"Versagen des Geheimdienstes":Wie die Hamas Israel so überraschen konnte
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Hamas-Terroristen töten Hunderte Menschen in Israel. Wie konnte es so weit kommen? Mehrere Insider berichten einer Nachrichtenagentur über die Hintergründe.
Es war eine sorgfältige Täuschung, mit der die radikale Palästinenserorganisation Hamas ihren Großangriff auf Israel plante. Nur so konnten Hamas-Kämpfer die Grenze des Gazastreifens zu Israel überwinden und die stärkste Armee des Nahen Ostens herausfordern.
Zwei Jahre lang arbeitete die islamistische Hamas offenbar im Geheimen ihre Pläne aus. Während Israel im Glauben gelassen worden sei, die Hamas sei kampfesmüde und könne durch wirtschaftliche Anreize für Arbeiter aus dem Gazastreifen weiter an Bedeutung einbüßen, seien Kämpfer ausgebildet und trainiert worden, sagt ein der Hamas nahestehender Insider.
Der Insider, der der Palästinenser-Organisation Hamas nahesteht, nannte der Nachrichtenagentur Reuters zahlreiche Details über den Großangriff.
Die Hamas habe in den vergangenen Monaten eine "beispiellose Geheimdiensttaktik" genutzt, um Israel in die Irre zu führen, sagte der Insider.
Israel von Angriff überrascht
Israel räumt ein, von dem Hamas-Angriff überrascht worden zu sein, der mit einem jüdischen Feiertag zusammenfiel. "Das ist unser 11. September", sagt Nir Dinar, der Sprecher der israelischen Streitkräfte, mit Blick auf die Anschläge in den USA 2001.
Insider: Hamas wollte Zugang zu Jobs
Der Insider mit Kontakten zur Hamas berichtete, die Terrororganisation habe sich darum bemüht, Israel zu überzeugen, dass sie "nicht in eine Konfrontation geraten wollte". Gleichzeitig habe die Hamas den Eindruck erweckt, dass es ihr wichtiger sei, Palästinensern Arbeit und Zugang zu Jobs jenseits der Grenze zu verschaffen.
Seit dem Krieg mit der Hamas 2021 hatte Israel versucht, eine gewisse wirtschaftliche Stabilität für die rund zwei Millionen Menschen im Gazastreifen zu schaffen.
Ein Insider aus dem israelischen Sicherheitsapparat räumt die gelungene Täuschung seitens der Hamas ein:
Hamas hielt sich jahrelang zurück
In den vergangenen zwei Jahren verzichtete die Hamas auf Angriffe auf Israel. Selbst als der Islamische Dschihad im Gazastreifen mit Raketen israelische Ziele attackierte, hielt die Hamas sich zurück. Nun sieht es so aus, als sei auch das Teil der Täuschung gewesen.
Ein israelischer Insider sagt, es habe eine Zeit gegeben, in der Israel geglaubt habe, der Anführer der Bewegung, Jahja Al-Sinwar, sei mit der Verwaltung des Gazastreifens beschäftigt, "und nicht mit der Tötung von Juden".
Zugleich richtete Israel seinen Fokus weg von der Hamas und hin zu einem Abkommen mit Saudi-Arabien, das die Beziehungen normalisieren soll.
Angriff in mehreren Teilen geplant
Ein entscheidender Teil des Plans sei es gewesen, Lecks zu vermeiden, sagt der der Hamas nahestehende Insider. Viele Hamas-Anführer seien sich der genauen Pläne nicht bewusst gewesen. Und die 1.000 bei dem Angriff eingesetzten Kämpfer hätten während des Trainings keine Ahnung gehabt von deren konkretem Zweck.
Quelle: picture alliance / AA
Radikal-islamische Terrorgruppe, 1987 während erster Intifada gegründet
Name ist Akronym für "islamische Widerstandsbewegung"
Ziel: Zerstörung Israels und Einrichtung eines islamischen Staats
besitzt keine demokratische Legitimierung und geht restriktiv gegen Bevölkerung vor
Quelle: dpa
radikale Schiiten-Miliz, dominiert mehrere schiitische Gebiete im Libanon
Ziel: Interessen der Schiiten durchsetzen, Kampf gegen Israel
fungiert als politische Partei und Terror-Miliz
ideologisch und politisch mit Iran verbunden, enge Koordination mit Hamas
Großteil militärischer Ausstattung stammt aus Iran
verfügt über großes Raketenarsenal, können vermutlich zehntausende Kämpfer mobilisieren
bereits mehrmals im Konflikt mit Israel, etwa im Libanon-Krieg 2006
in Deutschland als Terrororganisation eingestuft
Experten verweisen auf eine instabile Lage im Libanon: Hisbollah könnte sich Krieg mit Israel wohl auch finanziell nur schwer leisten.
Quelle: ZDF/Iranian Supreme Leaders Office
seit der Revolution 1979 eine schiitische Islamische Republik
Staatsoberhaupt: Ali Khamenei - dieser erklärte zuletzt abermals: Die Palästinenser und andere Kräfte würden "das Krebsgeschwür Israel bald schon auslöschen"
Iran sieht Israel als Erzfeind an und lehnt dessen Existenz ab
fördert und finanziert seit Jahrzehnten Terror-Gruppen in der gesamten Region
konkurriert mit Saudi-Arabien um Einfluss in der Region, ermöglicht durch Öl-Milliarden
ist klar gegen eine mögliche Aussöhnung und Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien, die sich zuletzt angedeutet hat. Könnte Hamas darum zu Großangriff auf Israel bewegt haben.
Quelle: Reuters, ZDF
Der Angriff bestand demnach aus mehreren Teilen:
Nach dem Abschuss von Raketen aus Gaza kamen Drachenflieger und motorisierte Gleitschirme zum Einsatz um die Grenze zu überwinden.
Anschließend durchbrachen Kämpfer die Absperrungen mit Hilfe von Sprengstoff.
Dann rasten sie mit Motorrädern hinüber, Bulldozer vergrößerten die Lücken.
Eine Kommandoeinheit griff das Hauptquartier der israelischen Armee im Süden am Gazastreifen an und störte dessen Kommunikation.
So wurden die Soldaten gehindert, ihre Kommandeure oder einander anzurufen.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
ZDFheute Infografik
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Jaakow Amidror, ein früherer General des israelischen Militärs und einstiger nationaler Sicherheitsberater von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, spricht von einem "großen Versagen des Geheimdienstes und des Militärs im Süden".
Einige Verbündete Israels hätten gesagt, dass die Hamas mehr Verantwortung übernommen habe. Man habe "dummerweise begonnen zu glauben, dass es wahr ist", sagt Amidror.
Lesen Sie hier die aktuellen Entwicklungen im Liveblog:
Mit dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Israel greift infolge der Terrorattacke Ziele im Gazastreifen an. Ein Rückblick.