Taurus-Debatte: Major kritisiert Deutschlands Zögern
Interview
"Kann ich nicht nachvollziehen":Major kritisiert Deutschlands Taurus-Zögern
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Die Erfolge der Ukraine sieht Expertin Major als "bemerkenswerten Fortschritt". Hilfe vom Westen sei weiter nötig, sagt sie und kritisiert Berlins Zögern in der Taurus-Frage.
Ob es bei dem Treffen von Putin und Erdoğan zu einer Lösung kommt, sei "unheimlich schwer vorherzusagen", erklärt Sicherheitsexpertin Claudia Major. Russland würde nur "wenig Bereitschaft" zeigen.04.09.2023 | 5:30 min
In den vergangenen Tagen hat die ukrainische Armee nach eigenen Angaben beim Vorgehen gegen russische Verteidigungslinien in der Region weitere Erfolge erzielt. Sicherheitsexpertin Claudia Major bezeichnete im ZDF-Morgenmagazin die Erfolge als Fortschritt in der Gegenoffensive:
Dies sei wichtig, sagte Major. In den vergangenen Tagen seien die kritischen Stimmen, wonach die Offensive gescheitert sei, immer lauter geworden. "Und jetzt zeigt es sich, dass die Ukraine sowohl Teile dieser zentralen, sehr schwierig zu überwindenden Befestigungsanlagen und Minenfeldern durchbrochen hat und auch den Druck hinter den russischen Linien immer weiter erhöht hat." Dies könne helfen, die kritischen Stimmen der vergangenen Tage zu beruhigen.
Die Ukraine habe bereits einige ihrer Ziele im Kampf gegen die russischen Invasionstruppen erreicht, erläutert Major. Auch ein Durchbruch in Richtung Asowsches Meer wäre den Truppen laut der Sicherheitsexpertin möglich.
Daran hinge es letztlich, "ob sich die Ukraine auch durchsetzen und den Durchbruch zum Asowschen Meer schaffen kann", sagte Major weiter.
Beispiel für einen Frontverlauf
Wie kann man sich einen Frontverlauf im Ukraine-Krieg vorstellen? Die russische Armee schützt sich mit einer kilometerweiten Anlage, um gegen die Ukraine vorzurücken.
Quelle: ZDF
Major: Ein Waffensystem entscheidet Krieg nicht
Zur Diskussion um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine sagte Major: "Ein Waffensystem alleine entscheidet den Krieg nicht. [...] Aber sie sind ein entscheidendes Instrument, um gerade hinter den russischen Linien so eine Einrichtung wie Kommandozentralen, Logistik aber auch Brücken beispielsweise zu zerstören. Deswegen sind sie in der Tat sehr wichtig."
Frankreich und Großbritannien hätten vergleichbare Munition bereits geliefert.
Sie würde sich wünschen, dass die Lieferung "hoffentlich bald erfolgt", so Major.
Kiew fordert von Berlin Taurus-Marschflugkörper. Die Bundesregierung zögert, doch der Druck wächst. ZDFheute live spricht mit Oberst a.D. Ralph Thiele über eine mögliche Lieferung.11.08.2023 | 30:52 min
Deutschland unterstützt die Ukraine mit diversen Waffensystemen. Kiew hatte zuletzt erneut mehr Unterstützung gefordert. Dabei geht es vor allem um Marschflugkörper vom Typ Taurus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zögert noch.
Die Spitze der Unionsfraktion im Bundestag stellt sich hingegen eindeutig hinter den Wunsch aus Kiew.
Strack-Zimmermann: Kanzler blockiert Entscheidung
Auch FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat Kanzler Scholz für seine zögerliche Haltung scharf kritisiert. "Auf was wartet der Bundeskanzler in Gottes Namen?" schrieb Strack-Zimmermann am Sonntagabend im Online-Dienst X (früher Twitter). Scholz "alleine blockiert diese Entscheidung innerhalb der Koalition. Das ist verantwortungslos", fügte sie hinzu.
Ukrainische Streitkräfte haben bei ihrer Gegenoffensive die russische "Surowikin"-Verteidigungslinie durchbrochen. Russland verfügt nicht über ausreichend einsatzfähige Reserven.