Ukraine: Wieso Resnikow ausgetauscht werden musste
Verteidigungsminister in Ukraine:Wieso Resnikow ausgetauscht werden musste
von Henner Hebestreit
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Ein Wechsel im ukrainischen Verteidigungsministerium deutete sich schon länger an, jetzt soll Rustem Umerow den Posten übernehmen. Aber wieso musste sein Vorgänger Resnikow gehen?
Oleksij Resnikow hatte die Korruption in seinem Ministerium nicht in den Griff bekommen.
Quelle: AFP
Es sind müde und im wahrsten Wortsinne abgekämpfte Männer, die in Badelatschen und kurzen Hosen bei Saporischschja um ihre Autos sitzen. Kurz hinter der Front können sie ein paar Tage vom Krieg verschnaufen. Sie tragen keine Uniformen, aber ihre kurzgeschorenen Haare und müden, starren Blicke zeigen, dass sie als ukrainische Kämpfer in den letzten Monaten Schlimmes durchgemacht haben.
Die Frage, was sie zu ihrem neuen "Chef" sagen, führt bloß zu Schulterzucken. Dass der ukrainische Präsident Selenskyj seinen Verteidigungsminister Oleksij Resnikow entlassen hat und Rustem Umerow sein Nachfolger werden soll, lässt sie hier kalt. "Wir sitzen wochenlang in unserem Schützengraben wie in einem Haus", sagt Serhij, der seinen Nachnamen nicht im Web lesen möchte. "Jetzt gehen wir zur Tür hinaus und kommen in eine andere Welt, in der wir uns gerade nicht zurechtfinden."
Ein anderer knurrt: "Wer soll ausgetauscht werden? Gegen wen?" Er höre das zum ersten Mal, es sei ihm aber auch egal. Einer sagt, er lese schon lange keine Nachrichten mehr.
Der ukrainische Präsident Selenskyj entlässt seinen Verteidigungsminister Resnikow. Nachfolger soll der Leiter des staatlichen Vermögensfonds, Rustem Umerow, werden.04.09.2023 | 0:22 min
Austausch von Resnikow schon länger im Gespräch
In Kiew ist die Nachricht schon seit Tagen im Umlauf, dass Resnikows Zeit als Minister abgelaufen sei. Schon im Frühjahr, so hört man, wollte Selenskyj ihn entlassen, wegen immer neuer Korruptionsfälle in seinem Ministerium. Aber kurz vor den Ramstein-Verhandlungen über neue Rüstungsgüter mit der Nato wäre das ein schlechter Zeitpunkt gewesen.
Bei den Verbündeten im Westen genießt Resnikow einen guten Ruf: "Er hat einen ausgezeichneten Job als ukrainischer Verteidigungsminister gemacht", versichert Nato-Expertin Stefanie Babst gegenüber dem ZDF. Resnikow habe viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit für die Ukraine mit hergestellt. Aber das Problem der Korruption sei in den Streitkräften und im Beschaffungswesen systemimmanent. Selenskyj, so Babst, müsse das in den Griff bekommen, wenn er weiter in den USA und bei den anderen westlichen Verbündeten um Waffen bitten will und muss.
Ukrainischer Verteidigungsminister nicht selbst unter Korruptionsverdacht
Resnikow wird nicht vorgeworfen, selbst in Korruption verwickelt zu sein, aber er habe eben auch nicht hart genug durchgegriffen. Spätestens als Selenskyj kürzlich zahlreiche Leiter der Kreiswehrämter entlassen hatte, weil sich offenbar zu viele Wehrpflichtige vom Dienst illegal hatten freikaufen können, war Resnikows Zeit endgültig abgelaufen.
Seine Demission verzögerte sich, weil es dauerte, einen passenden Nachfolger zu finden. Als den hat sich der Präsident jetzt seinen Vertrauten Rustem Umerow ausgeguckt.
Rustem Umerow gilt als souverän
Umerow gilt in Kiew als ausgesprochen souverän und zielstrebig und hat sich in vielen Verhandlungen auch mit Russland als durchsetzungsstark erwiesen. Dazu kommt er von der Krim, was manche in Kiew als Zeichen lesen, dass Selenskyj die Krim als integralen Bestandteil der Ukraine bekräftigt.
Die kurzgeschorenen Männer aus der Gegend von Saporischschja werden noch vor Umerows Amtseinführung wieder an der Front sein und versuchen, sich weiter nach Süden durchzukämpfen, die Surowikin-Linie zu überwinden, und die Kontingente der Russen in zwei Teile zu spalten. Einige der Soldaten hier werden vielleicht nicht mehr miterleben, wenn Selenskyjs neuer starker Mann im Verteidigungsministerium aufräumt.
Henner Hebestreit berichtet für das ZDF aus der Ukraine, Mitarbeit: Oleksy Obolenskyi.
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