Angriffe auf Huthis: Warum der Westen den Jemen bombardiert

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    Luftschläge gegen Huthi-Miliz:Warum der Westen den Jemen bombardiert

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Seit Wochen greifen Huthi-Rebellen im Jemen internationale Frachtschiffe vor der Küste an. Nun fliegen westliche Staaten Luftangriffe. Welches Ziel verfolgt die Militärkampagne?

    Ein Ziel der Huthi wurde von den USA zerstört
    Die USA haben erneut einen Militärschlag gegen die Huthi-Miliz im Jemen geführt. Ziel sei eine Radaranlage gewesen. Hintergrund sind die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer.13.01.2024 | 1:30 min
    Mit Militärschlägen auf Ziele im Jemen haben die USA und Großbritannien, unterstützt von weiteren Nationen, auf auf wiederholte Attacken der Huthi-Rebellen im Roten Meer in Folge des Gaza-Kriegs reagiert. Die mit Iran verbündete Gruppe kontrolliert weite Teile des verarmten Landes, darunter auch die Hauptstadt Sanaa. Worum geht es bei dieser neuen Eskalation? Die Lage im Überblick.

    Welche Schäden gibt es vor Ort?

    Unabhängig überprüfbare Angaben über die Opferzahl der Luftangriffe gibt es bislang nicht. Ein Sprecher der Huthi-Miliz sagte am Freitag, dass insgesamt 73 Ziele in mehreren Landesteilen von den USA und Großbritannien angegriffen wurden. Fünf ihrer Soldaten seien getötet, sechs verletzt worden. Man werde weiterhin den zivilen Schiffsverkehr durch das Rote Meer blockieren, so der Sprecher.
    Karte: Jemen - Saudi-Arabien
    Karte des Jemen mit der Hauptstadt Sanaa.
    Quelle: ZDF

    Das US-Militär sprach von 60 Angriffen auf 16 militärische Standorte seit Donnerstagabend. Betroffen seien Radar- und Kommandostellungen, Waffenlager und Abschussvorrichtungen für Marschflugkörper und unbemannte Flugsysteme im Jemen.

    Wir machen Huthi-Kämpfer und ihre destabilisierenden iranischen Sponsoren für die illegalen, wahllosen und rücksichtslosen Angriffe auf die internationale Schifffahrt verantwortlich, von denen bereits 55 Nationen betroffen sind.

    General Michael Erik Kurilla, Kommandeur USCENTCOM

    "Der Umfang des Angriffes macht deutlich, dass es den USA und Großbritannien nicht nur darum ging, ein Symbol zu senden", sagt Fabian Hinz, Militärexerte bei der Denkfabrik IISS, ZDFheute. "Angesichts der kompakten, mobilen und leicht zu versteckenden Systeme, die die Huthis gegen Schiffe einsetzen, stellt das militärisch eine große Herausforderung dar." Eine Zerstörung all dieser gegen Schiffe nutzbaren Waffensysteme sei höchst unwahrscheinlich, von weiteren Angriffen auf Schiffe daher auszugehen, so Hinz.
    SGS Haller
    Seit den Attacken der Huthi-Rebellen im Roten Meer meiden Großreedereien den Suezkanal. Wie sich das auf die deutsche Wirtschaft auswirkt, berichtet Valerie Haller.12.01.2024 | 0:56 min

    Wie reagieren die Huthi-Milizen auf die Angriffe?

    Großangelegte Gegenangriffe der Huthi-Miliz auf internationale Kriegsschiffe blieben in den vergangenen Stunden aus. "Auf der Huthi-Seite erlebe ich eine absolute Normalität", berichtet ZDF-Korrespondentin Golineh Atai aus dem Jemen. "Es wird natürlich eine Antwort geben, aber niemand weiß, wann und wie. In Sanaa ist die Lage normal, aber wir wissen natürlich nicht von den Maßnahmen, die im Geheimen ergriffen werden."

    Die Huthis sind eine Gruppe, die seit zwei Jahrzehnten im Krieg ist. Ein Jahrzehnt Luftschläge von den Saudis und Emiratis erduldet hat. Es ist nicht so, dass sie besonders überrascht wären.

