Eskalation in Nahost: Israel laut Netanjahu "im Krieg"
Angriffe von Hamas auf Israel:Netanjahu: "Wir sind im Krieg"
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Der Nahost-Konflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Die Hamas hat Israel von Gaza aus mit Raketen beschossen. Netanjahu erklärte daraufhin: "Wir sind im Krieg".
Nach massiven Raketenangriffen auf Israel aus dem Gazastreifen hat die dort herrschende islamistische Hamas den Beginn einer "Militäroperation" gegen Israel erklärt. Hamas habe beschlossen, israelischen "Verbrechen" ein Ende zu setzen, sagte der Hamas-Militärchef Mohammed Deif in einer Botschaft am Samstagmorgen.
Viele Angaben zu Konflikthandlungen, Schäden und Totenzahlen in Gaza lassen sich nicht unabhängig überprüfen. So berichtet das ZDF über die Lage vor Ort - hier finden Sie Fragen und Antworten.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte in einer Video-Nachricht: "Wir sind im Krieg und wir werden gewinnen."
Netanjahu ruft Bevölkerung zu Entschlossenheit auf
Zu Beginn der Sitzung des Sicherheitskabinetts sagte Netanjahu laut Mitteilung seines Büros: "Ich rufe alle Bürger Israels auf, sich zu vereinen, um unser höchstes Ziel zu erreichen - den Sieg im Krieg".
Israel befinde sich seit Samstagmorgen im Krieg. Oberstes Ziel sei es, Sicherheit und Ruhe in den betroffenen Gebieten wiederherzustellen, so Netanjahu. Ferner gehe es darum, "dem Feind einen hohen Preis abzuverlangen" sowie durch eine Stärkung der Fronten zu verhindern, dass jemand "irrtümlich in diesen Krieg eintritt".
Was wir zur Lage in Israel wissen: Einschätzung von Nahost-Experte und ZDF-Korrespondent07.10.2023 | 26:03 min
Militante Palästinenser im Gazastreifen haben am Samstagmorgen überraschend Dutzende Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert. In verschiedenen Städten des Landes heulten die Warnsirenen, wie die Armee mitteilte. Auch in Tel Aviv war Raketenalarm zu hören. Israel feiert gerade das jüdische Fest Simchat Tora (Freude der Tora).
Das israelische Militär rief die Einwohner der südlichen und zentralen Landesteile auf, in geschützten Bereichen zu bleiben.
Israel reagiert mit Gegenangriffen und Mobilisierung von Reservisten
Die israelische Luftwaffe hat nach dem Großangriff aus dem Gazastreifen erneut Ziele in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer beschossen. Dutzende Kampfjets seien an dem Angriff beteiligt gewesen, teilte ein Sprecher der israelischen Armee mit. Es seien 17 Militäranlagen und vier Kommandozentren der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas angegriffen worden. Dabei hat es Medizinern zufolge mehrere Tote gegeben. Zudem seien zahlreiche Verletzte in Krankenhäuser gebracht worden, heißt es weiter.
Zuvor hatte die israelische Armee in Israel den Kriegszustand erklärt. Die Ausrufung des Kriegszustandes ermöglicht es der israelischen Armee, außergewöhnliche Schritte zu ergreifen und Reservisten zu mobilisieren.
Die israelische Botschaft in Berlin auf X (vormals Twitter)
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Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat die Mobilisierung von Reservisten genehmigt. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums teilte mit, dies solle "entsprechend des Bedarfs der israelischen Armee" geschehen. Galant rief eine "außergewöhnliche Sicherheitssituation" in einem Umkreis von bis zu 80 Kilometern Entfernung vom Gazastreifen aus. Dies ermögliche es der israelischen Armee, Zivilisten besser zu schützen. Die Einwohner der israelischen Grenzregion wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Die Armee teilte auch mit: "Einige Terroristen sind aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet vorgedrungen." Als Reaktion auf die Raketenangriffe beschoss die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen, wie ein israelischer Armeesprecher bestätigte.
Der Gegenschlag Israels werde kommen, sagt Nahost-Experte Michael Lüders nach dem Großangriff der Hamas. "Es wird zu einer Eskalation kommen."07.10.2023 | 9:50 min
Tote und Verletzte durch Raketenangriffe auf beiden Seiten
Mindestens 100 Menschen wurden bei den Angriffen in Israel getötet, rund 900 weitere Menschen zum Teil schwer verletzt. Dies berichteten israelische Medien unter Berufung auf medizinische Kreise. Im Gazastreifen habe es bei israelischen Gegenangriffen aus der Luft palästinensischen Angaben zufolge mindestens 198 Tote gegeben, 1610 weitere Menschen seien verletzt.
Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv wurde nach Armeeangaben ein Haus getroffen. Es war zunächst unklar, ob es dabei Verletzte gab. Der Rettungsdienst rief wegen eines Mangels an Blutkonserven zu dringenden Blutspenden im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv auf. Sanitäter berichteten außerdem von Verletzten bei den Raketenangriffen im Bereich der Ortschaften Aschkelon, Gedera und Javne.
Mit dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Israel greift infolge der Terrorattacke Ziele im Gazastreifen an. Ein Rückblick.
Angriff aus Gazastreifen überraschend
Der massive Angriff aus dem Gazastreifen kam überraschend. Die Lage besonders im besetzten Westjordanland hatte sich allerdings zuletzt wieder zugespitzt. Seit Donnerstag waren dort vier Palästinenser bei Anschlägen oder Konfrontationen mit der israelischen Armee getötet worden.
Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden im Nahost-Konflikt 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.
"Das ist ein offenbar von langer Hand und sehr gut organisierter Überraschungs-Angriff, den es so bisher nicht aus Gaza gegeben hat", kommentiert ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge die Lage. "Neu ist nicht, dass es tausende Raketen geben hat, sondern einen koordinierten Angriff mit Bodentruppen, teilweise mit Paraglidern."
"An sechs oder sieben Orten rund um Gaza wird gekämpft. Die Lage ist völlig unübersichtlich und Israel offenbar völlig überrascht worden", so Bewerunge aus Tel Aviv.
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ZDF spezial um 19.20 Uhr
EU-Ratspräsident verurteilt Angriffe auf Israel scharf
EU-Ratspräsident Charles Michel hat die Angriffe auf Israel scharf verurteilt. Die "wahllosen Angriffe" gegen Israel und seine Bevölkerung hätten unschuldigen Bürgern Terror und Gewalt angetan, schrieb er auf der Plattform X (ehemals Twitter). "Meine Gedanken sind bei allen Opfern." Die EU sei in diesem schrecklichen Moment solidarisch mit dem israelischen Volk.
Post von Charles Michel auf X (ehemals Twitter)
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Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock forderte aus derselben Plattform "Gewalt und Raketen gegen Unschuldige müssen sofort aufhören". Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert warnte alle Deutschen, sich in Sicherheit zu bringen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die überraschenden Angriffe aus dem Gazastreifen auf Israel mit Hunderten von Raketen aufs Schärfste verurteilt. "Es ist Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form. Israel hat das Recht, sich gegen solche abscheulichen Angriffe zu verteidigen", schrieb sie auf der Plattform X (ehemals Twitter).
1967: Israel erobert Westjordanland
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
An der Gaza-Grenze war es im vergangenen Monat mehrfach zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Posten der im Gazastreifen herrschenden militanten Palästinenserorganisation Hamas an.
Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen nach UN-Angaben unter sehr schlechten Bedingungen. Die von EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.