USA-Experten bei "illner": Steht Bidens Abgang kurz bevor?
USA-Experten bei "illner":Neumann: Biden-Abgang "eine Frage von Stunden"
von Torben Schröder
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Trump vs Biden? Dieses vermeintlich schon entschiedene Rennen um die US-Präsidentschaft wird immer unsicherer. Gleichwohl müsse sich Europa wappnen, warnen USA-Kenner bei "illner".
Sehen Sie hier die Sendung maybrit illner vom 18. Juli 2024.18.07.2024 | 63:00 min
Der Rückzug von US-Präsident Joe Biden von einer neuerlichen Kandidatur ist eine Frage von Stunden. Mit dieser Prognose lehnt sich der Politikwissenschaftler Peter Neumann in der ZDF-Sendung "maybrit illner" am weitesten aus dem Fenster.
Dies sei Neumann zufolge die einzige Option, die "Sinn machen würde und die auch das Gesicht von Biden wahrt." Der Politikwissenschaftler glaubt, dass Kamala Harris "eine gute Chance hat", die Wahl zu gewinnen. Auch Historikerin Liana Fix erklärt: "Gerüchten zufolge ist es nur noch eine Frage der Zeit" bis US-Präsident Biden seinen Rückzug bekannt gebe.
Die offenbar bevorstehende Entscheidung sorgt unter all jenen, die einen Wahlsieg von Ex-Präsident Donald Trump befürchten, für neue Hoffnung. "Biden ist ein wirklich guter Präsident gewesen", sagt CDU-Politiker Ruprecht Polenz.
Der Rückhalt für US-Präsident Biden innerhalb seiner Partei schwindet offenbar weiter. Chuck Schumer und Nancy Pelosi sollen Biden vor einem Rennen gegen Trump gewarnt haben.18.07.2024 | 0:30 min
Attentatsversuch macht Trump zum Favoriten
Anders stehe es um das Zutrauen der Wähler bezüglich der nächsten vier Jahre. "Das Attentat ändert nichts daran, dass Trump jemand ist, der Wahlergebnisse nicht anerkennt, den Sturm aufs Kapitol orchestriert hat und was er für eine inhaltliche Politik vertritt", so Polenz.
Trump wäre laut Polenz ein Präsident, der Europa spalten wolle. Deutschland müsse viel stärker darauf drängen, dass Europa die Konsequenzen aus einer möglichen Trump-Administration zieht.
Mit dem Bild, auf dem der nach dem Attentat blutende Trump die Faust empor streckt, habe er laut Neumann genau die Botschaften gesendet, die er über sich verbreiten will. Das bringt den Republikaner, mehr noch als die Umfragen, in eine Favoritenrolle.
Immer mehr Demokraten fordern US-Präsident Biden auf, seine Kandidatur zurückzuziehen. Wegen einer Corona-Erkrankung muss er seinen Wahlkampf unterbrechen. Claudia Bates berichtet.18.07.2024 | 1:19 min
Kandidatenwechsel - neue Hoffnung für die Demokraten?
Es werde darauf ankommen, wer seine Klientel stärker mobilisiert, sagt die Journalistin Annika Brockschmidt. Da spreche das Attentat zurzeit klar für Trump, doch ein Kandidatenwechsel bei den Demokraten könne die Lage wieder ändern.
"Dieses tragische Attentat hat zu der Lage geführt, dass die Republikaner sich wie ein Mann hinter ihrem bislang nicht unumstrittenen Kandidaten versammelt haben", sagt Wolfgang Ischinger, ehemaliger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz.
Auf dem Parteitag der Republikaner hat J.D. Vance seine Nominierung als Vize-Präsidentschaftskandidat offiziell angenommen. In seiner Rede attackierte Vance Präsident Biden.18.07.2024 | 3:04 min
Trumps Vize: Die Rolle von J.D. Vance
Ein Zeichen übertriebener Siegesgewissheit sieht Fix darin, dass Trump J.D. Vance als designierten Vizepräsidenten erwählt hat. Damit gewinne er keine neuen Wähler. "Hochmut kommt vor dem Fall."
Ischinger spricht von einer langfristig angelegten Entscheidung:
Nach dem Attentat auf Donald Trump mahnen sowohl der Republikaner als auch der demokratische Amtsinhaber Joe Biden zur Einheit und werben für einen gemäßigteren Ton im Wahlkampf. "Natürlich ist da auch Wahltaktik im Spiel", so Laura von Daniels (SWP). 15.07.2024 | 4:15 min
Auf neue US-Regierung zugehen
Was folgt aus alledem? Die richtige Herangehensweise ist laut Ischinger jedenfalls nicht, "zu jammern", sondern auf die möglichen neuen Entscheidungsträger zuzugehen und Gespräche über die Möglichkeiten künftiger Zusammenarbeit zu führen.
Die Trump-Administration werde sich nicht aus Europa zurückziehen, aber massiv darauf drängen, dass es sich stärker einbringt.
Neumann betont: "Was die Amerikaner machen, mögen wir für verrückt halten - aber es ist nichts, wo wir uns einzumischen haben." Uns beträfen zwei Punkte: die Glaubwürdigkeit des Nato-Bündnisses und die Bereitschaft Trumps, das System in Amerika aufrechtzuerhalten.
Mit dem Attentat verändere sich Trumps Rolle, er würde vom Angeklagten zum Opfer, so Politikwissenschaftlerin Prof. Römmele. Die Stärke von Biden sei jetzt entscheidend.15.07.2024 | 15:26 min
Die Schwäche Europas
Die europäischen Regierungen hätten sich nicht auf Trumps Rückkehr vorbereitet, betont Fix: "Das ist die Schwäche Europas, die wir uns selbst ankreiden müssen."
Polenz fordert: "Wir brauchen jetzt das Geld für die Ukraine-Hilfe und um die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr zu stärken." Es sei falsch, deswegen nicht die Potenziale zu nutzen, die die Schuldenbremse bietet.
"Trump umgibt sich zunehmend mit Leuten, die bedingungslos loyal sind", sagt die Netzaktivistin Katharina Nocun. Im Ergebnis sei Amerika gefährdet, eine stabile Demokratie zu bleiben. Trump-Unterstützer hätten den Anschlag schnell in bereits bestehende Verschwörungserzählungen eingebaut.
Quelle: ZDF
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