    ZDF-Korrespondentin Golineh Atai

    Golineh Atai
    Die Huthis betrachten sich als Verbündete der Hamas und greifen Frachtschiffe im Roten Meer an. Golineh Atai erklärt, was die Huthi mit ihren Attacken erreichen wollen. 13.01.2024 | 1:48 min
    Trotz der neuen Luftschläge - mit ihrer Kampagne gegen den internationalen Frachtverkehr dürften sich die Huthis in der eigenen Bevölkerung Zuspruch gesichert haben. "In der arabischen Welt hat sonst niemand auf Gaza reagiert. Darum freuen sie sich über die Reaktion der Huthis. Aber die humanitäre Lage ist katastrophal und könnte durch die neuen Luftschläge noch schlechter werden", berichtet Atai.
    Wie bereits in der vergangenen Woche versammelten sich am Freitag in Sanaa und weiteren Städten Hunderttausende Menschen, um gegen den Gaza-Krieg und die westliche Unterstützung für Israel zu protestieren. Aus den Luftangriffen kann die Huthi-Führung vorerst zusätzliches politisches Kapital schlagen.
    Angriffe gegen Huthi: Nicht "überraschend"
    Die Luftangriffe von den USA und Großbritannien auf die Huthi-Rebellen im Jemen waren "in keiner Weise überraschend", so ZDF-Korrespondentin Claudia Bates aus Washington. Es habe "zahlreiche Warnungen" gegeben.12.01.2024 | 3:17 min

    Geht es um eine Zerschlagung der Huthi-Miliz?

    Bereits 2004 startete die Huthi-Bewegung einen Aufstand gegen die damalige Zentralregierung im Jemen, 2014 konnten sie die Hauptstadt Sanaa erobern. 2015 intervenierten Saudi-Arabien und weitere Golfstaaten, Hunderttausende Zivilisten starben in Folge von Krieg und Mangelversorgung. 2022 stoppte Saudi-Arabien seine Luftangriffe, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen - an der aktuellen Kampagne ist Riad auch nicht beteiligt, sondern rief zu Zurückhaltung auf.
    Ohne Involvierung Saudi-Arabiens gibt es bislang keine Anzeichen für den großflächigen Einsatz von Bodentruppen im Jemen. Auch die vor der Küste stationierten internationalen Kriegsschiffe wären dafür nicht ausgelegt.
    Huthi-Rebellen greifen Handelsschiffe im Roten Meer an
    Seit der Eskalation in Nahost nehmen auch die Angriffe der Huthi-Miliz auf Handelsschiffe im Roten Meer zu. Welche Auswirkungen haben die Attacken? ZDFheute live ordnet ein.18.12.2023 | 36:23 min
    "Luftschläge können paramilitärische Organisationen wie die Huthis abnutzen, aber nicht vernichten. Dafür braucht man Bodentruppen vor Ort. Gerade geht es also darum, die Huthis für ihre Angriffe auf Schiffverbindungen zu bestrafen und sie dazu zu bringen, ihr Verhalten zu ändern", erklärt Georg Löfflmann, Dozent für US-Außenpolitik an der Queen Mary Universität London, gegenüber ZDFheute. "Dabei allein auf Luftstreitkräfte zu setzen, hat in der Vergangenheit sehr gemischte Ergebnisse erzeugt - aus Kapazitätsgründen wie mit Blick auf die Innenpolitik scheinen die USA aber nicht willens, sich auf eine weitere anhaltende militärische Konfrontation im Nahen Osten einzulassen."

    Über 20 Jahre westlicher Militärinterventionen im Nahen Osten haben gezeigt, wie begrenzt es nur möglich ist, trotz überlegener militärischer Macht das gewünschte politische Ziel zu erreichen.

    Dr. Georg Löfflmann, Queen Mary Universität London

    Was sagt das Völkerrecht zu den Angriffen?

    Am Mittwoch hatte der UN-Sicherheitsrat eine Resolution verabschiedet, die die Huthi-Angriffe auf Schiffe verurteilt. Russland und China hatte sich bei dieser Abstimmung enthalten. Die Resolution 2722 verweist zwar auf das Recht aller Staaten, ihre Schiffe im Einklang mit dem Völkerrecht vor Angriffen zu verteidigen. Eine explizite Autorisierung für den Einsatz von Gewalt enthält die Resolution jedoch nicht - was dazu führt, dass Regierungen nun höchst unterschiedliche Schlüsse daraus ziehen.
    UN-Vollversammlung in New York
    Der UN-Sicherheitsrat hat die Huthi-Rebellen im Jemen aufgefordert, die Angriffe auf Schiffe im Roten Meer einzustellen. Eine Resolution verurteilt die Attacken.11.01.2024 | 0:20 min
    In einer am Freitag veröffentlichten juristischen Stellungnahme argumentiert die britische Regierung etwa, dass sie unter anderem in Folge eines Drohnenangriffes auf das Kriegsschiff HMS Diamond am 9. Januar ein völkerrechtlich verbrieftes Selbstverteidigungsrecht habe. "Es war notwendig und angemessen, um auf Angriffe der Huthis zu reagieren und dies war die einzige zu Verfügung stehende Möglichkeit, um mit solchen Angriffen umzugehen", heißt es in dem Papier.
    Russland und Iran hingegen sprachen von einem Bruch des Völkerrechts. Maria Zacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, nannte die britische Argumentation eine "Perversion" der Resolution des UN-Sicherheitsrats. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die Luftangriffe am Freitag als "unverhältnismäßig".

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