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Kartelle im Drogenkrieg:Kann Mexiko die Gewalt endlich eindämmen?
von Steffanie Riess
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Ein Bürgermeister war wenige Tage im Amt, als er ermordet wurde. Mexiko kämpft gegen das Organisierte Verbrechen. Präsidentin Sheinbaum hat ein Sicherheitskonzept vorgestellt.
Im sogenannten Drogenkrieg leidet Mexiko seit Jahren unter hoher Kriminalität. (Archivbild)
Quelle: dpa
In einem Interview kurz nach seinem Amtsantritt am 30. September sagte Alejandro Arcos, der 43-jährige Bürgermeister der Stadt Chilpancingo im Bundesstaat Guerrero, er wolle für Frieden und Sicherheit stehen: "Wir werden eng mit den Menschen und der Regierung zusammenarbeiten, um die Sicherheit zu erlangen, die wir alle uns so sehr wünschen." Wenige Tage später ist er tot - sein verstümmelter Körper auf eine Art inszeniert, die keinen Zweifel daran lässt, dass das organisierte Verbrechen ihn ermordet hat.
Kartelle in Mexiko: Gewalt und Drogenkriege sind Alltag
Kartellgewalt ist nicht neu in Guerrero. Die Hauptstadt Chilpancingo sowie der einst glamouröse Strandort Acapulco sind seit Jahren Schauplätze blutiger Auseinandersetzungen. Der Einfluss des organisierten Verbrechens erstreckt sich auch auf die Politik.
Zwischen rivalisierenden Gruppen des Sinaloa-Drogenkartells in Mexiko eskaliert die Gewalt. In einer Woche wurden mindestens zwanzig Menschen getötet, mehrere gelten als vermisst. 15.09.2024 | 0:17 min
Arcos' Vorgängerin Norma Otilia Hernandez war einen Monat vor Ende ihrer Amtszeit entlassen worden, weil es Aufzeichnungen eines Treffens zwischen ihr und einer lokalen kriminellen Gang gab. Der Sicherheitsexperte Eduard Guerrero sagte dem Wall Street Journal nach der Ermordung Arcos':
In Mexiko ist eine umstrittene Justizreform in Kraft getreten. Danach werden alle Richter künftig direkt gewählt. Kritiker sehen die demokratische Gewaltenteilung in Gefahr.16.09.2024 | 0:22 min
Kartellgewalt treibt Zivilisten in die Flucht
Auch in anderen Teilen Mexikos hat der Drogenkrieg in den letzten Monaten wieder besonders heftige Gestalt angenommen. Der Bundesstaat Sinaloa, Sitz des berüchtigten gleichnamigen Kartells, ist ebenfalls Schauplatz regelmäßiger blutiger Gefechte auf offener Straße. Dahinter steckt die Verhaftung einer der Kartell-Mitbegründer, "El Mayo" Zambada, gemeinsam mit einem Sohn des Drogenbosses "El Chapo" im Juli.
In Chiapas, ganz im Süden Mexikos, hat Kartellgewalt gegen Zivilisten Tausende aus ihren Häusern vertrieben. Die Menschenrechtsorganisation "InSight Crime" berichtet, dass von Januar bis Juli 2024 12.771 Menschen ihr Zuhause verlassen mussten.
"El Chapo" - gefährlichster Mann Mexicos, mächtigster Narco aller Zeiten und Ausbruchskönig. Verantwortlich für hunderttausende Tote, von seinen Landsleuten verehrt als moderner Robin Hood. 10.10.2023 | 18:12 min
Mexikanische Regierungen im Kampf gegen organisiertes Verbrechen
Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen gilt als Priorität jeder mexikanischen Regierung. Doch seit der damalige Präsident Felipe Calderón 2006 den "Krieg" gegen die Kartelle ausrief, ist die Gewalt nur angestiegen. 450.000 Menschen wurden seither getötet, das organisierte Verbrechens kontrolliert längst nicht nur auf den Drogenhandel, sondern vereinnahmt einträgliche Handelsware wie Avocados und Limetten und hat auch den Transport von Migranten an die Grenze mit den USA in ein lukratives Geschäft verwandelt.
Andres Manuel López Obrador, der Mexiko bis Ende September regierte, wollte den Kartellen mit "Umarmungen statt Geschossen" entgegentreten. In besonders konfliktreichen Regionen setzte er zwar verstärkt das Militär und die Nationalgarde ein. Doch sie konzentrierten sich auf Patrouillen und die Errichtung von Sicherheitskorridoren, weniger auf direkte Konfrontation und die Verfolgung von Gewalttaten.
Claudia Sheinbaum hat ihr Amt als erste Präsidentin Mexikos angetreten. Die frühere Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt kündigte unter anderem an, Sozialhilfen ausbauen zu wollen.02.10.2024 | 0:20 min
Sicherheitskonzept von Claudia Sheinbaum: Prävention und Alternativen
Die neue Präsidentin Claudia Sheinbaum will diese Politik im Großen und Ganzen weiterführen. "Wir werden nicht zurückkehren zu Calderons waghalsigem Krieg gegen die Narcos, der unserem Land so geschadet hat", sagte sie bei ihrer Amtseinführung Anfang Oktober.
Sie sieht einen Zusammenhang zwischen Armut und Gewalt, deshalb konzentriert sich ihr Sicherheitskonzept, auf Präventionsmaßnahmen in besonders kritischen Gegenden. Jugendlichen sollen durch Sozialprogramme Alternativen zu einem Leben mit Drogen und im organisierten Verbrechen geboten werden. Die Nationalgarde soll als eine Art militarisierte Polizei eingesetzt werden und eine neue Investigativeinheit soll mehr Verbrechen aufklären.
Der "Central de Abasto" in der Millionen-Metropole Mexiko-Stadt ist einer der größten Märkte der Welt. Auf seinen 327 Hektar Fläche treffen Handel und Kriminalität aufeinander.
06.09.2024 | 42:40 min
Kampf gegen Gewalt: Große Herausforderung
Ioan Grillo, Autor zahlreicher Bücher zu mexikanischen Kartellen, nennt es eine "pragmatische Strategie" mit guten Ansätzen. Kritisch sieht er vor allem das Fehlen einer Vorgehensweise gegen die politische Einflussnahme der Kartelle und Korruption.
Immerhin: Als Bürgermeisterin halbierte Sheinbaum die Mordrate in Mexiko City. Nun hofft sie also diesen Erfolg auf nationaler Ebene zu wiederholen.
Steffanie Riess berichtet aus dem ZDF-Auslandsstudio Washington unter anderem über Mexiko.
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