrt
    :Welche Länder wie das All erforschen wollen

    Das Weltall hat nicht an Faszination verloren. Europa, USA, Russland und zunehmend mehr asiatische Länder investieren auch 2025 viel Geld in die Raumfahrt.
    Dieses Bild aus einem von SpaceX über NASA TV zur Verfügung gestellten Video zeigt die Mondlandefähre von Intuitive Machines, die sich von der Oberstufe der Rakete trennt und auf den Mond zusteuert.
    mit Video

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Mehr zu Elon Musk