Militäranalyse: Ukraine erzielt taktischen Durchbruch

    Rückblick auf Kriegsgeschehen:Ukraine erzielt taktischen Durchbruch

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Die Ukraine hat an mehreren Frontabschnitten Erfolge erzielt. Unterdessen rückt Russland in der Region Kupjansk langsam vor. Ein Rückblick auf die Woche im Ukraine-Krieg.

    Ein ukrainischer Soldat auf einem Truppenübungsplatz
    Der Ukraine ist womöglich ein schwerer Schlag gegen die russische Verteidigung gelungen.
    Quelle: Reuters

    Im Laufe der Woche ist es ukrainischen Truppen gelungen, in die russische Vorwärtsverteidigung zwischen den Dörfern Robotyne und Verbove einzubrechen. Die genaue Tiefe des Einbruchs lässt sich aus offenen Quellen noch nicht bestimmen.
    Die Tatsache, dass Russland horizontal Kräfte innerhalb der Saporischschja-Frontlinie verlegt, um dem ukrainischen Einbruch zu begegnen, sowie die Befürchtungen, die in der russischen Militärblogger-Sphäre geäußert werden, deuten jedoch darauf hin, dass die russische Verteidigung in dieser Region wahrscheinlich einen schweren Schlag erlitten hat.

    Fortschritte auch an anderen Frontabschnitten

    Außerdem setzten die Ukrainer ihren Vorstoß gegen die russischen Linien auch in Richtung Welyka Nowosilka fort. Am 16. August befreiten ukrainische Truppen das Dorf Urozhaine. Der Rückzug der überlebenden russischen Truppen geriet durch den präzisen ukrainischen Artilleriebeschuss zum Desaster.
    Die Ukraine wird voraussichtlich auch in diesem Abschnitt weiter nach Süden vordringen und wahrscheinlich bald das Dorf Staromylnivka erreichen, wo sich die erste russische Befestigungslinie befindet.
    Marder Panzer und Gustav Gressel vor Ukraine Karte
    Die Ukraine konnte weitere Geländegewinne an der Front verzeichnen. Was das für die ukrainische Gegenoffensive und den Kriegsverlauf bedeutet, weiß Militärexperte Gustav Gressel.17.08.2023 | 39:07 min
    Militärexperte Gustav Gressel ordnet die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg ein:
    Die Ukraine ist auch entlang des Flusses Dnipro in der Offensive. Neben der Aufrechterhaltung des kleinen Brückenkopfes am linken Flussufer bei den Ruinen der Antonovskyi-Brücke haben die ukrainischen Sondereinsatzkräfte auch ihre Präsenz weiter nördlich, im Dorf Kozache Laheri, stabilisiert.
    Sie kontrollieren hier zwar derzeit nur wenige Quadratkilometer, arbeiten aber daran, diese Stellung auszubauen und möglicherweise auch Fahrzeuge auf diese Seite des Flusses zu verlegen. Russland verfügt offenbar weder über genügend Reserven noch über genügend Artillerie, um diese ukrainische Stellung zu neutralisieren.

    Luftverteidigung erfolgreicher

    Im Laufe der Woche wurden mindestens zwei russische Kampfhubschrauber vom Typ Kamov 52 abgeschossen und ein weiterer beschädigt. In Anbetracht der neuen Luftabwehrsysteme, die von mehreren westlichen Ländern, darunter auch Deutschland, zugesagt und übergeben wurden, könnte bald der Moment kommen, in dem die Ukraine in der Lage sein wird, russische Hubschrauber weitgehend davon abzuhalten, die Gegenoffensive auf dem Boden anzugreifen. In der Zwischenzeit werden jedoch russische Marschflugkörper und Langstrecken-Gleitbomben auch danach noch eine Gefahr darstellen.
    Im Rahmen der EU-Mission zur militärischen Unterstützung der Ukraine werden ukrainische Soldaten in Deutschland ausgebildet:

    Russische Offensive um Kupjansk fortgesetzt

    Unterdessen setzten die russischen Truppen ihre langsame Offensive in der nördlichen Region Kupjansk an der Front fort. Trotz schwerer Verluste rückten die russischen Truppen sowohl nordöstlich als auch östlich von Kupjansk vor.
    Sie nahmen das Dorf Vilshana ein und drängen weiter nach Synkivka, das direkt an Kupjansk angrenzt. Doch auch im Falle von Synkiwka wird die Belagerung von Kupjansk aufgrund des unwegsamen Geländes und der vorbereiteten ukrainischen Verteidigungsanlagen weder einfach noch schnell sein.



    Neue Taktik bei russischen Luftangriffen

    Im Laufe der Woche hat Russland zudem mehrere äußerst zerstörerische Angriffe auf das ukrainische Hinterland geflogen und dabei sowohl infrastrukturelle als auch zivile Ziele attackiert. Es ist offensichtlich, dass Moskau die aus dem Iran stammenden Shaheed-Drohnen zunehmend nur noch als Köder und Lockvögel einsetzt, um die ukrainische Luftabwehr zu behindern und so den Flug von Präzisionsraketen und Marschflugkörpern zu erleichtern.

    Selektive Seeblockade Russlands

    Auch auf See gehen die Spannungen weiter. Dabei geht Russland bei der Blockade ukrainischer Seehäfen sehr selektiv vor. Zum einen stoppte das russische Patrouillenschiff Vasyl Bikov,  gewaltsam das Frachtschiff Sukra Okan auf dem Weg zum Hafen von Ismail. Russische Soldaten schossen auf das Schiff, enterten es und durchsuchten es, ließen es dann aber weiterfahren.
    Seit einem Monat blockiert Russland den Transport von Getreideprodukten aus der Ukraine:
    Unterdessen hinderte Moskau das Containerschiff Joseph Schulte nicht daran, den Hafen von Odessa zu verlassen, wo es bereits im Februar letzten Jahres zu Beginn der Invasion feststeckte.
    Die wahrscheinliche russische Strategie besteht darin, die Möglichkeit aufrechtzuerhalten, Frachtschiffe im Schwarzen Meer gewaltsam zu stoppen und so den Seehandel der Ukraine durch eine allgemeine Abschreckungswirkung zu schädigen.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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