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Mexikos gefährlichster Mann:"El Chapo" - vom Bauernjungen zum Drogenboss
von Patrick Wagner
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"El Chapo" soll mit Koks und Heroin Tausende Menschen umgebracht haben. Für Mexikos Regierung ist er ein Staatsfeind, für viele seiner Landsleute eine Art Robin Hood.
"El Chapo" - gefährlichster Mann Mexikos, mächtigster Narco aller Zeiten und Ausbruchskönig. Verantwortlich für zahllose Tote, von seinen Landsleuten verehrt als moderner Robin Hood. 10.10.2023 | 18:12 min
"El Chapos" Leben erscheint wie das eines Popstars. Auf den Straßen seiner Heimatregion in Mexiko kann man T-Shirts mit seinem Konterfei kaufen. Seine vermeintlichen Heldentaten werden in Dutzenden Songs besungen.
Dabei galt Joaquín Guzmán, wie "El Chapo" ("der Kurze") mit bürgerlichem Namen heißt, lange als der gefährlichste Mann Mexikos. Laut eigenen Angaben soll er über 2.000 Morde in Auftrag gegeben haben. Hinzu kommen unzählige Drogentote in den USA, die durch Heroin und Meth starben.
Und verantwortlich für ein Viertel aller Drogen, die zur Hochzeit in die USA geschmuggelt wurden, ist niemand anders als "El Chapo" und seine Organisation, das Sinaloa-Kartell.
Spektakuläre Flucht aus Gefängnis
Bereits zweimal war er für seine Verbrechen bereits in Haft. Das Problem: Er bricht immer wieder aus. Nachdem er 2001 einfach durch die Vordertür eines mexikanischen Gefängnisses herausspaziert, verschwindet er 2014 aus seiner Zelle und taucht nicht wieder auf. Die Gefängniswärter finden später unter seiner Dusche einen 1,5 Kilometer langen Tunnel inklusive Beleuchtung, Belüftung und Motorrad.
Zurück in Freiheit bleibt ihm auf seiner Flucht noch Zeit, sich mit seinem Celebrity-Crush, dem mexikanischen Soap-Opera-Starlet Kate del Castillo und Hollywoodstar Sean Penn zu verabreden. Die beiden möchten eine Doku über den Narcos-Boss drehen. Blöd nur, dass die Ermittlungsbehörden das Treffen verfolgen.
Nur kurze Zeit später gelingt es ihnen, Joaquín Guzmán, ein weiteres Mal festzunehmen. 2017 wird er schließlich an die Vereinigten Staaten ausgeliefert. Dagegen demonstrierten tausende Menschen in seiner Heimat, Sinaloa.
"El Chapo" für viele Arme in Mexiko ein Held
Denn für seine Landsleute ist er eine Art moderner Robin Hood. Die ungeliebte mexikanische Regierung ist ihm ein Dorn im Auge, in ärmlichen Regionen soll er Straßen, Krankenhäuser und Schulen gebaut haben. Das alles bringt ihm die Bewunderung seiner Mitmenschen ein. Doch laut Investigativ-Journalistin Anabel Hernandez sind "El Chapos" gute Taten vor allem eins: Propaganda.
Neben seinem überraschenden Ruf als Wohltäter und Rebell ist es vor allem seine Vita, die fasziniert. "El Chapo" schafft den Aufstieg vom armen Bauernsohn zum mächtigsten Mann Mexikos, sein Vermögen wird auf eine Milliarde Dollar geschätzt. Seine Organisation, das Sinaloa-Kartell, gilt als größter Arbeitgeber in der Region.
"El Chapo" in Gefängnis in Colorado
Auch international ist "El Chapo" eine Berühmtheit: Man kennt ihn aus Netflix-Serien, aus dem "Forbes"-Magazin und den Nachrichten.
Dass an seinem Geld Blut klebt, schmälert weder seine Beliebtheit noch den Zulauf junger Männer, die für sein Kartell arbeiten wollen. Zumindest nicht in seiner Heimat Mexiko - wo sie weiterhin Balladen über "El Chapo" singen, in denen Verbrecher zu Helden werden.
Nach seiner Verhaftung 2016 wird "El Chapo" in die USA ausgeliefert und verurteilt: zu lebenslanger Haft plus 30 Jahre. Heute sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado, einem der sichersten Gefängnisse des Landes. Mit einem Tunnel unter der Dusche wäre er hier wohl der erste.